„Jedermann“ – auf der Festung Hohensalzburg

Jedermann

Hugo von Hofmannsthals Klassiker findet heuer wieder in einer leicht gekürzten Fassung im idyllischen Burghof der Festung Hohensalzburg statt. Die stimmige, ergreifende Inszenierung von Doris Harder verzichtet auf die große Show, die heuer auf dem Domplatz geboten wird.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Das traumhafte Ambiente macht die Vorstellung aber zu einem einzigartigen Erlebnis. Ein weiterer Vorteil: Die Karten sind viel leichter zu bekommen, denn bei großem Andrang – wie bei der Premiere am 24. Juli 2024 – werden einfach ein paar Stühle dazugestellt. Mein Tipp: Rauf auf die Festung, es lohnt sich!

Majestätisch schreitet der Tod mit seiner Sense über die Bühne und singt den Prolog „der Stoff ist kostbar von dem Spiel“. Er ist auch für die musikalische Untermalung zuständig, somit stets präsent. Jedermann hat heute noch viel vor, will er doch sein geplantes Lustschloss besichtigen und abends eine große Party schmeißen. Leider wird er ständig gestört. Eine Bettlerin verlangt Almosen und ein Schuldknecht bittet um Gnade. Doch Jedermann kennt kein Erbarmen und sein guter Gesell, hier sein eiskalter Finanzberater, ist ebenso hartherzig. Auch seine Mutter setzt ihm zu, ist sie doch mit dem Lebenswandel ihres Sohnes absolut nicht einverstanden. Jetzt freut sich Jedermann nur noch auf seine Buhlschaft und das abendliche Fest. Als der bunte Maskenball voll im Gange ist, erscheint ein ungebetener Gast, der Tod. Er berichtet, dass Jedermanns Zeit abgelaufen sei und er jetzt Rechnung legen müsse vor Gott.

Da machen sich all seine Gäste, Freunde und Verwandten schnell aus dem Staub. Niemand will ihn begleiten, sogar sein Mammon, sein Ein und Alles, spielt da nicht mit. Bleibt ihm nur ein verhärmtes, bleiches, krankes Weib, das sich als „Werke“ zu erkennen gibt. Statt des „Glaubens“ tritt in dieser Inszenierung die „Weisheit“ in Gestalt eines Gurus auf und führt Jedermann auf den rechten Weg. Da hat auch der Teufel keine Chance. Ohne Angst kann Jedermann jetzt seinen letzten Weg antreten.

Während die Rolle des „Jedermanns“ am Domplatz seit Peter Simonischek kein allzu sicherer Job mehr ist, hat Thomas Peschke den Burghof auf der Festung Hohensalzburg fest im Griff. Seit vielen Jahren trifft er hier mit wechselnder Gefolgschaft auf den Tod. Heuer versetzt ihn Silke Stein in dieser Rolle in Angst und Schrecken und begleitet ihn auch musikalisch bis ins Grab. Die gebürtige Salzburgerin Levi Roberta Kuhr, die am Mozarteum Salzburg studiert hat, brilliert als Guter Gesell, ein eiskalter Geschäftsmann, der nur an seinem Laptop klebt. Als punkiger, schwer frustrierter Teufel erweckt sie aber auch Heiterkeit. Engagierte Laienschauspieler*innen sorgen für den lokalen Touch. Irina Schwaiger als Base und Herbert Sommerauer als Vetter zelebrieren ihren Salzburger Dialekt und bedienen sich hemmungslos an Jedermanns Hab und Gut. Theresia Friedl stürmt erst als wütende Bettlerin auf die Bühne, bevor sie sich als Buhlschaft in Schale wirft. Auch Elisabeth Weninger zeigt sich wandlungsfähig. Als Schuldknechts Weib kommt sie gerade vom Shoppen, als kranke „Werke“ ist sie kaum wiederzuerkennen. Bernhard Hofrichter als Schuldknecht und Mammon sowie Veronika Widlroither als Mutter ergänzen das spielfreudige neunköpfige Ensemble der „Kulturbühne Jedermann“.

Ein Sonderlob an die Technik (Johanna Ritter und Tim Niedermeier), die den malerischen Burghof je nach Stimmung ins passende Licht taucht. Mike Kauschkes Text fürs Finale spricht alle an, der Botschaft der „Weisheit“ ist nichts mehr hinzuzufügen. Gratulation zu einem absolut gelungenen „Jedermann“. 

2010 Der „Festungs-Jedermann“ – eine echte Altnative >
2019 „Jedermann“ – im Burghof der Festung >

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