Zur humanitären Lage in Somalia

Intern Vertriebene am Rand der Stadt Merka (Foto Heinrich Frei ©Swisso Kalmo)

Intern Vertriebene am Rand der Stadt Merka (Foto Heinrich Frei ©Swisso Kalmo)

Somalia liegt am Indischen Ozean. Im Süden grenzt es an Kenia, im Westen an Äthiopien und im Norden an Dschibuti. Im Norden befinden sich Somaliland und Puntland, relativ friedliche Gebiete. Somaliland wird autonom verwaltet und strebt nach Unabhängigkeit. Früher stand es unter britischer Kolonialherrschaft.

Heinrich Frei

Von Heinrich Frei, Zürich, Schweiz

Im Süden Somalias werden ländliche Gebiete zum Teil immer noch von der islamistischen Gruppierung Al-Shabaab kontrolliert. In letzter Zeit werden sie jedoch immer erfolgreicher von somalischen Regierungstruppen und der Truppe der Afrikanischen Union, AMISOM, bekämpft. Al-Shabaab verübt in Mogadischu und anderen Städten weiterhin Anschläge. Der Süden Somalias stand früher unter italienischer Kolonialherrschaft.

18,7 Millionen Einwohner, mit 3,8 Millionen intern Vertriebenen

In Somalia leben 18,7 Millionen Menschen, davon etwa drei Millionen in der Hauptstadt Mogadischu. Somalia ist über 15-mal größer als die Schweiz und etwa 1,8-mal so groß wie Deutschland. Mehr als 3,8 Millionen Menschen in Somalia wurden durch den über 30 Jahre andauernden Krieg und durch Naturkatastrophen gezwungen, ihre Region zu verlassen. Sie leben unter katastrophalen Bedingungen in Camps am Rande der großen Städte. Frauen und Kinder machen 80 Prozent der internen Flüchtlinge aus und sind großen Risiken ausgesetzt.

Die Stadt Merka am Indischen Ozean (Bild Swisso Kalmo)

Die Stadt Merka am Indischen Ozean (Bild: Herinrich Frei © Swisso Kalmo)

In der Stadt Merka, in der das Schweizer Hilfswerk Swisso Kalmo seit über 35 Jahren ein Ambulatorium betreibt, leben etwa 100.000 Menschen, darunter auch viele intern Vertriebene.

Informationen der UNO-Organisation für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA)

Somalia erlebte im Jahr 2023 die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten. Nach der Dürre folgten Überschwemmungen, wie sie Somalia seit Generationen nicht mehr erlebt hatte, schreibt die UNO-Organisation OCHA.

Madow Ahmed, Mutter von drei Kindern spricht mit Mitarbeitern von Hilfsorga-nisation im Yaqbarwe Lager für Vertriebene in Baidoa, in Somalia. Madow’s Familie wie die Bewohner des Flüchtlingslagers werden durch Hilfsorganisatio¬nen mit Geld, Medizin, durch den Bau von Wassertanks, Latrinen und Solarpa¬nels unterstützt. (Bild: OCHA)

Madow Ahmed, Mutter von drei Kindern spricht mit Mitarbeitern von Hilfsorga-nisation im Yaqbarwe Lager für Vertriebene in Baidoa, in Somalia. Madow’s Familie wie die Bewohner des Flüchtlingslagers werden durch Hilfsorganisationen mit Geld, Medizin, durch den Bau von Wassertanks, Latrinen und Solarpa¬nels unterstützt. (Bild: Heinrich Frei ©OCHA)

Rund 6,7 Millionen Somalier waren im letzten Jahr vom Hunger bedroht. Über eine halbe Million Kinder waren lebensbedrohlich mangelernährt. In den ersten zwei Lebensjahren ist Unterernährung für Kinder besonders gefährlich, da sich das Gehirn nur mangelhaft entwickeln kann, was später zu Lernschwierigkeiten führt.

Überschwemmungen in Merka

Im November 2023 erhielten wir von Swisso Kalmo einen Bericht über Flussüberschwemmungen in Merka. Mehrere Dörfer im Distrikt Merka in der Provinz Lower Shabelle wurden am 22. November 2023 durch starke Regenfälle heimgesucht. Häuser und Bauernhöfe wurden zerstört, und die Bewohner mussten fliehen, nachdem sie vergeblich versucht hatten, die Flut einzudämmen.

Mehrere Dörfer im Distrikt Merka in der Provinz Lower Shabelle wurden durch heftige Regenfälle am 22. November 2023 von Überschwemmungen heimgesucht. (Bilder: Swisso Kalmo)

Mehrere Dörfer im Distrikt Merka in der Provinz Lower Shabelle wurden durch heftige Regenfälle am 22. November 2023 von Überschwemmungen heimgesucht. (Bilder: Heinrich Frei ©Swisso Kalmo)

2024: Informationen von OCHA – „Situation in Somalia hat sich verbessert, bleibt aber prekär“

Obwohl sich die Lage in Somalia im Jahr 2024 verbessert hat, bleibt der Bedarf an humanitärer Hilfe groß, wie OCHA berichtet. Im März konnte sich fast jeder fünfte Somalier nicht ausreichend ernähren, was schätzungsweise vier Millionen Menschen betrifft. Viele Kinder leiden weiterhin unter akuter Mangelernährung. Zwischen Januar und Dezember dieses Jahres werden 1,7 Millionen Kinder im Alter von 6 bis 59 Monaten zu wenig Nahrung erhalten. Davon werden etwa 430.000 Kinder wahrscheinlich schwer unterernährt sein.

Temporäre Unterkünfte in Twfiq Camp für intern Vertriebene im Distrikt Jowhar (Bild OCHA)

Temporäre Unterkünfte in Twfiq Camp für intern Vertriebene im Distrikt Jowhar (Bild: Heinrich Frei © OCHA)

Humanitärer Hilfsplan der UNO für Somalia benötigt 2024 1,6 Milliarden US-Dollar

Für den humanitären Hilfsplan der UNO in Somalia werden im Jahr 2024 1,6 Milliarden US-Dollar benötigt, um 5,2 Millionen Menschen zu helfen. Die Hilfe wird in den am stärksten von Not betroffenen Regionen geleistet. Angriffe auf Helfer und ihre Infrastruktur erschweren jedoch die Hilfsoperationen.
Angesichts der vielen anderen Katastrophen, die Afrika heimsuchen – darunter der Krieg im Sudan – wird es für die UNO jedoch schwierig sein, diese Mittel für die humanitäre Hilfe in Somalia zu beschaffen.

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