„Antigone in New York” – Miluna Theater – Kleines Theater

Foto: Kleines Theater

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Elisabeth Pichler. Die Antigone der griechischen Tragödie wird in diesem Stück von der Obdachlosen Anita verkörpert, die ihren erfrorenen Geliebten hinter einer Parkbank „ehrenvoll“, aber leider illegal, begraben möchte.

Auf einer Videoleinwand sind Impressionen von New York zu sehen: belebte Strassen, U-Bahnstationen, die Freiheitsstatue, alles in Grautönen. Der Spruch  „enjoy life every day“,  mit dem ein Speiselokal wirbt, wirkt etwas makaber und macht die Szenen auch nicht freundlicher.

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Ein Polizist leuchtet mit einer Stablampe ins Publikum, doch er ist nicht auf der Suche nach Obdachlosen, er erklärt uns nur, dass er gegen die“ eigentlich nichts habe, nein, nein er habe sogar ein bisschen Achtung vor ihnen, denn es sei ihre freie Entscheidung, hier im Park zu wohnen. Sie könnten ja in ein Asyl gehen.

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Doch die Obdachlosen, die wir kennen lernen, lieben ihren Park, sie fühlen sich hier wohl, sie kennen einander seit Jahren, eigenwillige Freundschaften sind entstanden. Auch der russische Jude Sascha und der Pole Floh, die sich in dieser Weltstadt nur als Penner durchschlagen können, haben sich hier eingerichtet. Als John, der Freund der Puertoricanerin Anita, erfriert und wie alle namenlosen Landstreicher vor den Toren der Stadt verscharrt werden soll, erklären sie sich bereit, die Leiche zu stehlen, um sie heimlich im Park zu begraben.

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Eine eigenartige Hass-Liebe verbindet die drei Protagonisten. Sascha (Jurij Diez), ein gescheiterter, etwas melancholischer Künstler, schläft in einem Müllcontainer und träumt von einer Heimkehr nach Leningrad. Ständig kommt es zu Auseinandersetzung mit seinem „besten Freund“ Floh, einem geschwätzigen, trinkfreudigen Polen. Jurek Milewski spielt dieses Schlitzohr so überzeugend, dass es richtig betroffen macht. Bina Blumencron als Anita sorgt für etwas Romantik. Statt zu trauern, ist sie mit der Organisation eines perfekten Begräbnisses beschäftigt. Es gibt überraschend viel Humor in diesem Stück, das doch eigentlich durch und durch tragisch ist.

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Janusz Glowacki, ein polnischer Schriftsteller und Essayist, der schon lange in Amerika lebt, hat aus der griechischen Tragödie ein modernes Multikulti-Drama gemacht. Das sozialkritische Stück (uraufgeführt 1992) über Einwanderer, für die das gelobte Land gescheitert ist, bedeutete für ihn den großen Durchbruch und wurde mit großem Erfolg sowohl in den USA als auch in Europa gespielt. Es ist eine Parabel mit universeller Bedeutung, denn es gibt sie auch in Salzburg, die Obdachlosen, mit ihren meist tragischen Schicksalen, ihren Träumen und Wünschen.

„Antigone in New York“ von Janusz Glowacki – Theater Milena / Regie, Bühnenbild, Musik: Piotr Szalsza / Kostüme: Hilde Böhm / Mit: Bina Blumencron, Jurek Milewski, Jurij Diez, Wolfgang Oliver

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