Göttliche Kunst

Kolleg St. Benedikt – St. Peter Bezirk 8-9

Am 1. Mai 1926 eröffnete das Wohn-, Gebets- und Studienhaus Kolleg St. Benedikt, das nach den Entwürfen des Hamburger Architektur Autodidakten Peter Behrens errichtet worden war. Zusammen mit dem etwa zeitgleich umgesetzten Festspielhausumbau, zählt das Studienhaus zu den ersten moderat modernen Gebäuden in der Altstadt. Für die künstlerische Ausgestaltung sorgten Jakob Adlhart und Anton Faistauer.  

Christoph Koca

Von Christoph Koca
Austria Guide, Kunstspaziergang.com

Die Qualität des Gebäudes eröffnet sich erst auf den zweiten Blick. „Nur der Architekturverständige weiß, was an einem solchen schlichtem Bau, der jeder Fassadenwirkung entsagt, Kunst ist.“ (Salzburger Chronik für Stadt und Land, 30.4.1926. S. 19) Frühere Pläne von Stadtbaumeister Franz Wagner, die unter anderem ein neobarockes Portal vorsahen, wurden zu Gunsten von Peter Behrens Entwurf, der einen Bezug zum baulichen Umfeld herstellte, fallen gelassen. Monumental präsentiert sich das expressive, mit Bossenmauerwerk geschaffene Rustika Portal, das wie aus dem Mönchsbergfelsen herausgewachsen erscheint und in seiner Formgebung an den Palazzo Pitti in Florenz erinnert. Die reduzierte Fassade ist in Raster unterteilt und zitiert in seiner Wandhaftigkeit die Formensprache der Salzburger Altstadthäuser.  

Bei der Sanierung 1995 wurde bedauerlicherweise der Originalputz abgeschlagen. Ursprünglich war die Lochfassade, die durch Mönchsberg Konglomerat akzentuiert wurde, in einem sogenannten „Würmerlputz“ gekleidet, dieser ähnelt den Wurmgängen von Regenwürmen. Peter Behrens leitete zum Zeitpunkt der Entstehung des Kollegs die Meisterschule der Architektur an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Er beeinflusste zahlreiche Architekten, die in den Fünfzigerjahren in Salzburg bauten. Genannt seien Josef Becvar, Josef Hawrenek, Richard Bandian und Erich Horvath.  

Behrens war fasziniert von den Katakomben von St. Peter, die streng genommen Eremitorien sind und kopierte dieses Raumgefühl in die Halle des Kollegs. Betritt man den marmornen Eingang des Kollegs, hat man im Inneren angekommen zwangsläufig das Gefühl in einer Höhle zu sein. In der gedrungenen Halle, die mit den dort angebrachten Wappen fast an einen Rittersaal erinnert, sieht man an der Decke schwere, roh bearbeitete Balken und Tramlagen. Behrens legte großen Wert auf das Handwerkliche und erdachte hier einen Raum mit enormer Wirkung. „So wird an keiner Stelle die Betondecke sichtbar, die – wie in allen Hallen und Korridoren im Kolleg – auch hier zum Einsatz kam.“ (Mayr, Norbert. Das Kolleg St. Benedikt 1924/26 in Salzburg. Peter Behrens und der genius loci. Dissertation. Salzburg. S. 108). Höhepunkt des Raumes ist das Kruzifix Jakob Adlharts. Der gebürtige Münchner, der in Gröden aufgewachsen ist, erhielt den Auftrag zu dem Schreckens Jesus erst durch die Intervention von Lokalhistoriker Franz Martin. Das überdimensionale Kruzifix bedeutete für Adlhart den künstlerischen Durchbruch in Salzburg, es stellt das Leiden Christi in roher und derber Weise überaus drastisch und eindrucksvoll dar.  

Im italienisch anmutenden Innenhof begegnen uns zwei Arbeiten Anton Faistauers, welche er direkt im Anschluss an die berühmten Wandfresken im Festspielhaus im August 1926 verwirklichte. Der Gnadenstuhl, eine typische Darstellung aus der Zeit der Spätgotik, zeigt uns den Gottvater sitzend, mit ausgestreckten Armen seinen gekreuzigten Sohn tragend, darüber schwebt die Heilig-Geist Taube. An der Basis finden wir ein Stiftermotiv, den kunstsinnigen Auftraggeber Erzabt Petrus Klotz und den Baukünstler Peter Behrens zeigend. „Faistauer reduzierte seine Farbpalette – wie zwei Jahre später in Bamberg – auf Rot, Blau und Gelb.“ (Mayr, Norbert. Anton Faistauer und die Monumentalkunst. In: Anton Faistauer. 1887-1930. Katalog zur Sonderausstellung des Salzburger Museum Carolino Augusteum. 2005. S. 192). Die Sonnenuhr zeigt die Madonna von Maria Plain, die im Volksmund auch „Strudelmadonna“ genannt wird, weil sie das Tuch, mit dem sie das Jesuskindlein wickelt, wie einen Strudelteig hält. Darunter erkennt man eine Stadtansicht Salzburgs mit St. Peter im Vordergrund.  

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