Sophie Reyer: Tod der Wolken

Sophie Reyer

Sophie Reyer | Foto: Konstantin Reyer

Sophie Reyer: Tod der Wolken

Autorin: Sophie Reyer
Titel: Tod der Wolken (Phanta-Sci)
ISBN/EAN-13: 97883990610442
Verlag: Planet E Publishing House e. U.

Klappentext:

Nichts ist wie es war in der Welt der Magier. Denn: die Wolken sind verschwunden! So macht sich die kleine Zauberin Nele Nebel, die Nebel weben kann, auf in die Stadt der Menschen. Aber siehe: der König dort gibt sogar selbst zu, dass er die Wolken vertrieben habe.

Er sehnt sich nach einem glatten Himmel! Zum Glück weiß Pia Piratin, ein Gauklermädchen, mit dem Nele Nebel sich anfreundet, Rat: Man müsse nur den Tod oder einen seiner Boten für sich gewinnen, um den Menschen Angst zu machen. Und so brechen die beiden auf, um diesen zu suchen.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Nele Nebel, das Zaubermädchen aus der Wurzelkolonie der Nebelweber, muss mit wachsender Sorge feststellen, dass mit den Wolken auch langsam ihre Reittiere, die Nebelpferde, verschwinden. Regio, ihr treues Nebelpferd, hat bereits ein großes Loch an seinen Flanken, das nur noch mit der Wundsalbe von Neles Lehrerin Afra beseitigt werden kann.

Das Nebelwebermädchen weiß, dass sie schnell erwachsen werden muss. Das bedeutet, dass sie sich auf eine abenteuerliche Suche nach ihrem wahren Namen machen wird. Mit Erlaubnis von Afra, ihrer Lehrerin und Mentorin, begibt sich Nele zurück zu ihrem Ursprung, um die Metamorphose von Nele zu Schwanenschwinge vollziehen zu können.

Mit ihrem neuen Namen Schwanenschwinge und ihrem Zauberstab fliegt sie auf dem Rücken ihres Nebelpferdes Regio in die Stadt Ismail, um den König der Menschen zu bitten, die Wolken zurückzuholen.

Zur Audienz beim König wird Nele vom Gauklermädchen Pia Piratin begleitet, die sie kurz zuvor in der Stadt kennengelernt hat und deren Freundschaft sie über den Abschied von ihrem geliebten Nebelpferd hinwegtröstet.

Doch beim Empfang des Königs erleben die beiden Freundinnen eine herbe Enttäuschung. Der König selbst hat die Wolken verbannt, da sie nicht in seine Vorstellung eines glatten Himmelsbildes passen.

Aber Nele gibt nicht auf. Gemeinsam mit Pia sucht sie einen weiteren Verbündeten. Als sie den Todesboten Schnitter treffen, machen sich die drei auf eine abenteuerliche Reise in die Anderswelt zu Schnitters Papa Tod, der ebenfalls die Wolken zurückhaben möchte.

Obwohl die Reise in die Anderswelt mit vielen Gefahren verbunden ist, mindert sie nicht Neles bzw. Schwanenschwinges Entschlossenheit. Doch ein bösartiger Hinterhalt bringt Nele und ihre Freunde in große Gefahr, und die Rückkehr der Wolken wird ungewiss.

Diese großartige Parabel macht auf berührende Weise den Hilferuf unserer Umwelt sichtbar und hörbar und bettet den Menschen in seiner Ambivalenz zwischen der Sehnsucht nach einer heilen Natur und deren egoistischer Ausbeutung ein.

Die Protagonistin, die kleine Magierin und Nebelweberin Nele Nebel, verkörpert das tief verwurzelte menschliche Bedürfnis, im Einklang mit der Natur zu leben, während der Antagonist die Zerstörung und Unterwerfung der Umwelt zum Machterhalt und zu seinem egoistischen Vorteil darstellt.

Der Autorin ist es in der Gestalt der kleinen Nebelweberin sehr gut gelungen, menschliche Sehnsüchte in Bilder zu verpacken. Sie zeigt auch auf, dass sich Ängste meist in Luft auflösen, wenn wir uns ihren Schatten stellen.

Als sich die kleine Protagonistin auf den Weg macht, wird ihr klar, wie sehr sie über sich hinauswachsen kann, weil sie ein klares Ziel vor Augen hat. Zweifelt Nele an ihren Kräften und Fähigkeiten, so hört sie die Stimme von Afra in sich, die sie bestärkt, auf dem richtigen Weg zu bleiben.

Analog sehe ich in Neles Geschichte und ihren Abenteuern Menschen vor mir, die mit sich im Reinen sind, nachdem sie sich selbst gefunden haben. Es sind Menschen, die sich ihres Selbst, ihres Seins sowie ihrer Fähigkeiten bewusst sind.

Es ist aber auch ein Buch über die Bedeutung von Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt. In diesem Roman steht der Mensch als soziales Wesen im Mittelpunkt, das erst eingebunden in eine Gemeinschaft seine volle Kraft entfalten kann.

Der König, der hier den Antagonisten darstellt, verkörpert die dunkle Seite des menschlichen Daseins: Nimm, was du kriegen kannst – ohne Rücksicht auf irgendetwas oder irgendwen. Diese dunkle Seite zeigt sich hier symbolisch in der Verbannung der Wolken, ohne die ein dauerhaftes Überleben nicht möglich ist. Erst nach einer Läuterung lenkt der König ein. Diese Läuterung wird in der Parabel bildhaft als ein neu Erstehen aus einem Kokon dargestellt und als das Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit.

Sowohl die Protagonistin als auch der Antagonist stellen verschiedene Facetten des menschlichen Daseins dar. Kein Mensch ist nur gut und keiner ist nur böse; die Grenzen verschwimmen und tendieren in eine Richtung, wobei Abweichungen auftreten, die Läuterungen unerlässlich machen.

Das Buch bietet für jeden etwas: Wer mag, liest ein schönes, gut und flüssig zu lesendes Märchen. Leser, die jedoch nach einem Gleichnis zum menschlichen Dasein suchen, finden es in diesem zum Nachdenken anregenden Phantasie-Roman.


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