Krach im Hause Gott

Ein himmlisches Streitgespräch

Nach zweijähriger Pause wird heuer wieder auf der Freilichtbühne von Schloss Mattsee Theater gespielt. Regisseur Helmut Vitzthum inszeniert ein „modernes Mysterienspiel“ des österreichischen Dramatikers und Schauspielers Felix Mitterer und konfrontiert das Publikum mit einem göttlichen Familienstreit.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Wenn Jesus feststellt: „Papi ist beleidigt“, klingt das aber doch recht irdisch. Wird die Apokalypse nun stattfinden, oder lässt sie sich doch noch abwenden? Die Generalprobe fand am 31. August 2024 bei strahlendem Wetter statt. Bei Schlechtwetter wird in den Diabelli Saal des Schlosses übersiedelt und auch hier wird das intensive Kammerspiel seine Wirkung sicher nicht verfehlen.

Gott ist schwer verärgert, denn das Experiment Mensch ist absolut schiefgelaufen. Nun will er endgültig Schluss machen. „Jedermann“ alleine genügt ihm diesmal nicht. Er will die ganze missratene Schöpfung vernichten. Da er aber ein gerechter Gott ist, will er sich vorher noch mit seiner Familie beraten. Gemeinsam mit Jesus und dem esoterisch angehauchten Heiligen Geist wartet er auf seinen missratenen Erstgeborenen Satan, der wie immer zu spät kommt. Als dieser endlich bestens gelaunt erscheint, stört sein ständig klingelndes Handy die Sitzung. Er soll als Fürsprecher für die Menschen auftreten, denn „wer könnte das Böse besser verteidigen als der Böse selbst“.

Als eine Putzfrau die Versammlung stört, wird sie schnell verjagt: „Die brauchen wir hier nicht!“ Ihre Bitte um mehr Lohn wird völlig ignoriert, dafür hat Gott jetzt wirklich keine Zeit. Jesus leidet laut seinem Bruder Satan an „weltlicher Beschränktheit“. Er wirft ihm vor, sich auf Erden völlig danebenbenommen zu haben. Er sei als Sektenführer aufgetreten und habe die Mächtigen dadurch provoziert. Kein Wunder, dass das gar nicht gut ankam. Auch der Heilige Geist ist schwer frustriert, denn seine Bemühungen, die Menschen zu erleuchten, waren völlig umsonst. Gott ist einfach nur noch müde und will das Jüngste Gericht endlich durchziehen.

Da erscheint die Gottesmutter Maria. Jesus ist begeistert, doch der Rest des Tribunals lehnt die weibliche Einmischung ab. Maria aber lässt sich den Mund nicht verbieten und ihre Vorhaltungen und Argumente sind wirklich einleuchtend. Sie fordert den Rückzug des Göttlichen. Die Menschheit solle endlich auf eigenen Beinen stehen. Dieser Vorschlag gefällt besonders Satan, denn die Menschheit wird sich ja mit seiner Hilfe bald schon selbst vernichten.

Dorfladen

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