Le nozze di Figaro

Figaros Hochzeit

Universität Mozarteum präsentiert XXLarge-Oper

Mit Wolfgang Amadé Mozarts „Le nozze di Figaro“ führt die Opernklasse von Gernot Sahler und Alexander von Pfeil ihren im Mai 2023 mit „Così fan tutte“ begonnenen Da-Ponte-Zyklus fort.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

In der vollständigen Fassung für zwölf Instrumente von Jörn Arnecke wird auch wirklich nichts ausgelassen. So sind im 4. Akt auch Marcellinas phantastische Arie „Die Ziege und der Ziegenbock“ und Basilios spektakuläre Arie über die „Eselshaut“ zu hören. Die turbulente Inszenierung, die hervorragend zu den jugendlichen Sänger*innen passt, kam bei der Premiere am 18. Juni 2024 beim Publikum bestens an. Frenetischer Applaus, wie meist im Max Schlereth Saal der Universität Mozarteum.

Schon während der Ouvertüre ist Figaro fleißig am Siedeln. Bestens gelaunt bereitet er eine Matratze vor und überzieht gekonnt die Bettwäsche. Diese einfache Liege wird an diesem „tollen Tag“ noch öfters zum Einsatz kommen. Sie wird schließlich sogar im der finalen, nächtlichen Gartenszene auftauchen. Mit der geplanten Hochzeit mit Susanne läuft aber leider nicht alles ganz glatt, denn Graf Almaviva hat ein Auge auf seine Liebste geworfen und zögert daher die Zeremonie ständig hinaus. Auch Marcellina, eine ältere, vornehme Dame, sorgt für Ärger. Sie will Figaro heiraten, da er ihr Geld schuldet. Für weiteren Wirbel sorgt der junge Cherubino. Er ist in alle Frauen verliebt, vor allem aber in die Gräfin. Kein Wunder, dass ihn der Graf zum Militärdienst abkommandiert. Die Frauen aber sind schlauer, schmieden gemeinsam mit Cherubino ein Komplott, und es gelingt ihnen, den untreuen Almaviva bloßzustellen. Schließlich bleibt ihm nichts anderes übrig, als allen zu verzeihen.

Bei der Premiere war der koreanische Bariton Taesung Kim als temperamentvoller, munterer Figaro zu erleben. Da er keine Auseinandersetzung scheut, landet er öfters unsanft am Boden. Seine Susanne (Claire Jung Eun Oh) ist eine selbstbewusste, kluge junge Frau, die sich nichts gefallen lässt. Grandios gibt die ungarische Sopranistin Nikolett Mráz die betrogene Gräfin. Sie betäubt ihren Kummer mit Alkohol und Tabletten und das ist ihr anfangs wirklich anzusehen, denn sie taumelt leicht benebelt über die Bühne. Bei ihren zwei großen Arien ist sie dann aber ganz klar. Ihr „Dovo sono i bei momenti“ geht wirklich zu Herzen.

Ihr Gatte, Graf Almaviva (Jannik Junzhe Zeng), dürfte nicht den besten Ruf genießen, setzt sich doch eines der niedlichen Chormädchen nur allzu gerne auf seinen Schoß. Die südkoreanische Mezzosopranistin Agnes Hyunjin Kim als liebestoller Cherubin wird von allen Damen gehätschelt, er ist aber auch allzu lieb und singt wirklich betörend. Figaros verloren geglaubte Eltern, die heißblütige Marcellina (Génesis Beatriz López Da Silva) und der Arzt Bartolo (Volodymyr Morozov, ein toller Bass), finden endlich auch zueinander. Der intrigante Basilio (Vladimir Šlepec) darf mit der grandiosen, aber etwas schrägen, leider meist gestrichenen Arie über eine Eselshaut punkten. Ilyà Dovnar als Don Curzio, Claire Winkelhöfer als Barbarina und Florian Gfüllner als Gärtner komplettieren das grandiose Ensemble. Ein Chorensemble und eine Kinderstatisterie sorgen dafür, dass Graf und Gräfin auch ordentlich gehuldigt werden kann.

Thorben Schumüller hat eine von roten, malerisch wehenden Tüchern und verschiebbaren Stufen dominierte Bühne geschaffen. Zum Finale herrscht jedoch graue, nebelige Endzeitstimmung. Alexander von Pfeil hat diesen „Figaro“ mit viel Witz in Szene gesetzt. Grandios etwa die Hochzeitszeremonie, in der sich die Männer kurz abseilen, so ganz sicher scheinen sie sich dann doch nicht zu sein. Ein wahrlich großer Opernabend, der vom Kammerorchester der Universität Mozarteum unter der Leitung von Gernot Sahler mit viel Schwung begleitet wurde.

Dorfgockel

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