Salzburgs Tempel der Künste

Stadtkino SZENE Salzburg – Anton Neumayer Platz 2

Mit „Figaros Hochzeit“ startete am 1. August 1950 der Kinobetrieb im damals modernsten Lichtspielhaus Salzburgs, dem Stadtkino. Erstmals konnte man fortan im Stadtkino, das zuvor im Festspielhaus untergebracht war, Filme in Cinemascope sehen.

Christoph Koca

Von Christoph Koca
Austria Guide, Kunstspaziergang.com

Bis 1984 wurde die Leinwand bespielt, dann kam das Aus für das Filmtheater. Entstanden ist das Stadtkino, das der Stadt Salzburg mit Ausnahme des zur Verfügung gestellten Grundes und der Kinolizenz nichts gekostet hat, im Auftrag der Wiener Kinogesellschaft KIBA, die das Kino später auch bespielte. Nach Auslaufen des auf 30 Jahre ausgelegten Pachtvertrags mit der KIBA, kam das Gebäude, dessen Errichtung etwa 2,8 Millionen Schilling gekostet hat, in den Besitz der Stadt Salzburg.

Ausführender Architekt war der gebürtige Rosenheimer Josef Hawranek, der sich in Salzburg u. a. als Kino-Architekt einen Namen machte. Auf seinem Zeichenblock entstanden das Elmo-, das Centralkino und der Umbau des Mozartkinos. Daneben übernahm Hawranek, ein Schüler von Peter Behrens, auch die Planung für das Dorotheum in der Schrannengasse, das Paracelsusbad in der Auerspergstraße und das Wohn- und Geschäftszentrum City (Forumgebäude) am Südtirolerplatz. Das Grab des viel beschäftigten Nachkriegsarchitekten und Trägers des Rings der Stadt Salzburg, ist am Friedhof Morzg zu finden.

Errichtet wurde das Stadtkino dort, wo zuvor das Museum Carolino Augusteum stand, das im Krieg durch Bombentreffer schwer beschädigt wurde. Äußerlich ähnelt das einstige Lichthaus der Edmundsburg auf dem Mönchsberg.

Links Stadtkino, rechts Edmundsburg

„Die Architektur dieses Bauwerkes fügt sich gut in die Reihe der historischen Bauten ein, welche sich in der Umgebung befinden, ohne jedoch diese Architektur zu kopieren.“ (Amtsblatt der Landeshauptstadt Salzburg, 12.8.1950. S. 1) Der viergeschossige, würfelartige Kopfbau beheimatete neben dem Kinofoyer, ein Buffet und 40 Büroräume. Anlässlich der Eröffnung des Hauses hieß es: „Von den 40 Büroräumen, die in den einzelnen Stockwerken zur Verfügung stehen, sind alle schon vergeben.“ (Salzburger Nachrichten, 2.8.1950. S. 5). Alle diese Bereiche, wie auch der eigentliche Kinosaal, wurden mit Eisenbeton gebaut. Noch heute erkennt man im ehemaligen Kinofoyer die wuchtigen, mit Marmor verkleideten Pfeiler, die die darüber liegende Last tragen. Im Zuschauerraum fanden 903 Personen Platz, mit einer Länge von 28,5 Metern und einer Breite von 22,5 Metern, war es seinerzeit einer der größten Lichtspieltempel Österreichs.

Zumindest in der Anfangszeit des Stadtkinos engagierte sich das von der sozialistischen KIBA geführte Kino für soziale Zwecke. So gab es an Vormittagen kostenlose Vorstellungen für Arbeitslose, Rentner und Fürsorgeempfänger. Gepriesen wurde in den zeitgenössischen Zeitungen das „moderne“ Kino-Buffet, in einem Bericht des Amtsblatts der Stadt Salzburg als „Expresso-Cafe“(sic!) (Amtsblatt der Landeshauptstadt Salzburg. Nr. 32, 12.8.1950. S. 2) bezeichnet. Dieser Barbereich, ein hervorragendes Beispiel für die von Achleitner definierte „Espresso Moderne“, hat die Jahrzehnte bis heute sehr gut überstanden und sich kaum verändert. Zunächst lief das Buffet unter dem Namen „Winkler Espresso“, später als „Café 21“.  

SW-Foto: Salzburger Nachrichten vom 4. 1. 1951

Zu den Stammgästen gehörten, die in Salzburg stationierten, amerikanischen Soldaten sowie Künstler und die Salzburger Jugend. Mitunter verkehrten der Kabarettist Helmut Qualtinger und der Philosoph Jean Paul Satre im legendären Café 21. Hier wurden die ersten Burger Salzburgs serviert.

Seit 1987 hat die SZENE Salzburg in den Räumlichkeiten einen fixen Spielort. In Ermangelung einer Heizung war dies bis 1993 nur in den Sommermonaten möglich. Nach einer umfassenden Sanierung beheimatete das Gebäude ab 2002 das „republic“. Heute dient das ehemalige Stadtkino als multifunktionaler Veranstaltungsraum, daneben beheimatet es unter der Dachmarke SZENE Salzburg einen Gastronomie- und Barbereich, das SZENE LOKAL.

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