Odyssee – Die Heimkehr eines leidgeübten Helden

Odyssee – Die Heimkehr eines leidgeübten Helden

Homers „Odyssee“, ein Heldenepos in 24 Gesängen, zählt zu den ältesten europäischen Dichtungen. Der neue Schauspieldirektor am Salzburger Landestheater, Nuran David Calis, Experte für Überschreibungen klassischer Theatertexte, hat die abenteuerlichen Irrfahrten des von den Göttern gequälten Helden mit eigenen Texten ergänzt. Das archaisch anmutende Stück überzeugt mit starken Bildern und einem spielfreudigen Ensemble. Viel Applaus bei der Premiere am 28. September 2024.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Ein riesiges weißes Pferd erinnert daran, dass nach zehn Jahren blutiger Kämpfe Troja von den Griechen mit einer List besiegt werden konnte. Mythischer Auslöser für diesen Krieg war die Entführung der schönen Helena, der Ehefrau des Menelaos, durch Paris. Die Griechen schworen Rache und zogen gemeinsam gegen Troja. Nun ist der Krieg vorbei, nichts wie heim nach Ithaka. Gut, dass Odysseus nicht ahnt, wie es in der einst „goldenen Stadt“ jetzt ausschaut. Schamlose Freier sind an der Macht. Penelope ist im Widerstand und hat Angst vor Verfolgung, Folter und Haft. Telemach hingegen will seinen Vater suchen und so selbst zum Helden werden.

Mit Odysseus und seinen Gefährten reisen wir nun von einer Insel zur nächsten und treffen auf den einäugigen Riesen Polyphem. Seinen Vater Poseidon, Gott des Meeres, erzürnt dessen Blendung und so wird er den Reisenden stets Schwierigkeiten bereiten. Die Zauberin Kirke, die seine Gefährten in Schweine verwandelt, vermag er mit einem Zaubermittel auszutricksen. Auf der Insel Ogygia verbringt er sieben Jahre mit der Göttin Kalypso. Sie verspricht ihm Unsterblichkeit und ewige Jugend, doch er sehnt sich trotz aller Verlockungen nach Ithaka, Frau und Kind. Athena setzt sich im Götterrat für ihn ein und überzeugt Zeus, Odysseus endlich nach Hause zurückkehren zu lassen. Doch wird man ihn nach dieser langen Zeit dort auch wiedererkennen? Wird er die Freier besiegen können? Eines sei hier verraten: Es wird ein Fest geben und es wird Sirtaki getanzt.

Anna Ehrlichs Bühne ist grandios. Das sich ständig drehende, riesige weiße Pferd und die von der Decke schwebenden, imposanten Masken und Säulen schaffen mit den eleganten, schwarz gekleideten Griechen und Göttern (Kostüme: Anna Sünkel) absolut großartige Bilder. Gregor Schulz brilliert als wortgewaltiger Odysseus. Seine Gattin Penelope (Nikola Jaritz-Rudle), eine starke, unbeugsame Frau, hat Probleme mit ihrem Sohn Telemach (Aaron Röll), denn der will sich nicht im Untergrund verstecken. Er will in die Fußstapfen seines Vaters treten. Maximilian Paier erscheint als Zeus mit goldenem Brustpanzer. Sarah Zaharanski gibt die weise Athene, Leyla Bischoff eine verführerische Kalypso und Matthias Hermann einen coolen Hermes. Dieses Quartett muss immer wieder als Mannschaft Odysseus bei seinen Abenteuern tatkräftig zur Seite stehen.

Vivan Bhatti sorgt für die passende Musik, denn es wird viel marschiert und getanzt. Die Orte der Handlung sind einigermaßen verwirrend und werden zur besseren Orientierung auf den Rücken des Pferdes projiziert. Homer hat sich einer sehr komplexen Erzählweise bedient. Durch Parallelhandlungen, Rückblenden und Einschübe wird die Spannung aufrechterhalten. Regisseur und Mitautor Nuran David Calis ergänzt die Geschichte mit Texten von „Aufbruch, Unterwegssein und Ankommen“. Ein sehr intensiver Theaterabend mit einem Helden, den die Götter fest im Griff haben.

Dorfgockel

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