Lina Bengtsdotter: Flammenschwestern

Lina Bergtsdotter | Foto: Penguin © Gabriel Liljevall

Lina Bergtsdotter | Foto: Penguin Random House © Gabriel Liljevall

Autorin: Lina Bengtsdotter
Titel: Flammenschwestern – Thriller
Aus dem Schwedischen: Sabine Thiele
ISBN: 978-3-328-10863-4
Verlag: Penguin Verlag
Erschienen: Juni 2024

Klappentext:

Ein Ort voller Geheimnisse, zwei verschwundene Frauen und ein gefährliches Spiel mit dem Feuer.

Als Kinder waren Katja und Vega unzertrennlich. Katja wuchs in einer zerrütteten Familie auf und Vegas Mutter ist viel zu früh verstorben. Die beiden Mädchen waren jedoch stets füreinander da, bis ein schicksalhafter Tag die beiden Freundinnen mit aller Wucht auseinandergerissen hat.

Viele Jahre später erhält Vega einen verzweifelten Anruf von Katja, der sie zwingt, in das kleine Dorf ihrer Jugend zurückzukehren. Doch bei ihrer Ankunft fehlt von Katja jede Spur. Sofort kommt die Erinnerung an Katjas Tante zurück, die als Teenager vor mehr als dreißig Jahren verschwand. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Schicksalen? Vega muss Katja finden, bevor es zu spät ist – oder das dunkle Geheimnis, dass sie seit so vielen Jahren hütet, wird ihr Leben für immer zerstören.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Aus Silverbro, einem dreieinhalb Zugstunden von Stockholm entfernten und abgelegenen  Ort, ist in den 80er Jahren die 15 jährige Sofia Lo spurlos verschwunden. Der ganze Ort war damals in Aufruhr und die offenen Fragen ließen auch fast 30 Jahre später den kleinen Ort nicht zur Ruhe kommen…

Ganz besonders jedoch war Katja, die erst nach dem Verschwinden von Sofia geborene Nichte, an diesem „cold case“ interessiert. Sie recherchierte emsig auf eigene Faust und deshalb war auch die enge Freundschaft von ihr und Vega von dieser Suche beeinflusst. Die Geschehnisse in einer unheilvollen Nacht beendeten die Freundschaft der beiden Mädchen abrupt und auf tragische Weise. Vega verließ kurz danach den Ort und kam 10 Jahre nicht mehr zurück – bis sie durch einen Anruf von Katja alarmiert und zurückgeholt wird, während Katja selbst, nach diesem Anruf ebenfalls spurlos verschwindet.

Bei der Suche nach Katja werden in Vega alte Wunden wieder aufgerissen und die Vergangenheit rund um das Verschwinden von Sofia rückt erneut in den Fokus der Bewohner von Silverbro. Vega aber muss sich den Schatten der Vergangenheit stellen und in die Dunkelheit jener unsäglichen Nacht hinabsteigen.

Ein raffiniert erzählter Thriller, bei dem vieles anders ist, als es auf den ersten Blick scheint.

Die Protagonistin Vega erzählt aus der Ich-Perspektive und wechselt zwischen ihrer Schulzeit und der Rückkehr nach Silverbro hin und her. Die gemeinsame Jugendzeit, die sie mit Katja in enger Freundschaft und Vertrautheit verbracht hat, erzählt sie chronologisch und gibt dabei dem Leser immer mehr Einblicke in die düsteren Geschehnisse des Ortes. Ein neuer Lehrer, der Vega besonders fördert und ihre schriftstellerischen Fähigkeiten hervorkehrt, sollte eine ganz besondere Rolle im Leben beider Mädchen spielen.

Die Autorin zeichnet allgemein ein düsteres Zeugnis über das Leben in dem kleinen Ort. Eine kaum vorhandene Infrastruktur zwingt die Menschen zu einer monotonen Beschäftigung in der Holzindustrie oder in der Gastronomie. Viele der Einwohner sind depressiv, flüchten sich in Rauschzustände mit unterschiedlichen Drogen, die sowohl die Menschen, als auch ihre Familien zerstören. So wächst Vega´s beste Freundin Katja neben einer alkoholabhängigen Mutter auf und sowohl ihre Brüder, als auch sie selber, greifen bereits in jungen Jahren zu berauschenden Mitteln.

Vega verliert ihre Mutter sehr früh, weil sich diese in einer Scheune erhängt. Cecilia, wie ihre Mutter hieß, war schwer depressiv, weil sie als Künstlerin nicht die Anerkennung fand, die sie gebraucht hätte. Die Trauer reißt das kleine Mädchen aus dem vorher so beschaulichen Leben heraus und destabilisiert sie völlig. Als Katja mit ihrer Mutter zurück in die Nachbarschaft von Vega zieht, finden sich zwei verlorene Seelen und geben sich gegenseitig Halt. So entsteht eine vertrauensvolle und enge Freundschaft, die in jener Nacht zu Ende geht, obwohl sie als Geheimnisträgerinnen im Geiste verbunden bleiben.

Die Geheimniskrämereien vieler Einwohner von Silverbro sind es aber auch, die eine Kaskade von Missverständnissen auslösen, die letztlich in eine Katastrophe münden.

Mit ihrer einzigartigen Erzählart schafft es die Autorin ihre Leser in den Bann zu ziehen. Das Buch ist hochspannend, gut nachvollziehbar, authentisch und gut ins Deutsche übersetzt. Ein absoluter Lesegenuss, der es schwer macht, sich vom Buch loszueisen.


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