Die “Lost Places”-Fotografie, also die Kunst, verlassene Orte abzulichten, übt auf Fotografen offensichtlich eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Diese vergessenen Schauplätze, die dem Verfall überlassen sind, tragen eine morbide, fast poetische Schönheit in sich und halten der modernen, hektischen Gesellschaft einen stillen Spiegel vor.
Von Karl Traintinger
Besonders kraftvoll entfaltet sich diese Kunstform in der Schwarz-Weiß-Fotografie. Ohne die Ablenkung durch Farbe werden Licht und Schatten zu den wahren Protagonisten. Sie verleihen den verlassenen Orten eine dramatische, beinahe zeitlose Atmosphäre, die den Betrachter tief berührt. In diesen kontrastreichen Bildern liegt eine besondere emotionale Tiefe – sie wirken melancholisch, geheimnisvoll und erzählen von vergangenen Zeiten.
Mit dem Aufschwung der sozialen Medien erlebt dieses faszinierende Genre eine wahre Blütezeit. Fotografen aus aller Welt teilen ihre Schwarz-Weiß-Kompositionen und eröffnen uns damit den Zugang zu einer verborgenen, magischen Welt voller Geschichten, die es zu entdecken gilt.
Mich reizt dabei nicht nur der morbide Charme der Vergänglichkeit, sondern auch der Aspekt des Geheimnisvollen. Dem soll auch die vorgenommene Schwarzweiß-Umwandlung der ursprünglich farbigen Fotos Rechnung tragen. Während manche Lost-Places-Fotografen auch der Nervenkitzel, allfällige Zutrittsverbote zu überwinden, antreibt, verzichte ich lieber auf solche Abenteuer. Interessante Formen und Strukturen finden sich auch innerhalb von frei zugänglichen verlassenen Gebäuden sowie bei Fassaden von nicht mehr genutzten versperrten Objekten. Das können Fabriken, Geschäfte, Sakrale Gebäude oder Privathäuser sein, bei denen mir besondere Lichtstimmungen oder Motive, die zum Rätseln einladen, ins Auge springen.
Peter Wagner
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