Im Bus von Kampala nach Masindi

Im Bus von Kampala nach Masindi

Am Vortag suchte ich schon den Namayiba Busterminal auf, suchte unter den unzähligen Bussen den richtigen aus und kaufte für nächsten Tag ein Ticket nach Masindi  für 20.000.- UGX (4,8 € für 220 km) und der Ticketverkäufer sagte mir, ich solle pünktlich um 10 Uhr beim Bus sein.

Von Georg Zenz

Mit einem Boda-Boda (Motorradtaxi) fahre ich am Morgen pünktlich los, kämpfe mich am Busterminal tapfer durch die große Anzahl der Ticketverkäufer und finde meinen Bus. Der Motor läuft, hinten geht eine riesige blauschwarze Wolke aus dem Auspuff. Ich steige ein.

10 Uhr: Ich bin guter Dinge und warte … sehe mich im Bus um … sehe beim Fenster hinaus. Leute steigen ein und wieder aus. Eilig scheint es niemand zu haben.

10:30 Uhr: Die Anzahl der fliegenden Händler nimmt zu. Mit hoch erhobenen Warensortiment gehen sie den Gang entlang und preisen ihre Waren an. Getränke, Bananen, Schmuck, Handyhüllen, Sonnenbrillen … und, und was weiß ich noch!

11:00 Uhr: Der Fahrer steigt ein, macht sich kurz vorne zu schaffen und aktiviert dann einen riesigen Flachbildschirm der hinter seinem Sitz von der Decke hängt. Es laufen von nun an mit fast unerträglicher Lautstärke Musikvideos der Sorte Gangstarapp und Busenwunder. Hilfe!!!

12:00 Uhr: Ich bekomme langsam Hunger. Ich frage einen der fliegenden Händler im Bus. “Rolex” sagt er. Ich wehre ab, denn abgesehen dass diese sowieso gefälscht ist, brauche ich auch keine. Er besteht auf den Kauf und wiederholt. Erst jetzt verstehe ich: Rolleggs, eine Nationalspeise, die es bei allen Verkaufsständen und den fliegenden Händlern gibt. Es ist ein gerolltes Omelett mit diversen Gemüsesorten. Ich kaufe eines und er wickelt es in ein leicht gebraucht scheinendes Papier.

13:00 Uhr: Einige Motorräder, mit riesigen und schweren Säcken beladen, fahren längsseits zum Bus und die Last wird umständlich unten in den Bus verladen. Danach kommt ein übervoll mit Reissäcken beladener Pickup, die ebenfalls in den Bus geladen werden. Eine der seitlichen Ladeklappen besteht aus Streckmetall, Luftzufuhr also. Und hier wird eine große Anzahl von Hühnern richtiggehend hineingestopft. (Die “Vier Pfoten” sind hier weit weg.)

13:30 Uhr: Die fliegenden Händler setzen sich immer wieder auf die leeren Plätze im Bus um auszurasten – Henry setzt sich neben mich und wir unterhalten uns eine ganze Zeit lang.

14:00 Uhr: Der Wind kommt von hinten und treibt die Abgase des seit 10:00 Uhr laufenden Motors zum Fenster herein. Ich schließe es und schwitze sofort.

14:30 Uhr: Ein Prediger mit einem batteriebetrieben Megaphon steigt in den Bus und beginnt, den Fernseher übertönend, mit seiner Predigt. Er will dass wir laut mitbeten, mit ihm gemeinsam singen und preisen, doch im Bus findet er nicht das geneigte Publikum. Voller Zorn brüllt er in sein Megaphon, dass uns rechtgeschieht wenn wir einen schweren Unfall haben.

14:45 Uhr: Nach beinahe 4 Stunden fährt der Bus ab, jetzt, da ich mich daran gewöhnt habe. 

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