„Ich – Du – Wir“ – fließende Identitäten und Körper

Ich-Du-Wir

Im Studio der Universität Mozarteum gestalteten Studierende des Orff-Instituts für elementare Musik- und Tanzpädagogik und vom Tiroler Landeskonservatorium einen abwechslungsreichen Abend zum Thema „Social Justice“.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

In der Regie von Hildegard Starlinger wird in den unterschiedlichsten Formaten die Frage „Wer ist mein Ich?“ behandelt und in tänzerischen, musikalischen und sprechperformativen Szenen die Individualität hinterfragt. Ein absolutes Highlight zum Weltfrauentag am 8. März 2024.

Zu Beginn stellen sich die jungen Damen mit ihren Vornamen vor und setzen diesen dann in Gebärdensprache um. Das Publikum wird begrüßt und auch nach den jeweiligen Namen befragt. Diese spontane Kontaktaufnahme lockert die Stimmung. Annalena bringt uns mit einigen „Denkkrümeln“ von Elfriede Gerstl – „manche kommen aus dem staunen nie heraus, manche nie hinein“ oder „so nebenbei geschieht das außerordentliche“ – zum Nachdenken.

Dann lernen wir eine Wildfrau kennen, die die Farbe des Feuers liebt und natürlich auch ihre rote Mütze. Eine junge Frau hingegen ist fasziniert von ihren alten Schuhen, mit denen sie Australien durchquert hat. „Wer wäre ich nur ohne meine Schuhe?“ Laura wiederum ist überaus sensibel und ständig auf der Suche nach ihrer Identität. Ist sie nun depressiv oder einfach nur faul? Sie weiß, dass sie manchmal zu viel und dann wieder zu wenig ist. Schließlich beruhigt sie sich mit der Feststellung: „Du bist du, sei, wie du dich fühlst!“

Natürlich geht es an diesem Abend vor allem um Frauenthemen. Eine kleine, mutige Fee etwa will am Sporttag, der Pflicht ist, den „weiblichen Fluch“ zur Sprache bringen und ist erleichtert, als das problemlos funktioniert. So werden eigene Texte der Studierenden, ausgehend von Biographiearbeit zur eigenen Identität und somatischen Forschungsansätzen, Texte von Erich Fried („Ich habe viele Vornamen“) sowie Semier Insayif („verhör selbst innen“) kunstvoll gemixt. Die passenden Choreographien stammen von Chris Yi-Yi Wang. Die unterschiedlichsten Requisiten, vom weißen Hochzeitskleid bis zur Kochschürze, werden malerisch auf der Bühne verteilt.

Dazwischen wird das Publikum immer wieder mit musikalische Einlagen verwöhnt. Beim Song „Die süßesten Früchte“ aus dem Jahre 1952 kommt ein riesiges Xylophon zum Einsatz. Tirza Gloger trägt in weißer Küchenschürze „Das verlassene Mägdelein“ aus den Mörike-Liedern vor und das passt hervorragend zum Thema des Abends. Die musikalischen Einstudierungen stammen von Yvonne Hartinger und Florian Müller. Zum Finale wird das Publikum aufgefordert, selbst Gedankenkrümel zu verfassen und diese an einer Leine aufzuhängen. Mutige haben auch die Möglichkeit, diese via Mikrofon hörbar zu machen.

Mit Robert Schumanns Lied „So lasst mich scheinen, bis ich werde“, mit viel Gefühl vorgetragen von Lena Garber, endet der Abend. Eine absolut stimmige Performance zum Weltfrauentag 2024, die vom Institut für Gleichstellung und Genderstudies der Universität Mozarteum in Auftrag gegeben wurde.

Dorfgockel

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