Wir verheizen unsere Jugend

Jugend

„Was soll’s, die haben doch Zeit zum Warten!“

Die österreichischen Universitäten sind die Besten. Und jedermann/ -frau muss studieren können, unsere Jugend ist auch unsere Zukunft!“

Dr. Karl Traintinger

Von Karl Traintinger

So oder so ähnlich haben früher viele Politiker argumentiert. Das war auch die Zeit, als unsere heutigen Wirtschaftskapitäne, Primarärzte, etc. studiert haben. Es gab keinen Numerus Clausus oder sonstige Aufnahmebeschränkungen an den heimischen Hochschulen. Alle waren zugelassen und hatten Studienplätze. Die, die nicht studieren wollten, lernten den Beruf, der ihnen am meisten zusagte. Offene Lehrstellen waren, auch wenn man bisweilen etwas suchen musste, genug vorhanden.

Unsere heutige Jugend ist faul, wenn man will, findet man schon Arbeit, sagen heute die, die das Problem Arbeitslosigkeit oder Jugendarbeitslosigkeit nie gekannt haben. Heute muss man schon froh sein, wenn man irgendeine Lehrstelle findet, die Zeit des Wunschberufes ist für die Meisten vorbei. Es werden nur noch die mit den allerbesten Zeugnissen genommen. Wie viele Lehrmeister und Firmenchefs blieben wirklich übrig, wenn es immer so gewesen wäre? Dass sich da Frust breitmacht, ist verständlich. Noch viel schlechter ist die Situation für Zuwanderer.

Die Studierenden besonders beliebter Fächer haben es auch nicht leichter, nehmen wir etwa die Medizinstudierenden. Da hat man im vorauseilenden EU-Gehorsam schnell die deutschen Numerus Clausus Geflüchteten aufgenommen und nicht bedacht, dass die ohnedies überbelegten und finanziell ausgehungerten Universitäten noch mehr Probleme bekommen werden. Rechtzeitig davor hat man noch schnell ein haarsträubendes, zu ausländischen Medizinunis unkompatibles Prüfungssystem eingeführt, das Auslandssemester mit Prüfungen fast unmöglich macht. In Österreich wird der Jahresstoff einmal jährlich Ende des Sommersemesters mittels Kreuzerltest überprüft. Ob dabei diejenigen Studenten durchkommen, die ich als Ärzte am Krankenbett haben möchte, wage ich zu bezweifeln. Wie viele der heutigen Star-Ärzte da weiterkämen, wäre auch interessant. Fakt ist, dass heuer in Wien für über 1500 Studenten nur knapp über 240 Plätze für den zweiten Studienabschnitt, der im Herbst beginnen soll, zur Verfügung standen. So kann es passieren, dass man die SIP (Einjahresprüfung) zwar bestanden hat, der angehende Mediziner aber auf einen Studienplatz für den zweiten Abschnitt zwei Jahre warten muss. Wie schaut’s da dann mit dem Stipendium aus, mit der Krankenversicherung, etc. … Das kann es doch nicht sein! Wie soll da ein junger Mensch noch den Ehrgeiz für ein Studium aufbringen? Haben denn die Verantwortlichen alle vergessen, wie sie studiert haben? Zwei Jahre Wartezeit bei bestandener Prüfung ist doch krank, was denken sich die Verantwortlichen dabei, wenn so etwas möglich ist? Für mich ist das ganz einfach menschenverachtend.

Eine sinnvolle Möglichkeit wäre es, in Österreich ein Sozialjahr für Jugendliche einzuführen. Alle österreichischen Jugendlichen sollten ein Jahr im Sozialdienst arbeiten müssen, die Burschen ein halbes davon bei Militär, wenn’s denn sein muss. Angehende Mediziner könnten ein halbes Jahr in Spitälern, beim Roten Kreuz oder ähnlichen Organisationen verbringen müssen. Das Ableisten des Sozialjahres sollte die Voraussetzung für die Zulassung als Studienanfänger an einer österreichischen Universität sein.

Die Vorteile dieses Sozialjahres liegen auf der Hand: Alle jungen Österreicher hätten eine perfekte Sanitätsausbildung und ein gewisses Mindestmaß an Erfahrung in der Arbeit im Sozialbereich, es gäbe kein Problem mit zu wenig Zivildienern, sie, Medizinstudierenden wüssten, was sie später erwarten wird. In einer Zeit, in der die Bevölkerung immer älter wird, wäre dieses Sozialjahr für viele junge Menschen eine wichtige Bereicherung, vielleicht gäbe es einen besseren Zulauf zu den Pflegeberufen. Auf jeden Fall wäre es ein Dienst an der Gesellschaft, der jedem einzelnen Jugendlichen wichtige Werte für seine Zukunft vermitteln könnte.

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