Sophie Reyer: Hexensommer

Sophie Reyer

Sophie Reyer | Foto: Konstantin Reyer

Sophier Reyer: Hexensommer

Autorin: Sophie Reyer
Titel: Hexensommer – Eine Dissoziation in drei Leben – Roman
ISBN: 978-3-903375-11-0
Verlag: Edition Keiper
Erschienen: 04.03.2024

Klappentext:

Walpurga Hausmännin ist im 16. Jahrhundert Hebamme und grausam zugerichtetes Opfer eines Hexenprozesses. Charlotte-Rose de Caumont de la Force ist adelige Schriftstellerin im Frankreich des 17. Jahrhunderts und schreibt „Persinette“ auf, die Vorläufergeschichte zu „Rapunzel“. Susanne Wenger, geboren 1915 in Graz, geht nach dem Zweiten Weltkrieg nach Nigeria, arbeitet dort als Künstlerin und wird Yoruba-Priesterin.

Die Ich-Erzählerin in „Hexensommer“ verliert sich mit zunehmender Lektüre in diese drei Leben und wird zugleich sensibel für die Frauenleben, von denen sie heute umgeben ist. „Plötzlich sah ich die Linie zwischen allem, sah, dass alles miteinander verbunden war: gestern, heute, morgen. Ich – .“

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Die Ich-Erzählerin des Buches setzt sich mit drei Frauenschicksalen auseinander, deren Biografien sie parallel liest. Im Laufe der Zeit verschmelzen die Geschichten immer mehr miteinander, obwohl die Frauen zu unterschiedlichen Zeiten gelebt haben.

Angefangen hat alles mit Walpurga Hausmännin, einer verwitweten Hebamme aus dem 16. Jahrhundert, die Opfer der Dillinger Hexenprozesse wurde.

In der Auslage des Stadtmuseums fällt „Ihr“ das Foto von Susanne Wenger auf, einer Künstlerin aus Graz, die 1950 nach Afrika auswanderte und dort als Schamanin und Yoruba-Priesterin Bekanntheit erlangte.

Über das Märchen „Persinette“ – unser heutiges „Rapunzel“, kommt „Sie“ auf die Autorin und Adelige Rose de Caumont de la Force, die zur Zeit des Sonnenkönigs Ludwig des XIV. lebte.

Was alle Frauen verbindet, ist ihre Erfahrung von Gewalt und Diskriminierung durch Männer, aber auch ihre besondere Verbundenheit mit der sie umgebenden Natur, denn sie besitzen eine (fast) übernatürliche Wahrnehmungsfähigkeit, in der selbst der Wind vor ihren Augen schemenhaft Gestalt annimmt.

Eine wunderbare Geschichte, die wie ein Märchen anmutet – und doch auf wahren Frauengeschichten beruht. Obwohl die geschilderten Biografien oft sehr traurig und auch grausam sind, ist es ein Buch voller Hoffnung und Zuversicht.

Besonders grausam war die Zeit nach dem Ende des Mittelalters, als Frauen als Hexen denunziert wurden und unter der Folter von (kirchlichen) Männern falsche Geständnisse ablegten, um dann auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden.

Zur Zeit des Sonnenkönigs wiederum war es Frauen streng verboten, zu schreiben – das durften nur Männer. Besonders die Schriftstellerin Rose de la Force hatte ein sehr trauriges Leben, dem sie aber tapfer die Stirn bot.

Auch für Susanne Wenger war es schwierig in der NS-Zeit in ihrer österreichischen Heimat, weil die Nazis ihre Arbeiten als „entartete Kunst“ ablehnten. Aber aufgrund ihrer transzendentalen Fähigkeiten gelang ihr aber nach ihrer Migration ein sehr erfülltes Leben, weil sie Kunst und Naturreligion miteinander verband.

In die Verschmelzung der drei erzählten Lebensgeschichten fließt auch die Gegenwart der „Ich-Erzählerin“ ein, die sich in einem Projekt, mit einer Kollegin, für Frauen starkmacht.

Die Autorin verwendet in ihrem Roman eine verzaubernde und melodische Sprache, sie spielt mit den Worten und macht aus diesem Roman ein einnehmendes Kunstwerk – mit sehr ernstem und wahren Hintergrund.

Reyer springt in ihrer Erzählung zwischen verschiedenen Figuren und verschiedenen Zeiten hin und her – und lässt dabei allmählich das Märchen „Rapunzel“ entstehen. Es geht um Elfen und Feen – und ein Abtauchen in eine glitzernde, märchenhafte Welt, bevor die Realität für die Protagonistinnen unerträglich wird.

Ein ganz besonderes, gut recherchiertes Buch und ein großartiges Leseerlebnis!


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