Kunst macht Schule

Landesberufsschule 2 – Makartkai 1

1951 eröffnete die von Architekt Erich Horvath entworfene Zentralberufsschule (heute: Landesberufsschule 2). „Das Gebäude bildet zusammen mit der Lehener Kaserne den linksseitigen Brückenkopf der Lehener Brücke.“ (Amtsblatt der Landeshauptstadt Salzburg. Nr. 12. 24.3.1952. S. 13)

Christoph Koca

Von Christoph Koca
Austria Guide, Kunstspaziergang.com

Architekturhistoriker Norbert Mayer sieht in dem Schulgebäude am Makartkai ein Exempel für die „(…) starke Kontinuität der Formensprache der Salzburger Architektur des Dritten Reichs“ (Norbert Mayr. Die Baukultur in der Stadt Salzburg zwischen 1945 und 1970. In: Ernst Hanisch. Geschichte der österreichischen Bundesländer seit 1945. Salzburg: zwischen Globalisierung und Goldhaube. 1997. S. 616.). Der unprätentiöse Zweckbau, der 33 Klassen beheimatete, besitzt einige Anleihen des Salzburger Lokalstils, erinnert entfernt aber auch an die Siedlungsbauten aus nationalsozialistischer Zeit in der Reichenhallerstraße. Erwähnenswert ist die hohe Sockelzone aus Konglomerat und das relativ flache Walmdach. Monumental präsentiert sich hingegen der von zwei riesenhaften Figuren bewachte Aufgang zum Portal.

Der Bau fiel mit 7,2 Millionen Schilling um mehr als ein Drittel teurer aus, als noch im November 1949 veranschlagt. Da die Feinsandschicht am Flussufer über geringe Tragfähigkeit verfügt, fiel die Fundierung aufwendiger aus als erwartet. Der Schulbau ist auf einem Pilotenrost errichtetet, der auf 325 Pfählen ruht, die durch ein neuartiges Expresspfahl-System mit Spezialramme in den Boden geschlagen wurden und jeweils ein Gewicht von 40 Tonnen tragen. An der flussseitigen Fassadenwand verfügt das Gebäude über 23 Fensterachsen. Die ursprünglich schnörkellosen Fensterrahmungen erhielten nach einer Sanierung eine leichte Akzentuierung, die abwechselnd einmal die obere, einmal die untere Rahmenfläche betont. Verschwunden sind seit der Sanierung neben den Regenrinnen auch die ursprünglich an den Gebäudeecken befindlichen Lisenen.

Kunst am Bau kam bei der Bildungseinrichtung nicht zu kurz. Die Stadtgemeinde veranstaltete eigens ein Preisausschreiben für Malerei und Plastik. „Der 1. Preis für Wandmalerei wurde nicht vergeben und dafür zwei 2. Preise zu je 400 S den Malern Anton Bachmayer und Slavi Soucek zuerkannt.“ (Salzburger Nachrichten, 1.9.1951. S. 8). Den Preis für Plastik erhielten Josef Magnus und Max Rieder. Magnus fertigte die beiden überlebensgroßen, etwas ungelenk auf Sockeln liegenden Torwächter im Steingussverfahren. Die Skulpturen sind Allegorien auf Wissen und Können.

Die 3,1 x 6,4 Meter großen Wandfresken im Eingangsbereich malte Slavi Soucek, der „Vater der Salzburger Moderne“. Er erhielt dafür die beeindruckende Summe von 100.000 Schilling. Obwohl der gebürtige Wiener sich ab 1950 der abstrakten Malerei zuwandte, bediente sich Soucek hier stilistisch einer eher konservativen Formensprache, die die prüde Architektur des Gebäudes in der Kunst fortsetzt. Auf seinen Bildern werden die verschiedenen in dem Gebäude vermittelten Berufe gezeigt. „Diese Arbeit ist noch ganz mit einer realistischen, leicht expressiven Ästhetik der Vorkriegszeit verbunden.“ (Anton Heiser. Einflüsse auf Kay Krasnitzky auf seinem Weg zur modernen Kunst. 2018, S. 47) Anton Heiser erkennt in den Wandgemälden Einflüsse von Anton Faistauer. Die Wandfresken in den Vorhallen der gewerblichen und kaufmännischen Abteilungen waren Arbeiten von Anton Bachmayer, sie zeigten als Motive die Weber, Drogisten, Verkäufer und Schuster, dürften sich laut Kenntnis des Autors aber nicht erhalten haben.

Im Innenhof des Gebäudes, das später durch Zubauten erweitert wurde, findet sich ein Jüngling von Alois Lidauer. Stilistisch erinnert diese Skulptur aus dem Jahr 1965 an die frühen Arbeiten Fritz Wotrubas. Der nachdenkliche junge Mann im Kontrapost wächst förmlich aus dem Stein heraus. Ganz ähnlich, wenngleich um einiges reduzierter, findet man dieses herauswachsen aus dem Stein bei Fritz Wotrubas „Sitzender“ im Furtwängler Park.

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