shoe/ farm-prelude

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shoefarmprelude | Foto: © Jacowbski

Das von Oshin Albrecht und Melissa Mabesoone 2012 gegründete belgische Kollektiv „buren“ ist mit seiner aktuellen Performance im Toihaus zu Gast. Die Künstlerinnen untersuchen soziale Rollen und Machtverhältnisse und verschmelzen die Welt eines Schuhgeschäftes mit der eines Bauernhofs.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Eine Performance, die mit hintergründigem Humor, fantasievollen Requisiten und musikalischen Highlights punktet. 50 Minuten, die fast zu schnell vergehen. Großes Staunen und große Begeisterung am 5. Juni 2024 für eine spritzige Two-Women-Show.

Der Name „buren“ geht auf einen Begriff des deutschen Philosophen Martin Heidegger in seinem Buch „Bauen, Wohnen, Denken“ zurück, in dem „büren“ mit „Bauen“ und „Bewohnen“ zusammenfällt. Für die beiden Künstlerinnen dient buren sowohl als Substantiv als auch als Verb und ist der Modus Operandi für ihre Arbeiten.

Das Kollektiv hat sich wirklich viel Mühe gemacht und auf der Bühne des Toihauses eine fast märchenhafte Atmosphäre geschaffen. In beleuchteten Vitrinen sind die unterschiedlichsten Schuhe ausgestellt, vom gläsernen Pantoffel bis zu rustikalen Stiefeln. Außerdem sind Unmengen von Holzschuhen im ganzen Theater verteilt. Auch an Schuhkartons wurde nicht gespart, wir befinden uns ja schließlich in einem Schuhgeschäft.

Doch noch sind die Künstlerinnen anderweitig beschäftigt. Während Oshin Albrecht an einer Nähmaschine arbeitet, schleppt Melissa Mabesoone schwere Eimer durch die Gegend. Da heißt es, Füße einziehen, schließlich sitzt das Publikum ganz nahe. Auf einem Bauernhof muss ständig hart gearbeitet werden, der schmutzige Boden ist kaum sauber zu kriegen. Nach der anstrengenden Arbeit ist der Hunger natürlich groß. An dem mit übergroßem Besteck gedeckten Tisch darf dann auch ordentlich geschmatzt werden. Das Bier dazu wird aus einem gläsernen Stiefel geschlürft. Dieses Festmahl wirkt wie ein absurdes, skurriles, absolut verrücktes Happening.

Dann geht es ab in die Stadt. Melissa legt ihre Arbeitsklamotten ab und stolziert als feine Dame in modischen Hot Pants in einen Schuhsalon. Leider ist sie eine sehr komplizierte Kundin, die die arme Verkäuferin mit ihren ausgefallenen Wünschen nervt. Da ist es vielleicht doch einfacher, gemeinsam Musik zu machen. Oshin greift zur E-Gitarre und Melissa trommelt dazu auf den vielen herumliegenden Schuhkartons. Ein absolut harmonisches Finale.

Das Publikum hat jede Menge Spaß und kommt während der Performance aus dem Staunen nicht heraus. Es gibt auf der Bühne ja unendlich viel zu entdecken, verbergen sich doch hinter den zarten Spitzenvorhängen ganze Heuballen. Das Schuhgeschäft und der Bauernhof bilden wirklich eine, wenn auch etwas irritierende, Einheit. Die Künstlerinnen sind mit dieser Performance zu ihren eigenen Wurzeln zurückgekehrt, einem Schuhgeschäft an der belgischen Küste und einem Bauernhof in Zeeuws-Vlaanderen. Nach diesem „prelude“ arbeitet das Kollektiv „buren“ natürlich schon an einer Fortsetzung.

Dorfgockel

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