„Fangnetz!“ – Das Netz vergisst nichts

Fangnetz

Die theaterachse hat im Auftrag der Kinder- und Jugendanwaltschaft (KIJA) Oberösterreich eine mobile Theaterproduktion für Jugendliche ab 12 Jahren entwickelt. Das Stück spiegelt in vier packenden Szenen die Gefahren, aber auch die Vorteile des Internets und der sozialen Netzwerke wider. Die Premiere fand am 20. Februar 2014 im Kleinen Theater statt.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Grundlage für die Szenen sind reale, exemplarische Fälle, die fürs Theater adaptiert wurden. Im ersten Fallbeispiel wird die 17-jährige Stefanie über einen Schulblog und Facebook so lange gemobbt, bis sie schließlich die Schule wechseln muss. Um etwaigen Recherchen ihrer neuen Mitschüler zuvorzukommen, wird ihr geraten, in die Offensive zu gehen und ihre Probleme klar zu schildern. Im zweiten Fall chattet ein 12-jähriges Mädchen unbekümmert mit einem angeblich Gleichaltrigen, der es mit Komplimenten überhäuft.

Der Aufmerksamkeit ihrer älteren Schwester hat es die 12-Jährige zu verdanken, dass nichts Gröberes passiert, denn aus Naivität hat sie bereits freizügige Fotos hochgeladen. Dass Fotos im Internet zum Problem werden können, wird anschaulich am Beispiel einer Maturantin gezeigt. Im Laufe einer wilden Party mit reichlich Alkohol schießt ihre Freundin ein paar Bilder für die Maturazeitung und findet das „voll witzig“. Doch diese Bilder haben schwerwiegende Folgen. Nicht nur eine Freundschaft geht in die Brüche, bevor sie überhaupt angefangen hat, auch bei einem Bewerbungsgespräch liegen die Bilder plötzlich im Personalbüro auf. Jahre später gibt es Vorhaltungen von ihrem halbwüchsigen Sohn, der wieder einmal zu spät nach Hause gekommen ist: „I bin wenigstens net so deppert und lass Fotos von mir machen.“

In der vierten Szene geht es um Computersucht. Nach der Schilderung des Falles wird das jugendliche Publikum angehalten, nach einer Lösung des Problems zu suchen. In der anschließenden Diskussion, die Teil des Konzeptes ist, können und sollen Fragen gestellt und Erfahrungen ausgetauscht werden.

Anna Paumgartner wirkt überaus authentisch, ob als superfiese Schülerin, unbedarftes Chat-Opfer oder als Frau Direktor. Als ebenso wandlungsfähig erweist sich Bina Blumencron, auch ihr nimmt man sowohl die Opferrolle als auch die energische Schwester ab. Christian Geroldinger hingegen verkörpert diverse Respektspersonen sowie einen Internetguru, der jedem Computer seine Geheimnisse zu entlocken weiß.

Das Stück wirkt nicht belehrend, es sollte aber sensibilisieren beim Umgang mit den neuen Medien. Die schnellen Szenenabfolgen und die rhythmischen Überleitungen kommen den Seh- und Hörgewohnheiten der Jugendlichen entgegen. Bei der Premiere zeigten sich die anwesenden Schüler äußerst kooperativ und brachten ihre Meinungen bei der anschließenden Diskussion klar zum Ausdruck. Die Produktion gibt viele Denkanstöße, ist mobil und kommt auch gerne in Schulen.

Dorfgockel

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