Am Mt. Elgon, 4321m

Hochplateu Mt. Elgon

Hochplateu Mt. Elgon

Joseph, der Ranger, trägt seine Kalaschnikow tapfer bis zum Gipfel. Unten habe ich ihn gefragt, wofür er diese brauche. Er sagt, es gibt Schmugglerbanden dort oben, der Berg steht ja an der Grenze zu Kenya.

Von Georg Zenz

Kaum zu glauben, weil niemand einen Kühlschrank, oder was weiß ich, über einen 4300 m hohen Berg trägt, wenn unten LKW-ladungsweise Schmuggelware an bestochenen Zöllnern vorbeigeschleust wird! Es gibt auch Wilderer, beharrt er. Und was wildern die? Leoparden! Ach so.

Ich habe die Bashiyi-Route für den Aufstieg zum Mt Elgon gewählt. Ein Ranger von der Parkverwaltung ist obligat, ebenso ein Träger und ein Koch. Wir sind also zu viert und haben vor, den Berg in nur drei Tagen zu besteigen. Inklusive Abstieg.

Die Eintrittsgebühr in den Nationalpark, die drei Männer für drei Tage, der gesamte Proviant und der Transport zum Berg kosten zusammen € 800.- bzw 3,2 Millionen Uganda Shilling. Ich hebe das Geld mit der Kreditkarte ab und habe eine Tasche voll Geld – aus dem Automaten kamen 320 Stück Scheine zu 10.000.-UGX!

Noch im Dunkeln geht es von Mbale mit dem Landrover nach Bashiyi, wo die Rangerstation bzw. das Gate zum Nationalpark Mt. Elgon ist. Die Gepäckstücke werden sortiert, abgewogen, wasserdicht eingepackt und verteilt. Joseph, der Ranger trägt nur seine Kalaschnikow und einen kleinen Rucksack. Ich trage meine gesamte Ausrüstung und Koch und Träger haben je einen Sack mit 15 kg zu tragen.

Es geht los. 1800 Höhenmeter liegen heute vor uns, in dieser schwülen Hitze sind das 8 Stunden reine Gehzeit. Keine Kleinigkeit.

Der Weg ist furchtbar steil, noch furchtbarer schlammig und überhaupt furchtbar. Schon nach einer Stunde schwitze ich wie nach einem Saunaaufguss. Dazu zig-millionenfach die roten Feuerameisen und einige davon wollen mir an die Wäsche, oder darunter.  Einige Male muss ich mich bis auf die Unterhosen ausziehen, um die beißwütigen Tiere zu entfernen. Aber der Urwald ist auch faszinierend. Dichter Nebel umgibt die Bäume, von denen Flechten und Lianen hängen und es trieft von allen Blättern und Wasser rinnt uns am Weg entgegen. Die starken Regenfälle der letzten Tage machen das Gehen nicht einfacher.

Nach 3 Stunden erreichen wir Camp 1 auf 2700m, bestehend aus einigen Hütten, welches wir aber nach einem kurzen Aufenthalt samt Kochen und Essen überspringen. Der Weg wird immer steiler, schlammiger und schwieriger zu gehen.

Nach sechseinhalb Stunden Gehzeit erreichen wir das Hochplateau. Die Qual des steilen Bergurwaldes ist vorbei. Nur mehr eineinhalb Stunden bis zum Camp 2 auf 3600m, wo wir unter einem Felsüberhang das Lager aufschlagen.

Ein Feuer wird entzündet und sofort beginnt Membe mit dem Kochen. Wir richten es uns so gemütlich wie möglich ein, essen und fallen müde auf unsere Lager.

Am nächsten Tag sind nur noch 720 Höhenmeter, aber 16 Km zurückzulegen. Das Hochplateau ist eine völlig andere Welt. Riesensenezien, bis vier Meter hoch, Erikabüsche bis eineinhalb Meter hoch und andere endemische Pflanzen Ostafrikas bestimmen das Bild.

Mt. Elgon

Und noch etwas: der Gipfel, den man schon von zehn Kilometer Entfernung sieht und der, so scheints ,einfach nicht näherkommt. Nach viereinhalb Stunden stehen wir oben. 4321m! Ich bin doch etwas geschafft, aber der Rundblick entschädigt.

Der Mt. Elgon entstand als Vulkan bei einer Eruption vor 24 Mio Jahren und war damals der höchste Berg Afrikas. Nach einer zweiten großen Eruption vor 12 Mio Jahren erhielt er seine heutige Form samt der größten Caldera der Welt.

Nur kurz halten wir uns auf – es ist auch ziemlich windig und eisig kalt – und wir wollen doch noch die 1600 Höhenmeter zu Camp 1 absteigen.

Mt. Elgon

Dieser Abstieg verlangt alles ab. In den steilen Schlammpassagen rutschen wir immer wieder aus und sehen nach kurzer Zeit aus wie Musikfestivalbesucher nach drei Tagen Regen. Völlig verdreckt, nass bis auf die Haut und sehr müde erreichen wir am späten Nachmittag Camp 1. Membe beginnt zu kochen, aber ich habe keinen Appetit, will nur schlafen!

Am nächsten Morgen quäle ich mich mit Mühe hoch und nach dem Frühstück geht’s wieder weiter nach unten. Schlamm, Steilheit, Ameisen, das ganze Programm bis zur Rangerstation, wo uns der Landrover abholt.

Ein Viertausender in Uganda, gar nicht so leicht, wie man sich das so vorstellt!

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