Zur Erinnerung an Fritz Kohles – Ein echtes Salzburger Original

Fritz Kohles

Menschenbeobachter und Menschenfreund: Fritz Kohles | Foto: Bernhard Strobl

Postler, Beislwirt, schauspielerisches Naturtalent, Qualtinger-Look-a-like, Menschenbeobachter und Menschenfreund – das und noch vieles mehr war Fritz Kohles. Ein echtes Salzburger Original. Am 14. Juli 2024 hätte der Fritz seinen 70. Geburtstag gefeiert.

Claudia Karner

Von Claudia Karner

Blick zurück ins Jahr 2004: Wir saßen im Gastgarten der „Klause“, und ließen Fritz hochleben. Er war gerade 50 Jahre alt geworden. Nur noch eine Handvoll Freunde war übrig geblieben, die zu vorgerückter Stunde über das Leben, die Liebe und den Wein philosophierten. Plötzlich wurde Fritz sentimental, redete vom Sterben und von dem Lied, das man dereinst bei seinem Begräbnis spielen sollte, „Ein echtes Wienerlied“ von Roland Neuwirth. Das Lied beginnt mit den Worten: „Er hat an Abgang g’macht, er hat die Batsch’n g’streckt, er hat a Bankl g’rissen, hat sie niederg’legt …“  und zählt die vielen Möglichkeiten auf, die der Wiener findet, um dem Tod zumindest sprachlich die Schwere zu nehmen. Wusste Fritz bereits damals, dass sein Ende nahe war?

Bekannt wie ein bunter Hund

Fritz Kohles war in Salzburg bekannt wie ein bunter Hund. Er war das, was man ein echtes Original nennt.  Unübersehbar in seiner imposanten Erscheinung, unüberhörbar mit seiner sonoren, mitunter polternden Stimme. „Seine Bühne war der Alltag, und er hatte uns alle im Repertoire“, brachte es der Schriftsteller Karl-Markus Gauß, ein Freund seit Jugendtagen, auf den Punkt.

Fritz Kohles und seine Mutter

Geboren wurde Fritz Kohles am 14. Juli 1954 in Großgmain. Seine Mutter Elfriede, die umtriebige „Fritzi-Mutti“, war Lehrerin, sein Vater Karl Beamter. Nach der Volksschule besuchte Fritz den musischen Zweig des Bundesgymnasiums an der Lehener Brücke in Salzburg. Die A-Klasse (Maturajahrgang 1973)  sollte sich als wahrer Talente-Pool entpuppen. Neben Karl-Markus Gauß waren auch die späteren Schauspieler Christoph Schobesberger und Georg Schuchter sowie der Schriftsteller Peter Stephan Jungk unter den Klassenkameraden.

Postamt Taxham als erste Bühne

Nach Matura und Militär startete Fritz einige Studienversuche, arbeitete bei der SVZ in der Sportredaktion und probierte sich als Pfarrsekretär in Großgmain und als Nachtwächter aus, ehe er zur Post ging. Damals hatte er schon sein Talent und seine Liebe zur Musik (er war Gitarrist des Salzburger Grenzland Sextetts), zum Schauspiel und zur Parodie entdeckt. Das Postamt Taxham wurde seine erste Bühne. 1980 traute er sich gemeinsam mit Richard Pertlwieser mit der satirischen Collage „Aus großer Zeit“ erstmals an die Öffentlichkeit. Es folgte das erste Soloprogramm „Scharfrichter Lang“ sowie Auftritte im Salzburger Landestheater in der „Westside Story“ und in der Elisabethbühne, später auf diversen Kleinkunstbühnen des Landes. In Kürze machte sich der Autodidakt einen Namen als Rezitator und Sänger.

Die Lacher auf seiner Seite hatte Kohles, wenn er Lieder von Georg Kreisler interpretierte, in unnachahmlicher Weise das Hörspiel von Wolf Ror  „Cordoba. Um 13 Uhr 45“(„I wer‘ naaarisch!“) rezitierte oder einfach nächstens am Tresen den Schmäh rennen ließ.

Die Zeitschrift „Basta“ kürte ihn zu „Salzburgs König der Nacht“ – und das bei einem Dienstbeginn um morgens um 8.00 Uhr. Fritz arbeitete mittlerweile im Bahnhofspostamt 5020 als Leiter der Briefzustellung und als Betriebsratsobmann und es genügte ein simples „Fritz, 5020“ als Anschrift, dass das so adressierte Poststück ohne Umwege den richtigen Empfänger fand.

