Daniel Stögerer: So ein Mensch

Daniel Stögerer

Daniel Stögerer | Foto: © Kordula Brunner

Autor: Daniel Stögerer
Titel: So ein Mensch – Erzählungen
ISBN: 978-3-903322-99-8
Verlag: Edition Keiper
Erschienen: September 2023

Klappentext:

Sophie versucht ihre Schwester aus dem Rosenkrieg der Eltern herauszuhalten. Petra hält nur noch ihr mageres Putzfrauengehalt von der Scheidung ab. Jonathan trennt sich von seiner ersten großen Liebe, während die Alkoholsucht Gustav langsam um seinen Job am Bau bringt. Und dann wäre da noch Aurelia, die nach ihrem Schlaganfall von der Erinnerung an den Krieg eingeholt wird.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Daniel Stögerer erzählt fünf wunderbare Geschichte aus dem Alltag!

Wenn zwei Welten aufeinandertreffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich doch so ähneln: Mattheo, ein aufgeweckter dreijähriger Knirps, erlebt mit, wie seine „Urli-Omi“ nach einem „Schlagerl“ in seine Lebenswelt tritt.

Zuerst wundert sich der Kleine, dass die Urli, die nach einem Krankenhausaufenthalt bei ihnen einzieht, keinerlei blaue Flecken hat, wo sie doch ein „Schlagerl“ gehabt hat.

Mattheo spielt mit seinen Freunden Bundesheer und Krieg: Sie erschießen die Bösen mit einem Gewehr aus einer Baumwurzel, versuchen dabei Schießgeräusche verbal nachzuahmen oder schlagen einfach mit Stöcken gegen irgendwelche Gegenstände, um ein schussähnliches Geräusch zu erzeugen. Die akustischen Kriegsszenen katapultieren Aurelia, die Urli von Mattheo, in ihre kindliche Erlebniswelt mit einem realen Krieg zurück.

In seinem Erstlingswerk „So ein Mensch“ erzählt der Autor fünf alltägliche Geschichten. Er zeigt damit, wie Menschen in unserer Gesellschaft abgestempelt und abgewertet werden. Dafür braucht er nicht viele Worte.

Stögerer ist diplomierter Krankenpfleger und weiß daher, wovon er spricht. In seinem Beruf kennt er sich bestens aus und erlebt regelmäßig Diskriminierungen.

Wenn ein Autor in einem Beruf arbeitet, in dem er soziale Ungerechtigkeiten und menschliche Überheblichkeiten beobachtet und aufdeckt, dazu noch eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe hat und auch noch wortgewandt ist, dann darf sich der Leser auf großartige Geschichten freuen.

Nichtsdestotrotz möchte ich auf die anfangs erwähnte Geschichte zwei so unterschiedlicher Generationen eingehen, weil sie mich so ganz besonders berührt hat:

Ich gehöre zu einer Generation, die bisher zum Glück ohne Krieg leben durfte. Aber ich habe viele Menschen kennengelernt, die den Krieg hautnah erlebt haben und bis zu ihrem Tod traumatisiert waren. Gleichzeitig begegne ich immer mehr Menschen, für die Krieg ein „Spiel“ ist. Politiker aus europäischen Nachbarländern, die von einem Kriegseinstieg wie einem Playstationspiel sprechen, können nicht einmal im Ansatz erahnen, was es bedeutet, im Krieg zu leben.

Genau das habe ich der Geschichte von Aurelia und ihrem Urenkel Mattheo entnommen: Während die alte Frau im Krieg den Tod und die Lebensbedrohung bereits als Kind aus nächster Nähe kennengelernt hat, ist für ihren Urenkel das gespielte Erschießen von Menschen ein lustiges Kinderspiel. Und es ist ihm zu wünschen, dass er nie die Kehrseite der Medaille kennenlernen muss. Aber dafür sind solche Geschichten ja da, um zu zeigen, wie wichtig Frieden ist und dass man ihn mit allen Mitteln erhalten muss.

Am meisten hat mich die Geschichte von Aurelia und Mattheo berührt. Jede einzelne dieser Geschichten hat ihre eigene Botschaft und wird die Seelen und Herzen vieler Leser berühren.

Ich kann dieses Buch wirklich empfehlen. Es ist gut lesbar, leicht nachvollziehbar und enthält viele zwischenmenschliche Botschaften.


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