Astrid Miglar: Blutrotes Weimar

Astrid Miglar | Foto: Privat

Astrid Miglar | Foto: Privat

Autorin: Astrid Miglar
Titel: Blutrotes Weimar – Kriminalroman
ISBN: 978-3-94655367-0
Verlag: Greifenverlag (Ein Imprint des Knabe Verlag)
Erschienen: 11.03.2024

Klappentext:

Während es Elsbeth immer schlechter geht, merkt Margaux nicht, dass sie die Schuld daran trägt. Und nun ist Elsbeth tot und keiner der Schuldigen steht vor Gericht.

Ein Umstand, den es zu ändern gilt. Immerhin gibt es da noch mich. Ich werde meine beste Freundin rächen. Koste es, was es wolle. Schließlich kämpft man für die Person, die man liebt. Im Notfall bis zum Tod. Diese Sprichwörter nehme ich gern wörtlich. Nur ist nicht mein Tod gemeint.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Es war nicht einfach, dass Margot Kreuzer, die Margaux genannt werden wollte, ihren Verlobten Philipp Seydtnach ehelichen konnte. Die, von Philipp geplante Trennung, hat sie mit allen Mitteln verhindert – und in der Wahl der Mittel war Margaux nicht gerade zimperlich. Nichts und niemand sollte sie am sozialen Aufstieg hindern.

Ob das der Grund war, dass Margaux´ schönster Tag in ihrem Leben auch gleichzeitig ihr letzter war?

Aber die Bankangestellte Margaux schreckte auch nicht davor zurück, Lisbeth, ihre Arbeitskollegin, mit allen Mitteln aus der Bank zu drängen und spannte für ihr Vorhaben auch noch ihre beste Freundin Tina ein – zum Preis einer Gucci-Tasche.

Ist das Motiv, beim überraschenden Tod von Lisbeth zu suchen? Und gibt es einen Zusammenhang zwischen den anderen grauenhaften Todesfällen, die in Weimar kurz hintereinander passiert sind?

Ein grandioser Kriminalroman der etwas anderen Art!

Die Protagonistin, die sich Eva nennt und die beste Jugendfreundin der verstorbenen Lisbeth war, will unbedingt den Tod ihrer einstigen Jugendfreundin rächen. Die Autorin lässt Eva bei ihren Racheaktionen aus der „Ich-Perspektive“ erzählen, was den Handlungsablauf sehr humorvoll, amüsant und pechschwarz macht. Eva schwingt sich zum Racheengel auf, denn sie glaubt zu wissen, wer die Schuld am frühen Tod von Elsbeth trägt. Engel ist sie aber sicher keiner. Die Protagonistin handelt zwar aus Rache, aber der Leser findet sie trotzdem ziemlich sympathisch und witzig. Er kann ihre Taten gut nachvollziehen.

Bereits die Einleitung ist vielversprechend – beginnt sie doch mit dem Tod der Braut am Hochzeitstag. Die weitere Handlung führt den Leser an den Anfang – als Eva und Elsbeth sich zufällig nach vielen Jahren der Trennung wieder treffen und Eva Elsbeth´s „Untergang“ schrittweise erleben muss. Nach dem Tod ihrer Freundin, für den es juristisch keinen Schuldigen gibt, glaubt Eva die Schuldigen zu kennen und Gerechtigkeit für ihre Freundin üben zu müssen.

Ob die Morde geahndet werden, lässt die Autorin offen. Aber am Ende gibt sie einen winzigen Hinweis, dass ein Polizeibeamter einen Hinweis auf den Täter vermutet.

Der wahre und ernste Hintergrund hinter dieser humorvollen Handlung ist sicherlich das Thema Mobbing am Arbeitsplatz, das viel Elend über die Betroffenen bringt. Leider wird, wie hier beschrieben, Mobbing immer noch viel zu wenig strafrechtlich geahndet: Zum einen, weil die Mobber sehr geschickt agieren, zum anderen, weil die Opfer schamhaft schweigen.

Es handelt sich hier um keinen typischen Krimi, bei dem die Polizei Ermordete findet und am Ende der Handlung den Täter stellt, sondern hier geht es um zwischenmenschliche Konstellationen und vor allem um Motivstellungen. Der Autorin ist es gelungen, mit wortgewaltiger Darstellung der Protagonistin, den Leser in deren Schuhe hineinzustellen, um in deren Fußstapfen wandeln zu lassen. Durch die humorvolle und satirische Betrachtungsweise muss nicht alles todernst genommen werden und dennoch gibt die Botschaft hinter diesem großartigen Roman zum Nachdenken: Aber die Komplexität der Motivlage eines Suizides kann in der Realität nicht einem Schuldigen oder einer Mobberin alleine zugeordnet werden. Was in dieser Handlung satirisch betrachtet wird, sollte aber im realen Leben nie gegenüber einer Person zu einer Schuldzuweisung führen.

Das Buch ist flüssig lesbar und sehr spannend, die Handlung gut nachvollziehbar und der Roman toppt sogar den sprichwörtlichen, schwarzen englischen Humor.

Ein Lesevergnügen der besonderen Art – nicht nur für Krimifreunde.


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