Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse

Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse

Leider eine Fehllieferung!

Christine Nöstlinger (1936-2018) war eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. In ihrem satirischen Klassiker aus dem Jahre 1975 trifft ein Musterknabe auf eine chaotische Mutter. Im Schauspielhaus Salzburg inszeniert Ira Süssenbach das Stück mit viel Tempo und Witz und sorgt damit für Heiterkeit bei den sicherlich nicht ganz so braven Kindern ab 8 Jahren. Am 2. Oktober 2024 feierte das Stück Premiere.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Die orientalische Kulisse aus der Produktion „Nathan der Weise“ (Ausstattung: Agnes Hamvas) wurde mit bunten Stoffbahnen in die farbenfrohe Wohnung einer zwar etwas chaotischen, doch stets gut gelaunten Teppichweberin verwandelt. Hier residiert Frau Berti Barolotti inmitten von unzähligen Kartons, denn ihre große Leidenschaft ist der Versandhandel. Bei Sonderangeboten kann sie einfach nicht widerstehen, die 2.000 Knicklichter sind so ein Fall. Das neu gelieferte Paket ist allerdings besonders groß und schwer. Es enthält eine riesige Konservendose, aus der schließlich ein sechsjähriger Junge herausklettert. Sie kann sich zwar nicht erinnern, ihn bestellt zu haben, aber zurückgeschickt wird bei ihr nichts.

Konrad ist ein besonders höflicher, ordnungsliebender, fast unheimlich braver Knabe. Bertis Freund, der überaus korrekte Apotheker Egon, ist begeistert von diesem klugen „Eliteknaben“. Da ist er nur allzu gerne Vater und zahlt auch gleich Alimente. Berti allerdings ist absolut ungeeignet, ein Kind zu erziehen. So gibt es bei ihr etwa zu Mittag nur Senfgurken aus dem Glas. Damit ist Egon natürlich nicht einverstanden, das Kind braucht doch Vitamine. Das Beste wird wohl sein, wenn er das Kind zu sich nimmt.

In der Schule ist der brave Konrad allerdings nicht sehr beliebt. Er lässt niemanden abschreiben und verpetzt seine Mitschüler, denn er ist so programmiert, dass er Lügen einfach nicht verträgt. Nur seine Nachbarin, die freche Kitti, hält zu ihm.

Ein Brief aus der Fabrik fordert Konrads Rücksendung, da es sich um eine Fehlsendung gehandelt habe. Damit sind Berti und Egon aber überhaupt nicht einverstanden. Da gibt es nur eine Lösung. Das brave Kind muss umgepolt werden, denn einen „Rotzlöffel“ will die Fabrik sicher nicht zurückhaben.

Hannah Schitter sprüht als etwas durchgeknallte Berti nur so vor guter Laune und schrägen Ideen. Ihr etwas steifer Freund Egon (Michael-Lorenz Brandner) hat es sicher nicht immer leicht mit ihr. Marc Stadler darf als kleiner Konrad den Musterknaben spielen. Rührend, wie er sich bemüht, das verbotene Schimpfwort „Trottel“ herauszupressen. Doch die flotte Kitti (Angie Mastoraki) ist ihm dabei eine große Hilfe. Ihre Belohnung für ein böses Wort ist ganz nach seinem Geschmack. Für Spannung sorgen zwei unheimliche, blaue Männer aus der Fabrik, die unangemeldet in Bertis Wohnung auftauchen, um endlich die Fehllieferung abzuholen.

Der spannende, humorvolle „Erziehungsratgeber“ sorgt 1 Stunde 20 Minuten lang für beste Unterhaltung. Fazit: Ein zwar super intelligentes, doch allzu braves Kind hat es auch nicht wirklich leicht, es kommt eben auf die perfekte Mischung an.

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