Gedenken und Bedenken | 80. Jahrestag der Hinrichtung

Stolperstein

Stolperstein (© Michael Neureiter) | Der Stolperstein im Gedenken an Edmund Molnar wurde 2013 von Gunter Demnig vor dem Haus Molnarplatz 14 verlegt.

Hinrichtung von Edmund Molnar jährt sich am 26. Mai zum 80. Mal

Edmund Molnar, geboren am 7. März 1923 in Hallein, war Schlosser und wurde wegen sogenannter „Wehrkraftzersetzung“ vom NS-Regime zum Tode verurteilt. Er wurde am 26. Mai 1944 in Berlin-Tegel hingerichtet.

Michael Neureiter

Von Michael Neureiter

Molnar stammte aus einem christlich-sozial geprägten Elternhaus. Sein Vater Edmund  stammte aus Kimpolung in der Bukowina, seine Mutter Anna aus Hallein. Der junge Edmund absolvierte eine Lehre als Schlosser sowie den Arbeitsdienst. Schließlich erreichte ihn der Einrückungsbefehl zur deutschen Wehrmacht. Er diente als Gefreiter der Panzerjäger-Ersatzabteilung 48 in Cilli in der Untersteiermark, führte im August 1943 mit einigen seiner Kameraden ein politisches Streitgespräch und ließ sich zu zwei Aussagen über Adolf Hitler hinreißen. Er wurde denunziert, verhaftet, in die Wehrmachtshaftanstalt Graz überstellt und im folgenden Monat in das Wehrmachtsgefängnis Berlin-Tegel verbracht.

Taufbucheintrag

Taufbucheintrag (© matricula, Michael Neureiter) Der Eintrag der Taufe von Edmund Johann Josef Molnar am Tag seiner Geburt im Taufbuch der Stadtpfarre Hallein.

Am 16. November 1943 wurde er nach einer halbstündigen Verhandlung wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt, obwohl er unbescholten war und sich stets einwandfrei geführt hatte. Die Aussagen, die zum Todesurteil führten: „Die Mutter des Führers sei Jüdin gewesen, und wenn er in einem Hotelzimmer ein Führerbild finde, werde es von ihm weggehängt.“

Edmund Molnar begann in der Todeszelle ein Tagebuch zu schreiben, das erhalten geblieben ist. Nicht nur die bevorstehende Hinrichtung, auch die häufigen Fliegerangriffe auf Berlin versetzten ihn in große Angst. Ihm war, wie sich aus den Tagebucheintragungen ergibt, noch zwei Tage vor der Hinrichtung nicht bekannt, ob er begnadigt oder hingerichtet werden würde. Kurz vor seiner Hinrichtung um 8:20 Uhr wurde ihm noch erlaubt, einige Zeilen an seine Familie zu richten. Die Urteilsvollstreckung erfolgte am 26. Mai 1944 überraschend.

Molnarplatz (© Michael Neureiter) | Der frühere Carolinenplatz in Hallein wurde 1946 nach Edmund Molnar in Molnarplatz sowie Florianiplatz umbenannt. Im Bild v.l. die Häuser Nr. 14 und 15. Im linken Haus (Nr. 14) wohnte die Familie Molnar.

Die Eltern erhielten die Todesnachricht per Post:

„Das am 16. November gegen Ihren Sohn, den Gefreiten Edmund Molnar ergangene Todesurteil ist nach Bestätigung am 26. Mai 1944 auf dem Schießplatz in Berlin-Tegel vollstreckt worden. Todesanzeigen oder Nachrufe in Zeitungen, Zeitschriften und dergleichen sind verboten. Ein letzter Abschiedsbrief ihres Sohnes ist beigefügt.“ (Schreiben des Zentralgerichtes des Heeres vom 31. Mai 1944)

Das Projekt Stolpersteine Hallein resümiert über Molnars Schicksal, es zeige „eindringlich, mit welcher Rücksichtslosigkeit und Unerbittlichkeit die nationalsozialistische Gewaltherrschaft den einzelnen vernichten konnte.“ Molnars Vater, ein Tischlermeister, war ein expliziter Gegner des Nationalsozialismus, der auch am 10. April 1938 als einer von wenigen Halleinern gegen den sogenannten „Anschluss Österreichs“ an Hitler-Deutschland stimmte. Die Eltern Molnars baten den Kreisleiter und den Bürgermeister um die Begnadigung ihres Sohnes, stießen bei den Halleiner NSDAP-Funktionären jedoch auf taube Ohren. Die 2007 verstorbene Ehrenobfrau des KZ-Verbandes von Salzburg, Agnes Primocic, und die den Fall untersuchenden Historiker vermuteten, dass dies auch mit dem Abstimmungsverhalten des Vaters am 10. April 1938 zusammenhängen könne. Primocic’ Einschätzung zufolge wurde Molnar „nur deshalb zum Tode verurteilt, weil die ganze Familie ausgesprochene Nazigegner waren und ganz schwer christlich.“

Michael Neureiter ist der Familie Molnar besonders verbunden: Edmunds älterer Bruder Rupert, verstorben 1995, war sein Firmpate und in der Stadtpfarrkirche besonders engagiert, wo Neureiters Vater Mesner war.

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