„Ein Sommernachtstraum“ – Turbulenzen im Zauberwald

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Bevor die theaterachse zu den 28. Theatertagen auf der Mildenburg aufbricht, stellt sie ihre neue Produktion traditionell im OFF Theater vor. Diesmal hat sich ChatGPT an einer Strichfassung von William Shakespeares Sommernachtstraum versucht. Mit Hilfe von Regisseur Matthias Schuh wurde daraus eine turbulente Komödie, in der auch Kleist und Nestroy zu Wort kommen. Viel Applaus am 5. Juli 2024 für das spielfreudige Ensemble der theaterachse und einen sehr musikalischen Sommernachtstraum.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Ein munterer, gut gelaunter Puck begrüßt das Publikum, egal ob wir nun Hochzeitsgäste oder nur Wanderer sind. Da das Brautpaar, Theseus und Hippolyta, in dieser Fassung nicht vorkommt, beginnt das Stück mit dem Aufeinandertreffen der ungleichen Liebespaare. Demetrius und Hermia wollen fliehen, da sie den von ihrem Vater bevorzugten Leander nicht heiraten will. Dieser wird ziemlich erfolglos von Hermias bester Freundin Helena umworben. Aus purer Bosheit informiert sie ihn deshalb über die geplante Flucht seiner Angebeteten. Das Aufeinandertreffen der vier jungen Leute im Wald wird allerdings dank einer von Puck verspritzten „Liebesblumenlauge“ zum Fiasko.

Auch sonst herrscht im Wald nicht eitel Wonne, denn in der Ehe des Elfenkönigs Oberon und seiner Gemahlin Titania läuft so einiges schief. Für Abwechslung sorgen allerdings Handwerker, die im Wald für eine „jämmerliche Tragödie“ proben und mit ihrem Dialekt an Nestroy erinnern. Puck ist davon so begeistert, dass er den armen Knopf in einen Esel verwandelt und zu Titania ins blumige Bett legt. Es ist fast ein Wunder, dass der etwas übergriffige Regisseur Schleifer es trotz aller Querelen schafft, die Tragödie von Pyramus und Thisbe samt Löwen, Mond und Mauer erfolgreich auf die Bühne zu bringen. Das Publikum bzw. die Hochzeitsgäste zeigten sich schwer beeindruckt.

Rafaela Wenzel hat mit einfachsten Mitteln einen romantischen Wald auf die Bühne gezaubert. Über dem Bett der Feenkönigin strahlt ein Sternenhimmel, der sich in einem riesigen Schirm verbirgt. Hier ruht die stolze Titania (Patricia Falk) und lässt sich von der entzückenden kleinen Elfe Spinnweb (Tamina Schuh) verwöhnen und in den Schlaf singen. Konstantin Beck gibt den gestrengen Oberon, der seine weiche Seite nur musikalisch zum Ausdruck bringen kann. In den Handwerker-Szenen sind dann alle in völlig anderen Rollen zu erleben. Aus der schönen Titania wird Polstek, der als Mond und Mauer sein Bestes gibt.

Aus Oberon wird Regisseur Schleifer und Spinnweb wird zu Nagelkopf und darf als Löwe brüllen. Sophia Schuh überzeugt als quirliger Puck, ist für jeden Spaß zu haben und so ist es kein Wunder, dass da einiges schiefläuft. Daniel Pink wird von Demetrius zu Knopf, der nicht nur als Esel seinen großen Auftritt hat. Seine Hermia (Karoline Schragen) wird zu Weber und überlebt als Thisbe die Tragödie leider nicht. Die Verwandlungen erfolgen gekonnt und verwirrend schnell. Sophia und Mathias Schuh haben für die passenden musikalischen Einlagen gesorgt, wobei die kleine Elfe Spinnweb mit ihrer Trompete das absolute Highlight ist.

Dem Ensemble der theaterachse und ihrem Regisseur Mathias Schuh ist mit dieser Inszenierung ein ganz besonderer Sommernachtstraum gelungen, den man so schnell nicht vergessen wird.

„Ein Sommernachtstraum“ – William Shakespeare. Die theaterachse – spielraum der sinne. Regie: Mathias Schuh. Komposition: Sophie und Mathias Schuh. Ausstattung: Rafaela Wenzel: Mit: Karoline Schragen, Patricia Falk, Daniel Pink, Konstantin Beck, Sophie Schuh, Tamina Schuh. Foto: theaterachse © Andreas Hechenberger

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