Irene Diwiak: Die allerletzte Kaiserin

Irene Diwiak

Irene Diwiak | Foto: Bertelsmann © Bogenberger Autorenfotos

Irene Diwiak: Die allerletzte Kaiserin

Autorin: Irene Diwiak
Titel: Die allerletzte Kaiserin – Roman
ISBN: 978-3-570-10469-9
Verlag: C.Bertelsmann Verlag (in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH)
Erschienen: April 2024

Klappentext:

Claudia Hendl ist nicht unbedingt glücklich und noch weniger fantasiebegabt – bis eines Tages eine alte, egozentrische Dame in ihr Wirtshaus kommt. Ihr Name ist Johanna Fialla, und nachdem sie Vertrauen zu Claudia gefasst hat, eröffnet sie Unglaubliches: Sie, Johanna, sei in Wahrheit die Enkeltochter von Kronprinz Rudolf. Der habe sich nämlich gar nicht erschossen, sondern sei nur untergetaucht und habe unter falschem Namen eine neue Familie gegründet, dessen Sprössling Johannas Vater gewesen sei.

Nach und nach erzählt Johanna ihre Lebensgeschichte, und Claudia, die niemals schriftstellerische Ambitionen gehabt hat, beginnt sie aufzuschreiben. Dabei erfährt sie vielleicht nicht unbedingt historische Fakten – aber sie erkennt, dass ein bisschen Fantasie das Leben erst lebenswert macht.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Was wäre, wenn die „Tragödie von Mayerling“ nur inszeniert gewesen wäre und der Thronfolger mitsamt seiner jungen Geliebten Mary Vetsera in ein bürgerliches Leben untergetaucht wäre?

Genau diese unglaubliche Geschichte wird der Wirtstochter und Kellnerin Claudia Hendl von einer betagten, aber vornehm auftretenden Dame, die als Gast in ihr Gasthaus kommt, erzählt. Der weibliche Gast, der sich als Johanna Fiala vorstellt, behauptet nämlich, die Enkeltochter von dem untergetauchten Paar zu sein.

Ab diesem Tag kommt Johanna jeden Montag zu Claudia, um ihre Geschichte in kleinen Episoden zu erzählen und Claudia sieht sich schon als große Schriftstellerin, die diese Geschichte in ein Buch verwandelt.

Eine großartige Romanerzählung rund um den mysteriösen Tod des Thronfolgers Rudolf von Habsburg und Baroness Mary Vetsera im Jahre 1889.

„Alles ist besser als die Wahrheit“ – auf dieser kolportieren Aussage Kaiser Franz Josephs basierend, hat das Haus Habsburg alles getan, um die Wahrheit rund um den Zweifachtod zu verschleiern.

Aber das getäuschte Volk war kreativ, wenn es darum ging, sich eine Wahrheit zurechtzubiegen. Die Gerüchteküche zum Tod des Thronfolgers brodelte. Aus einer dieser Gerüchte hat die Autorin eine wunderbare Geschichte kreiert.

So ist die wunderbare Heldin der „Johanna Fiala“ entstanden, deren Großvater väterlicherseits der untergetauchte Thronfolger gewesen sein soll. Im Alter hat sich Fiala in Wien ihr eigenes „Kaiserreich“ geschaffen und gegen einen kleinen Obolus Audienzen gegeben. Geld war ihr zwar lebenslang nie wichtig, aber jetzt wollte sie ihre Einnahmen doch einem guten Zweck zukommen lassen. Sie war sehr stolz auf ihre adelige Abstammung, über die sie gerne erzählte.

Allen Argumenten und Fakten zum bewiesenen Tod von Rudolf und Mary konnte sie mit plausiblen Gegenargumenten entgegentreten.

Bis heute gilt die „Tragödie von Mayerling“ für viele Menschen als Mysterium, weil eine genaue Untersuchung nicht zugelassen wurde. Deshalb kann man sich immer noch viele Dinge dazu ausmalen. Die Autorin lässt zwar gut recherchierte Fakten zu den Vorgängen im Jänner 1889 im Jagdschloss in Mayerling zu, entkräftet diese Fakten aber durch gut nachvollziehbare, fiktive Geschichten. So überlässt sie es letztendlich dem Leser, was er glauben möchte und wie viel Fantasie er dem Zustand „Was wäre, wenn …“ überlässt.

Der Aufbau des Buches teilt sich zwei Bereiche: Zum einen sind es die Erzählungen der Protagonisten Johanna Fiala, die chronologisch durch das Buch führen, zum anderen sind es die Zwischentexte der fiktiven Autorin Claudia Hendl, die ihre Wahrnehmung über die alte Dame festhält. Beides zusammen ergibt eine runde Handlung, die gut nachvollziehbar, interessant zu lesen, und trotz allem aber auch sehr informativ ist.

Alles in allem ist das ein sehr kurzweiliger, gelungener und spannender Roman zu einem Mysterium, das bis heute Fragen offen lässt, aber doch die eine, ganz reale Frage aufwirft: Was wäre passiert, wenn der sehr weltoffene und moderne Thronfolger überlebt hätte?


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