„Blasmusikpop“ – Auf zu den Bergbarbaren!

Blasmusikpop

Die österreichische Autorin Vea Kaiser landete 2012 mit ihrem Debütroman „Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam“ einen sensationellen Erfolg. Am 7. Oktober 2023 feierte die Bühnenfassung von Larissa A. Jank als „Volksstück mit Blasmusik“ am Salzburger Landestheater Premiere. Die Kooperation mit der Musikkapelle Anif und dem Salzburger Amateurtheaterverband verspricht buntes, dörfliches Treiben in St. Peter am Anger. Der urige Theaterabend mit mehr als 60 Personen auf der Bühne garantiert beste Laune.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Die Geschichte beginnt mit dem Begräbnis von Dr. Johannes Gerlitzen. Er war zwar der ganze Stolz der Familie Irrwein, doch so richtig traurig ist nur sein Doktor-Enkel, Johannes A. Irrwein. Dieser will seinem Opa, der sich ganz den Wissenschaften verschrieben hatte, nacheifern. Er verkriecht sich in seiner Forscherhöhle und studiert dort die Schriften des antiken griechischen Geschichtsschreibers Herodot. Am Gymnasium ist er zwar ein Musterschüler, doch sollte man sich nicht mit dem Direktor anlegen und solche Flugblätter verteilen:

„Habt Mut, zu kritisieren, was ihr falsch findet,
Sagt laut was euch stört.
Wehrt euch gegen einen Direktor, der nicht an uns Schüler, sondern nur an seine eigenen Interessen und die seiner kriminellen Freunde denkt.“

Kein Wunder also, dass Johannes A. (das A. ist sehr wichtig!) die Matura wiederholen muss. Nun liegt ein langer Sommer vor ihm und den will er nutzen, um sein Heimatdorf und dessen kuriose Traditionen zu studieren. So nimmt er die zahlreichen dörflichen Feierlichkeiten und Feste, wie Fronleichnamsprozession und Sonnwendfeier, genau unter die Lupe. Als er sich mit dem Stürmerstar Peppi Gippel anfreundet, wird er zum Chefkoordinator für die Organisation eines Freundschaftsspiels ernannt. Es gelingt ihm, den FC St. Pauli nach St. Peter am Anger zu holen, und dieses sensationelle Spiel wird das Dorf wohl lange nicht vergessen. Das Ergebnis wird hier aber nicht verraten.

Johannes A. Irrwein (Aaron Röll) spaziert in einem weißen Anzug mit schwarzen Schriftzeichen und kurzer Hose durchs Dorf und hat wirklich so gar nichts mit der übrigen Bevölkerung von St. Peter am Anger gemein (Kostüme: Manuela Weilguni). Immer wieder taucht der Geist seines heißgeliebten, verstorbenen Doktor-Opas (Walter Sachers) auf und versorgt ihn mit guten Ratschlägen.

Seine Eltern (Larissa Enzi und Georg Clementi) merken schnell, dass ihr Sohn völlig anders tickt als die „normale“ Dorfjugend und schicken ihn daher lobenswerter Weise aufs Gymnasium. Auch bei der Familie Rettensteiner (Britta Bayer und Axel Meinhardt) läuft nicht alles rund, denn Töchterlein Marie (Patricia Falk) hat ein Verhältnis mit Peppi Gippel (Maximilian Paier). Der ist zwar ein guter Fußballer, besitzt aber nicht das kleinste Stückchen Land und das geht gar nicht.

Für Klatsch und Tratsch sorgen die Damen der Nordic-Walking-Mütterrunde. Die alten Herren hingegen tuckern gerne mit ihrem Traktor durchs Dorf. Die Musikkapelle Anif sorgt für den rustikalen Sound bei Begräbnissen und sonstigen Festivitäten. Für Unruhe sorgt die „Neu Zuazogne“ Simona Nowak (Lisa Fertner) mit ihrem schrillen Outfit, da wird sogar Johannes A. Irrwein schwach.

Karl-Heinz Stecks funktionelle Bühne bietet genug Platz für das riesige Ensemble, bei dem Dorfjugend, Fußballer*innen, Gymnasiast*innen und natürlich jede Menge Dorfkinder nicht fehlen dürfen.

Christina Piegger hat diesen turbulenten Abend über ein etwas schräges Dorf in den Bergen und seine skurrilen Einwohner mit viel Witz und Ironie in Szene gesetzt. Ein Theaterabend, der in Erinnerung bleiben wird, denn ein so riesiges Ensemble wird es wohl so schnell nicht wieder auf der Bühne des Salzburger Landestheaters geben.

„Blasmusikpop“ – Volksstück mit Blasmusik. Vea Kaiser. Bühnenfassung von Larissa A. Jank / Kooperation mit der Musikkapelle Anif und dem Salzburger Amateurtheaterverband. Inszenierung: Christina Piegger. Bühne: Karl-Heinz Steck. Kostüme: Manuela Weilguni. Dramaturgie: Friederike Bernau: Mit: Aaron Röll, Walter Sachers, Maximilian Paier, Patricia Falk, Lisa Fertner, Larissa Enzi, Georg Clementi, Axel Meinhardt, Britta Bayer, Thomas Wegscheider, Barbara Macheiner, Claudia Gmachl, Sabine Arber, Veronika Pernthaner-Maeke, Sabine Eder, Corinna Abele, Tabea Baur, Stefan Adamski, Franz Hillerzeder, Kurt Lenzbauer, Anton Zwilling, Christoph Lux, Sebastian Stangl, Josef Ebser, Susanne Dallinger, Philipp Breitfuss, Nikolas Kendi, Nathaniel Wieshofer. Dorfjugend / Musen: Elisa Ehrenreich, Alice Knauseder, Valentina Obermüller, Carmen Oblasser, Alja Pausch, Leonhard Radauer, Maria Reichhart, Leo Schöndorfer, Sophia Schuh, Ida Tomasi, Josefine Walther. Dorfkinder: Amelie Crewe, Elena Crewe, Matilda Crewe, Lorina Gahleitner, Emilia Grabner, Ben Kleibel, Eileen Lach, Mattheo Macheiner, Henry Stiles, Juliet Stiles. Musikkapelle: Musiker*innen der Musikkapelle Anif. Fotos: SLT/ ©Tobias Witzgall

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