„Das Himbeerreich“ – Kein Mitleid für betrogene Betrüger

Foto: Marco Riebler / Schauspielhaus Salzburg

Der renommierte Dokumentarfilmer Andres Veiel hat 25 Interviews mit ehemaligen und aktiven Vorstandsmitgliedern verschiedener Banken geführt. Ein Kondensat dieser Texte legt er in seinem neuen Theaterstück fünf Investmentbankern – darunter einer Frau – sowie einem Chauffeur in den Mund.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Die österreichische Erstaufführung dieser deprimierend zynischen Monologe fand am 7. November 2013 im Schauspielhaus Salzburg statt.

Das System ist gnadenlos. Aus dem Himbeerreich – einer Metapher für Luxus und Überfluss, die auf eine Äußerung von Gudrun Ensslin zurückgeht – wurden die einst erfolgreichen Investmentbanker vertrieben. Nun versuchen sie, sich zu rechtfertigen, und erklären sich zu Opfern des Systems. Die Finanzwelt mit ihrer Geheimsprache klingt fremd und unverständlich, doch kurze, markige Sprüche bleiben im Gedächtnis:

„Wer auf uns zeigt, meint sich selbst.“ „Wir sind doch nur Geister.“ „Wir haben keine Chance in der Katastrophe.“ „Broker sind moderne Kampfmaschinen.“ „Das menschliche Hirn ist nicht auf Milliarden programmiert.“ „Geld wird vermehrt, indem man das Risiko vermehrt.“ „Risiken verschwinden nicht einfach.“ „Krisen haben ihren Sinn.“

Dr. Brigitte Manzinger (Katharina Pizzera), Gottfried W. Kastein (Volker Wahl), Dr. Dr. h.c. Walter K. von Hirschstein (Olaf Salzer), Bertram Ansberger (Albert Friedl) und Niki Modersohn (Simon Ahlborn), sie alle waren süchtig nach Erfolg und ganz weit oben. Jetzt verlieren sie buchstäblich ihr letztes Hemd. Entlassung als Marktlösung heißt die Devise. Selbst ihr Chauffeur Hans Helmut Hinz (Marcus Marotte) wird bald seinen Job los sein. Sie stehen und sitzen rund um einen langen Konferenztisch, mit Blick auf die beeindruckende Skyline einer Großstadt. Der Vors…

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