Salzburgs schönster Erker

Ehemaliges Bankhaus Daghofer – Griesgasse 11

Das 1885 von Oskar Daghofer I. gegründete Bankhaus Daghofer wurde 2010 von der Züricher Kantonalbank übernommen. Heute konzentriert sich die nunmehrige Zürich Kantonalbank Österreich AG auf den internationalen Privat Banking Bereich.

Christoph Koca

Von Christoph Koca
Austria Guide, Kunstspaziergang.com

Das Haus an der Griesgasse 11 fand 1424 erstmals urkundlich Erwähnung. 1968 begann der eineinhalbjährige Umbau nach den Plänen von Hilda Bandian (geborene Crozzoli). Die Familie Crozzoli kam im Gefolge der in Salzburg berühmten Baufirma Cecconi nach Salzburg. Pietro Crozzoli, ein Polier, machte sich schließlich mit einer eigenen Baufirma mit Sitz in Maxglan selbstständig.

Hilda Crozzoli war eine Vorreiterin. Als erste Frau Österreichs legte sie1927 in Klagenfurt die Baumeisterprüfung ab. Später übernahm sie die väterliche Baufirma, die zuvor in den Konkurs schlitterte. 1934 heiratete sie den Peter Behrens Schüler Richard Bandian, mit dem sie fortan die gemeinsame Baufirma mit Sitz in der Reichenhallerstraße 11 betrieb. In den Nachkriegsjahren plante Hilda Bandian zusammen mit ihrem Mann 65 Gebäude, sie konzipierte die Renovierungsarbeiten beim Schloss Leopoldskron sowie beim Hotel zum Goldenen Hirschen.

Beim Umbau des Bankhaus Daghofer gelang ihr das Kunststück, den salzburgischen Stil zu erhalten. „Schon die Fassade, eine glückliche Mischung aus Althergebrachten und modernen Elementen, gibt dem Haus eine ansprechende Atmosphäre.“ (Salzburger Nachrichten, 21.7.1969. S. 10) Herausfordernd war bei dem Umbau die quer durch das Haus verlaufende Stadtmauer sowie der integrierte Stadtturm, „… dessen Baubestand bereits bedenklich war.“ (Ingelies Zimmermann.

10 Jahre Bauen in Stadt und Land Salzburg. 1970. S. 25) Die alten Gewölbe wurden von Bandian freigelegt und der Schalterbereich somit um das Dreifache vergrößert. Aufgrund der schlechten, teils bröckeligen und einsturzgefährdeten Bausubstanz – das Haus steht auf Salzach Kies – musste das alte Gemäuer mittels Armierungen gesichert werden.

Der auf zwei regelmäßig geschweiften, gekerbten und sich nach unten verjüngenden Konsolen ruhende Erker an der Hanuschplatzseite, erinnert stilistisch an den Fürstenberg Erker des ehemaligen Liechtensteinischen Kanonikalhofs in der Kapitelgasse. Ein schönes Detail sind die beiden drachenköpfigen Wasserspeier. Die Wandmalerei stammt von Theodor Kern und ist aus dem Jahr 1948. Im oberen Stock zu sehen sind die Salzschiffer, im Hintergrund erkennt man die Silhouette der Stadt Salzburg um das Jahr 1550, also mit dem romanischen Dom. Die untere Erkerzone zeigt eine junge Frau, die Möwen füttert und ein Mädchen, das eine Möwe schützend in den Händen hält. Im zentralen Feld unter dem Fenster streiten sich einige Möwen um einen Fisch. Theodor Kern war Mitglied der Künstlervereinigung „Der Wassermann“ und des Wiener Hagenbundes.

Neben der Malerei beschäftigte sich Kern auch mit der Bildhauerei, für kurze Zeit war er Schüler Anton Hanaks in Wien. In der Zeit des Nationalsozialismus emigrierte der gebürtige Morzger nach England, genauer nach Hitchin in der Nähe von London, wo er eine neue Heimat fand. Stilistisch bediente Kern verschiedene Genres, war er zunächst dem Expressiven Realismus nahe, wendete sich der Künstler später der abstrakten Malerei zu. Seine Fresken findet man auch am Halleiner Rathaus und an zahlreichen Privathäusern in und um Salzburg.  

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