Nachdruck | ZEITGEIST Ausgabe 1/ 1989

Zeitgeist 1989-01

Aus dem Inhalt

Kirtag im Weinlande | Von Schinakeln, G´wandeln und Bilderln´ – Helmut Pemsel – Portrait eines bedfeutenden Niederösterreichers von Wilhelm Jezek | Vom kleinen Hornisten der Feuerwehr zum großen Kulturträger – Ein Portrait des Ehrenkreuzträgers für Wissenschaft und Kunst I. Klasse: Oberschulrat Professor Anton Korherr von Wilhelm Jezek | Der Eckturm in Laa an der Thaya | Otto Potsch – Bildhauer – Elfenbeinschnitzer – Maler – Mensch | 100 Jahre SPÖ oder Die ersten werden die Letzten sein von Friedrich Pollerosa | Die Tschikweiber von Hallein von Ingrid Bauer | Beppo Pliem – Bilder aus der Toscana | Heimatmuseen – Stätten heimatlicher Kultur von Gerhard Schäffer

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Kirtag im Weinlande

Der Kirtag war früher ein Volks- und Familienfest, das meist im Herbste nach der Erntezeit gefeiert wurde und zu dem sich alle Verwandten einfan­den. Manchmal war er auch mit einem Markt verbunden, sodaß der Grund­herr von den Bauern ein Handgeld verlangte.

Dafür mußte er durch eine „Kirtagspolizei“ für Ruhe und Ordnung sorgen; die Gemeinde ge­währte dieser Unterkunft und Ver­pflegung. Der Grundherr und seine Beamten nahmen an dem Kirtag teil und erhielten einen „Ehrentanz“. Die Kirtagspolizci war aber an diesem Tage nicht so streng und ließ der Jugend ihre Freude.

Schon einige Tage vor dem Kirtag herrschte in der Gemeinde ein lebhaf­tes Treiben: Die Häuser wurden gefär­belt, die Türen und Tore gestri­chen, die Fenster geputzt, die Straße und der Gehsteig gekehrt, der Hof in Ordnung gebracht und in der Küche fleißig gekocht und gebacken. Die Feldarbeit mußte eingeschränkt werden, weil die Arbeitskräfte im Haus gebraucht wurden; denn der Bauer wollte sich sehen und bewundern lassen, wenn die Gäste erschie­nen. Ein Schwein wurde geschlach­tet, ebenso Gänse und Hühner, sodaß an diesem Tag genug Auswahl gab.

Der beste Wein im Keller mußte herhalten, damit der Besuch ein schönes Bild mit nach Hause nehmen sollte, denn der Kirtag geht, so wie die Liebe, durch den Magen. Schon früher hatten die Töchter des Hauses ein oder zwei Tanzkleider „nach der neuesten Mod“ bei der Näherin bestellt, wobei sie natürlich noch besondere Wünsche äußerten. In mancher Werkstatt herrschte da Hochbetrieb, der bis in die späten Nachtstunden andauerte, damit alle Kunden befriedigt werden konnten.

Der Kirtag war das Dorffest, veran­staltet von jenen Burschen, die sich schon eingekauft hatten; der Altbursch, den die „Irten“ unterstützen und der als Zeichen seiner Würde den „Rowisch“ trug, hatte die Hauptlast bei den Vorbereitungen zu tragen: die Musikkapelle mußte bestellt, die Tanzbühne mit Podium für die Musi­ker, die Plache sowie der Kirtagsbaum herbeigeschafft werden.

Ursprünglich tanzte die Jugend im Freien, auf dem grünen Rasen; als der Walzer nach 1809 auch bei uns
Eingang fand, benötigte man e…

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