Wo der Markuslöwe schwebt

Griesgassendurchbruch Münzgasse 1+2

Der Griesgassendurchbruch war ein bau- und verkehrsgeschichtliches Ereignis. Planungen einer kürzeren Verkehrsverbindung vom Neutor in die rechte Altstadt wurden bereits um 1900 geschürt, scheiterten aber aus finanziellen Gründen.

Christoph Koca

Von Christoph Koca
Austria Guide, Kunstspaziergang.com

„Ursprünglich war beabsichtigt, eine Straßentrasse vom Siegmundsplatz zum Sternbräu und von dort zum Realschulplatz zu führen.“ (Amtsblatt der Landeshauptstadt Salzburg. Nr. 33. 12.8.1953. S. 2)

Als 1948 das Projekt Griesgassendurchbruch erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, passierten täglich etwa 16.000 Fahrzeuge die Staatsbrücke. Die Zustimmung des bahnbrechenden Vorhabens durch den Gemeinderat erfolgte aufgrund von Widerständen dennoch erst im September 1952. Nur drei Monate später wurde die 12 m breite Durchfahrt Richtung Griesgasse für den O-Bus Verkehr freigegeben.

Fertiggestellt wurde die laut Stadtrat Alfred Bäck „Kärntnerstraße Salzburgs“ (Salzburger Nachrichten, 28.8.1954. S. 17) nach vierzehnmonatiger Bauzeit. Der letzte Akt erfolgte mit der Eröffnung des Münzturmes 1956. Städtebaulich war das von den Versicherungen Assicurazioni Generali, die Erste Allgemeine Unfall- und Schadens-Versicherungsgesellschaft und der Wiener Allianz finanzierte Projekt ein Gewinn, konnte somit doch der „Tempelbezirk“ Salzburgs entlastet werden. Dafür war das Denkmalamt sogar bereit, die Alte Münze zu opfern.

Das von Architekt Josef Becvar geplante Wohn- und Geschäftszentrum, das sich flächen- und höhenmäßig an die Umgebung anpasste, verschlang 8,5 Millionen Schilling. 19 Wohnparteien fanden in den für damalige Verhältnisse modern eingerichteten Wohnungen ein neues Zuhause. Jedes Geschoss verfügt über Müllabwurfschächte, die die Abfälle zu einem Müllsilo im Keller führen.

Noch heute beeindrucken die lichtdurchfluteten Treppenhäuser mit den sanft geschwungen Geländern aus eloxiertem Metall und den Treppen aus rotem Untersberger Marmor. Die 17 m hohen und 3 m breiten Glasbausteinwände (LUXFER Fenster) der Seitentrakte waren damals die größten Europas. Sogar an die Reinigung der Glaswände wurde gedacht. An der Oberkante dieser Wände wurde dafür eine Berieselungsanlage installiert.

Die Zeit gut überstanden haben die mit schwarzen und weißen Granitwürfeln gepflasterten Innenhöfe. Der Erdgeschossbereich ist als Geschäftszone angelegt, in diesem Bereich sind die Säulen und Flächen mit Ternitzer Konglomerat verkleidet.

Im Hinterhof der Münzgasse 1 findet man sogar ein kleines Wasserkraftwerk. Dieses fand ab 1904 Verwendung für die Blockeiserzeugung und wurde 1975 reaktiviert. Die Stadt Salzburg hat mit dem kleinen Kraftwerk, das 2020 modernisiert wurde, viel vor. „Wenn die zweite Bauetappe der seit 2020 laufenden Erneuerung abgeschlossen ist, soll sie Strom für das Schloss Mirabell liefern und die Notstromversorgung der städtischen Server in der Faberstraße gewährleisten.“ (Salzburger Nachrichten, 9.2.2022. S. 6)

Bei den Aushubarbeiten machte man 1954 eine sensationelle Entdeckung. Stieß man doch im Erdreich auf einen 800 kg schweren Monolith aus Untersberger Marmor. Die Brunnenschale, ein Vierpass, erhielt im Jahr 2000 einen Wasserspeier in Form eines Vogels. Mit der Bronze wollte der Künstler Walter Meierhofer der schweren Marmorschale etwas Leichtes beifügen. Aufgrund seiner kleeblattartigen Form wird die Brunnenschale in die Zeit der Gotik datiert, zugeschüttet wurde sie laut Aufzeichnungen des Bürgerspitals im Jahr 1677.

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