Ein Wohnblock für 1000 Menschen

Lichthaus – Wohnanlage Salzachkai – Saint Julienstraße 2

Besser als sein Ruf

Das Wohn-, Büro- und Geschäftszentrum Salzachkai kennt man heute eher unter dem Namen Licht- oder Türhaus. Manche bezeichnen den markanten Betonklotz als das „schiachste Haus Salzburgs“.

Christoph Koca

Von Christoph Koca
Austria Guide, Kunstspaziergang.com

Es entstand im Auftrag der Siedlungsgemeinschaft Bausparerheim auf den ehemaligen Schlachthofgründen. In seiner Entstehungszeit galt das Bauvorhaben als Projekt der Superlative. Gleich drei Baufirmen und täglich bis zu 200 Arbeiter waren an der Entstehung des 350 Millionen Schilling teuren Großobjekts beteiligt. Allein 10.000 Quadratmeter Glas wurden verbaut. Die abgebildete Tafel mit dem Verweis auf den kostbaren Naturstein stammt aus dem Stiegenhaus des dort situierten Studentenheims „Die WG“.

Das 1975 fertiggestellte, an seinem höchsten Punkt 36 Meter hohe Lichthaus, entstammt der Feder der Architekten Fritz Kohlbacher, Hermann Liebl und Rudolf Scheiber. Kritische Stimmen bezeichnen den architektonischen Output des Dreiergespanns als „unverdientes Erbe“ Salzburgs, als „Architektur zum Vergessen“ (Salzburger Nachrichten, 15.4.1986. S. 7). Das Trio plante auch die Wohnanlage Stechlgut in Maxglan, das Salzburger Landesarchiv sowie das Akademische Gymnasium.

Das riesige, elfstöckige Lichthaus war und ist umstritten. Dabei versuchte das Architektenteam so gut es ging, das Gebäudekonglomerat hinter dem Heizkraftwerk Mitte und dem Miele Haus zu verstecken. Um dem Bauwerk die Masse zu nehmen und es weniger wuchtig wirken zu lassen, hat man es entgegen früheren Plänen von Sepp Ullrich stark gegliedert. Die Fassade der Anlage, mit seinen typischen, brutalistischen Betonbrüstungen, wurde in Gelb- und Grüntönen gestaltet, diese Farbgebung mag entfernt an das Schloss Hellbrunn oder das Schloss Schönbrunn erinnern.

Besondere Baumaßnahmen verlangte die Fundamentierung. Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels nahe dem Lehener Brückenkopf war es notwendig, die Schlitzwandumspundung in einer Tiefe von fünf Metern unter Terrain mit 15 Meter langen Eisenbetonankern zu sichern. Die Bauqualität der dreistöckigen Tiefgarage entspricht somit der eines atomschutzsicheren Zivilschutzraumes. Sie dürfte noch heute die größte private Garage der Stadt sein und bietet Platz für 407 PKWs.

Ein großes Augenmerk wurde auf die „gute Bewohnbarkeit“ gerichtet. Jede der 250 Wohnungen ist mit einem Balkon ausgestattet. Jede Wohnebene verfügt über einen Müllschlucker, Postkästchen und Abstellräume. Großzügige Grundrisse, eine 500 Quadratmeter große Sonnenterrasse im 10. Stock, Party-, Lese- und Freizeiträume sowie eine Waschzentrale mit Bügelautomaten bieten den Bewohnern viel an Komfort.

Im Inneren verspürt man fast so etwas wie Hotelcharakter. Damit sich auch die Kinder in der Wohnanlage orientieren können, ist jedes Stockwerk mit Tiersymbolen gekennzeichnet. Diese Symbole fanden sich früher auch im Aufzug, sind aber der Erneuerung der Liftanlage zum Opfer gefallen. Erhalten haben sich die Aschenbecher im Bereich der Aufzüge. Heute leben in dieser kleinen Stadt, die schon einmal bessere Zeiten erlebt hat, 1000 Menschen.

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