Vom Adventsingen zum Beislwirt

1988 hängte er Postkappl und Gewerkschaftsparagraphen an den Nagel und wechselte in die Gastronomie. Er sperrte im Kaiviertel ein Lokal auf, das Krotach 7 (das vor wenigen Wochen unter gleichem Namen neu eröffnet wurde). Als Berufsfähigkeitsnachweis gab er an: „Ich habe drei Jahre lang beim Salzburger Adventsingen den Wirt gespielt“.

Fritz Kohles am Zapfhahn | Foto: Othmar Behr

1998 übernahm er gemeinsam mit Lele Vogl die „Klause“ in der Gstättengasse. „War das ‚Krotach‘ noch eine Art Gesellenstück, mit der ‚Klause‘ aber dachte er so etwas wie ein Meisterwerk vorzulegen“, schreibt Karl Markus Gauß in dem Buch „Schillerndes Leben in Salzburg“. „In gewissem Sinne war die ‚Klause‘, wie Fritz sie führte, ein ‚soziales Kunstwerk‘, das die Menschen einer zerfallenden Gesellschaft im Wirtshaus noch einmal zusammenführte. Wenigstens zeitweise hatte die ‚Klause‘ tatsächlich jene gemischte Gästeschaft, um die es Fritz ging. Da gab es Hackler und Postler, da gab es Studenten und Büroangestellte, Beamte, Künstler, Lebenskünstler, gestrandete Existenzen und Angehörige von Sozialberufen, die sich hier nicht in der Pflicht sahen, ein achtsames Auge auf mögliche Klienten von morgen zu haben. Und hinter dem Tresen amtierte Fritz, der dabei den Eindruck eines Menschen machte, der seinen Ort auf Erden gefunden zu haben schien.“

„Fühl mi owei maroda…“

Kohles Plakat

Am 18. Jänner 2006 war die Amtszeit zu Ende. Fritz starb nicht ganz unerwartet, aber doch viel zu früh.  Der Alkohol war zu seinem besten Freund geworden. Roland Neuwirth konnte ihm beim Begräbnis nicht die letzte Ehre erweisen, sondern erst ein Jahr später. Unter dem Titel „.. sollst leben!“ fand anlässlich des ersten Todestages in der Arge Kultur in Nonntal eine Hommage auf Fritz Kohles statt, bei der Neuwirth „Ein echtes Wienerlied“ sang und auch ein Gstanzl, das ich Fritz auf den Leib geschrieben hatte. Fühl mi oiwei maroda, oba erscht oisa Doda sauf i a Soda – entweder oda!“ Es wurde ein unvergesslicher Abend, nicht nur, weil der Orkan Kyrill über die Stadt fegte und dabei die Dächer von den Häusern riss und Roland Neuwirth den Hut vom Kopf. Dabei hätte ich gewettet, er wäre angeschraubt.

„Es wird a Wein sein, und wir wer’n nimma sein…“ prophezeit ein altes Wienerlied. Ehe dieser Fall eintritt, werde ich schnell noch… nein, kein Apfelbäumchen pflanzen, sondern ein Kohles-Gedächtnisachterl trinken. Und mich daran erinnern, wie Fritz Kritik an dem in seinem Beisl ausgeschenkten Roten vom Tisch zu wischen pflegte. „Das ist ein ehrlicher Schankwein!“, brummte er. Diskussion beendet! Widerspruch zwecklos!

So ein Mensch ist einfach unersetzbar.

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Dorfladen

3 Kommentare zu "Zur Erinnerung an Fritz Kohles – Ein echtes Salzburger Original"

  1. Unzählige Stunden für zig Radio-Spots im Studio 5 gemeinsam mit ihm verbracht. Auch Wegbegleiter Hans Paul Fussek hat den 70er leider nicht erlebt. Was die beiden jetzt wohl da oben machen?

  2. Mei da Fritz! Unvergessen! Nächtelangen Diskussionen im Podium. Hab zwar vor allem zugehört, weil ich ja deutlich jünger war als das Rudel um den Fritz. Aber hat mich sehr geprägt. Dann Stammgast im wunderbaren Krotach. Danach leider viel zu selten in der Klause. Irgendwann, bevor er gestorben ist, habe ich seine Mutter kennengelernt…..und ihre Sorge gehört, weil er soviel gesoffen hat. Das hat mich schon auch anders auf ihn blicken lassen. Danke für die Erinnerung an den Fritz!

  3. Krotach… sogar den Gulda hab ich mal hin gebracht als ich mit Wilfer und Nemeth dort gespielt habe …

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