„Robin Hood“ – der eleganteste und schnellste Bogenschütze

Salzburger Straßentheater 2024

Das Salzburger Straßentheater verspricht heuer „einen Theaterspaß für die ganze Familie“. Dafür eignet sich Olaf Bretschneiders Bühnenfassung, die sich auf das Wesentliche konzentriert und die ganze spekulative Wahrheit aus dem Sherwood Forest aufzeigen will, bestens.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Georg Clementi inszeniert das Stück über den charismatischen Rebellen mit so viel Witz, Charme und Musik, dass selbst das ganz junge Publikum bei der Premiere am 11. Juli 2024 auf der Stiegl-Festwiese hörbar begeistert war.

Eine mittelalterliche Jahrmarkttruppe empfängt das Publikum. Während der Thespiskarren aufgebaut wird, sorgen eine Zeremonienmeisterin (Patricia Pfisterer) und ein Fiddler (Tomáš Novák) mit Musik und Geschicklichkeitsspielen für Unterhaltung. Bei einem Wurfspiel gibt es dann sogar eine Konzertkarte der Kulturvereinigung zu gewinnen.

Dann beginnt das Spektakel und die Schauspieler*innen ziehen sich um. Thomas Pfertner wird mit edlem Mantel und schwerer Goldkette zum mächtigen Sheriff von Nottingham. Er will mit einer roten Rose um die schöne Maid Marian (Tanja Radovanovic) werben, doch die hat nur ein schäbiges Lachen für ihn übrig, ist sie doch mit Robin von Loxley verlobt. Dieser entrechtete, flüchtige Rebell muss also sofort ausgeschaltet werden. Der schusslige Diener Guy of Gisbourn (Janna Ramos-Violante), der ständig alles vermasselt, soll die baldige Ehe des Sheriffs mit Maid Marian verkünden und damit Robin aufschrecken und aus seinem Versteck locken.

Robin von Loxley (ein sehr sportlicher Paul Clementi) hat sich mit seinem Freund Little John (Marko Kerezovic) in den Sherwood Forest zurückgezogen und trifft dort auf Bruder Tuck, einen philosophierenden Eremiten (herrlich tiefenentspannt Alex Linse), der ohne Angel und Wasser fischt. Dieser rät Robin dazu, seinen Namen zu ändern und sich fortan Robin Hood zu nennen, denn Robin von Loxley sei einfach zu sperrig und für eine Legende absolut ungeeignet.

Eine Brieftaube überbringt die falsche Heiratsbotschaft und Robin ist fassungslos über die Untreue seiner Braut. Auch Maid Marian quält die Eifersucht, hat sie doch gehört, dass Robin sich auf seinem Kreuzzug unter Palmen mit süßen Datteln habe füttern lassen. Als der Sheriff auftaucht, landet Robin in einem riesigen Netz und wird nach seinem letzten Wunsch gefragt. Es schaut also gar nicht gut aus. Doch da eilt Bruder Tuck zu Hilfe und beweist, dass er nicht nur ein begnadeter Philosoph, sondern auch ein großartiger Kämpfer ist. Einem Happy End steht also nichts mehr im Wege.

Ich muss gestehen, dass ich Robin Hood, den Rächer der Enterbten und Beschützer der Witwen und Waisen, nie besonders interessant fand. Doch diese skurrile Komödie mit all den liebenswerten Figuren konnte mich überzeugen und eignet sich wirklich für die ganze Familie. Sogar der finstere Sheriff zeigt seine weiche Seiten, wenn er Robin Hood seine letzten Wünsche erfüllt. Sein absolut unblutiger Kampf mit Bruder Tuck ist für Kinder das große Highlight.

Der grandiose Fiddler Tomáš Novák und die bestens gelaunte Zeremonienmeisterin Patricia Pfisterer unterstreichen mit ihren Instrumenten die jeweiligen Emotionen und sorgen für die Begleitung der schwungvollen Lieder (Musikalische Leitung: Ossy Pardeller). Diese komödiantische Version, von Georg Clementi schwungvoll in Szene gesetzt, ist noch bis Montag 5. August in Stadt und Land Salzburg sowie im benachbarten Bayern zu erleben.

Dorfgockel

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