„Safe Places“ – Projekt „Zukunft Europa“

Schauspielstudierende am Thomas Bernhard Institut der Universität Mozarteum Salzburg haben sich unter Anleitung von Regisseur Volker Lösch mit der Frage „Was bedeutet Europa für uns?“ auseinandergesetzt. So vermischen sich persönliche Geschichten mit Texten aus Falk Richters 2016 in Frankfurt uraufgeführtem Stück „Safe Places“. Die Österreichische Erstaufführung fand am 3. März 2017 im Theater im KunstQuartier statt.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

20 junge Menschen stürmen auf die Bühne und verraten, was für sie persönlich ein sicherer Platz ist: Familie, Musik, Nostalgie, Fantasie, mein Bett, ein Raum, in dem keine Männer sind, u.s.w.

Plötzlich erhebt sich im Zuschauerraum die anklagende Stimme einer Fremden. „Warum fürchtet ihr mich? Wo ist mein safe place?“ Die Damen geben zu, dass sie vor großen, dunklen Männern, die laut in einer fremden Sprache sprechen, Angst haben, besonders wenn sie in Gruppen auftreten. Sie beschweren sich aber auch, dass unsere Männer zu verweichlicht sind. „Die können uns nicht mehr helfen.“

Ist es zu viel verlangt, wenn wir von den Flüchtlingen die Akzeptanz unserer Regeln und Werte verlangen? Schließlich leben wir im 21. Jahrhundert und die leben ja noch im Mittelalter. Emotionale Argumente treffen auf ebensolche Gegenargumente. Das Verlesen von Hasspostings aus dem Internet heizt die Stimmung weiter auf. In Chören wird zu politischer Aktivität aufgerufen, doch einige haben von all den Horrormeldungen genug und hören einfach nicht mehr hin.

Was aber ist Europa eigentlich? Historischen Schandtaten, an denen es wahrlich nicht mangelt, werden positive Errungenschaften gegenübergestellt, wobei das Aufzählen der in Österreich erhältlichen verschiedensten Brotsorten sowie tiefschürfende Alpenyogaübungen für Heiterkeit sorgen.

Zum Abschluss der Performance werden Ausschnitte der Rede des damaligen französischen Außenministers Robert Schumann vom 9. Mai 1950 verlesen, in der er die Schaffung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) vorschlug,  um so weitere Kriege zwischen den Erzrivalen Frankreich und Deutschland „nicht nur undenkbar, sondern materiell unmöglich“  zu machen. 

Die Mitgliedschaft in der EGKS stand auch anderen Ländern offen, der erste Schritt zu einem geeinten Europa war getan. Regisseur Volker Lösch lässt gekonnt private und politische Strategien zur Bewältigung der schwelenden Angst vor dem Fremden aufeinanderprallen. Trotz wütender, Angst schürender Sprechchöre erweist sich der Theaterabend als Plädoyer für Europa mit der Maxime „Nie wieder Krieg!“

„SAFE PLACES“ von Falk Richter. Österreichische Erstaufführung. Regie: Volker Lösch. Dramaturgie: Christoph Lepschy. Bühne und Kostüm: Theresa Gregor (Bühnenbildstudierende). Regieassistenz / Inspizienz: Mattia Meier. Mit: Diana Merkel und Konrad Wolf (Regiestudierende) sowie Caroline Adam, Kilian Tobias Bierwirth, Felicia Chin-Malenski, Chris Eckert, Kai Götting, Eva Lucia Grieser, Rudi Grieser, Ron Iyamu, Hannah Jaitner, Sebastian Jehkul, Igor Karbus, Naima Laube, Niklas Mitteregger, Vincent Sauer, Sophia Schiller, Katharina Shakina, Laura Trapp, Genet Zegay und Tino Zihlmann (Schauspielstudierende des 2. und 3. Jahrgangs). Foto: MOZ/ Manuela Seethaler

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