Robert Palfrader: Ein paar Leben später

Wien Innenstadt

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Robert Palfrader: Ein paar Leben später

Autor: Robert Palfrader
Titel: Ein paar Leben später – Roman
ISBN: 978-3-8000-7858-5
Verlag: Carl Ueberreiter Verlag
Erschienen: 15.02.2024

Klappentext:

Nach zwei Wochen, die der Franz ohne nennenswerte Körperpflege oder sinnvolle Gedanken verbracht hatte, raffte er sich auf und stellte sich unter die Dusche. Wusch sich alles vom Leib. Die López, das Hotel, die Feste der Rinderzüchter, die Hoffnungen, die Enttäuschungen, die Antriebslosigkeit und auch Argentinien.
Er kaufte sich ein Ticket dritter Klasse nach Hamburg, ging zurück nach St. Vigil, um Fordi zu übernehmen. Der Bruder blieb.

Sie machen sich keine Vorstellung davon, wie oft ich die Unwahrheit erzählen werde müssen, um die Geschichte der Familie meines Vaters glaubhaft erscheinen lassen zu können. Denn die ganze Wahrheit kann ich niemandem zumuten, dafür ist sie zu absurd.

Eine Familie im ladinischen Teil Südtirols: Die eine Urgroßmutter überaus fromm und ihr Schicksal erduldend, die andere eine erfolgreiche Hundezüchterin, belesen und patent; der eine Urgroßvater geschäftstüchtig und geltungssüchtig, der andere ein geläuterter Rabauke; die Großmutter ein Küchenmädchen mit ausgeprägtem Freiheitsdrang, der Großvater schmächtig und ohne Zukunftsperspektive, der sein Glück in Argentinien sucht und vorübergehend findet, bis er, zurück in Südtirol, in die Wirren des Zweiten Weltkrieges gerät.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

(K)Eine Biografie der kaiserlichen Majestät “Kaiser Robert Heinrich I.”!

Mit viel Charme und Witz erzählt der Schauspieler Robert Palfrader die Geschichte seiner Familie als Südtiroler Ladiner. Da Wahrheit und Fiktion zusammenfließen, ist es ein heiteres und nachdenkliches Buch zugleich. Zwischen übertriebener Frömmigkeit und Dorfschlägern war in Palfraders Familie alles vertreten.

Eine seiner Urgroßmütter hatte gelernt, wie aggressive Hunde zu zähmen sind, und konnte dieses Wissen nach einer Läuterung auch bei ihrem Josef anwenden. Denn Palfraders Urgroßvater war der Dorfschläger schlechthin, bis er auf einen urbayrischen Priester traf, dem auch ein Bierkrugschwinger nichts entgegenzusetzen hatte. Der auf Ladinisch nur „Fleischengel“ genannte Priester läuterte den Urgroßvater, indem er von ihm verlangte, gemäß dem Bibelzitat, ihm nach der rechten Wange auch noch die linke für Erziehungsmaßnahmen darzubieten. Diese Schläge auf die Wangen beförderten Josef jedes Mal in die Horizontale. Allerdings wusste Josef dann, dass es sich ausgeprügelt hatte, und da er der Hundezüchterin Rosina, „Findel“ genannt, in die Hände fiel, wusste diese auch gleich, wie falsch behandelte Lebewesen kuriert werden können – immerhin hatte sie das bei den Vierbeinern gelernt.

Diese und andere humorvolle und nachdenkliche Familiengeschichten erzählt der schreibende Schauspieler Palfrader. Aber erst die „Heimkehr ins Reich“ führte zur Übersiedlung der Familie nach Niederösterreich – und damit zur Existenz des Autors.

Ein sehr kompaktes, kurzweiliges, humorvolles und charmantes Buch über die Anfänge der Familie Palfrader, bei dem Fiktion und Wahrheit gekonnt ineinanderfließen. Wer den Schauspieler Palfrader liebt, wird den gelungenen Debütroman des Autors ebenso lieben.


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