Maria Pourchet: Alle außer dir

Maria Pourchet | Foto: Luchterhand © Richard Dumas

Maria Pourchet | Foto: Luchterhand © Richard Dumas

Autorin: Maria Pourchet
Titel: Alle außer dir
Übersetzung aus dem Französischen: Claudia Marquardt
Französischer Originaltitel: Toutes les femmes sauf une

ISBN: 978-3-630-87782-2
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Erschienen: 28.08.2024

Klappentext:

Über Mütter und Töchter. Und die Freiheit einer Frau. Wie ein Wiegenlied erzählt Maria Pourchet eine ebenso mitreißende wie provokante Geschichte, die in ihrer schonungslosen Klarheit an Annie Ernaux erinnert. Schon vor Jahren ist Marie aus der Provinz nach Paris gezogen. Hat ihr kleinbürgerliches, konservatives Elternhaus hinter sich gelassen.

Sie ist klug, frei, ungebunden. Als sie mit 35 Jahren schwanger wird, beschließt sie, das Kind allein großzuziehen. Wenige Stunden nach der Geburt blickt sie auf die Wiege ihrer kleinen Tochter – und wie ein Film läuft vor Maries Augen ihr eigenes Leben ab. Die Kindheit und Jugend in einer Kleinstadt in den Vogesen. Die komplizierte Beziehung zu ihrer eigenen Mutter. Das Gefühl, nicht wirklich geliebt zu werden, wenn sie, wie so oft, nach Schulschluss vergebens auf ihre Mutter wartete.

Später dann die Verbote und Mahnungen, sich unterzuordnen. Kann es sein, fragt sich Marie nun, dass Frauen zu ihrer eigenen Unterdrückung beitragen?

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Marie, eine 35-jährige Frau, wurde von ihrer Mutter dazu erzogen, sich als Verliererin zu sehen. Doch mit der Geburt ihrer Tochter Adéle, die sie allein großziehen möchte, steht sie vor einer Entscheidung: Soll sie ihrer Tochter ein selbstbewussteres Leben vorleben oder die Tradition ihrer Ahninnen fortführen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde?

In einem Monolog über ihr Leben, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse spricht sie zu ihrer neugeborenen Tochter, die in einer Wiege am Ende ihres Bettes liegt. Während sie in ihre Vergangenheit eintaucht, wird ihre eigene und Adéles Zukunft immer klarer.

Dieser Roman erzählt von einem Leben, das erst durch Reflexion an Bedeutung gewinnt. Marie wurde von ihrer Mutter dazu erzogen, sich zurückzuhalten und ihren Selbstwert zu unterdrücken. Ihre Mutter erlebte das Gleiche – eine lange Kette von Frauen, die sich klein halten ließen.

Als Marie mit Adéle spricht, wird ihr bewusst, wie viel Lieblosigkeit und Geringschätzung sie erfuhr. Gleichzeitig erkennt sie, dass die Unterwürfigkeit der Frauen oft von Frauen selbst weitergegeben wird. Sie realisiert, dass auch ihre Mutter Opfer dieser Denkweise ist. Die Frage bleibt: Kann sie ihrer Mutter verzeihen und den Kreislauf für Adéle durchbrechen?

Ein nachdenklicher Roman, der nicht das Patriarchat, sondern das Minderwertigkeitsgefühl weiblicher Erziehender in den Fokus rückt. Durch die Reflexion traumatisierender Erlebnisse erkennt Marie, dass sie diejenige ist, die diese Denkweise verändern muss. Denn die Töchter von heute werden die Mütter von morgen.

Eine kurze, gut lesbare Erzählung, die ihre Botschaft erst nach dem letzten Satz enthüllt. Blumige Sprache und eine gelungene Übersetzung runden das Werk ab – ein Buch von Frauen für Frauen.


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