Salzburgs größtes Café

Café Groschenloch, Müllner Hauptstraße 1

Krapfen, Pofesen, Hasenöhrl und Dampfnudeln standen u. a. auf der Speisekarte des 1848 gegründeten Café Groschenloch. Das wie eine Felsengrotte angelegte Lokal an der Müllner Hauptstraße war nur unweit des Klausentors gelegen, dessen Zugbrücke nur wenige Jahre davor abgebaut wurde. Ein Invalider erhielt im Revolutionsjahr die Erlaubnis zum Kaffeeausschank.

Christoph Koca

Von Christoph Koca, Kunstspaziergang.com

Die Gastwirtschaft war spartanisch, sie bestand aus einem winzigen Raum, einer Herdstelle, einem Tisch und ein paar Sesseln. Zeitungen, Spiegeltische und Marmorwände suchte man hier vergebens, hier speisten die einfachen Leute – Tagelöhner, Mägde und alte Frauen. Für eine Schüssel Kaffee und drei Rohrnudeln löhnte man einen Groschen, daher hieß die Gastronomiehöhle „Groschenloch“.

Ein Zeitungsbericht aus dem Jahr 1881 gibt uns ein vielsagendes Bild über die Zustände in dem Etablissement. Demnach war zum damaligen Zeitpunkt der Fußboden des steinernen Kaffeehauses bereits gänzlich verfault, der Kochherd reparaturbedürftig und es sei „eine Weißigung dringend notwendig“ (Salzburger Volksblatt, 10.11.1881. S. 6). Die Stadtgemeinde genehmigte daraufhin einen Zuschuss für die Ausführung der Reparaturarbeiten. Später wurde die Gastwirtschaft „Wiener Volksküche“ genannt, ehe sie 1895 aus gewerbepolizeilichen Gründen endgültig schließen musste.

Der Schuhmachermeister Ferdinand Huber betrieb in der Räumlichkeit danach für einige Jahre ein Geschäftslokal. Im Februar 1901 meldete die Salzburger Chronik für Stadt und Land einen Einbruch bei ihm. Dabei wurden die Schlösser des Schusterladens demoliert und 10 Paar Schuhe gestohlen. Der Schaden belief sich auf 86 Kronen (nach heutigem Wert 760 Euro).

Es gibt Erzählungen darüber, dass einige Salzburger im Bombenkrieg in der Felshöhle zwischenzeitlich Zuflucht fanden. Eine Zeit lang diente der ehemalige Schusterladen wohl tatsächlich als Garage. Vor ein paar Jahren wurde das einstige Kaffeekuriosum von dem Betreiber des benachbarten Veranstaltungsgebäudes „Loft“ renoviert. Bergputzer befreiten das kleine Vordach der Behausung von Pflanzen und Gestein, die Wand wurde frisch gestrichen. Seitdem ist auch wieder der kleine Kamin sichtbar. Die weitere Nutzung steht offen. Und was hat es mit der Legende auf sich, dass es sich hier um Salzburgs größtes Kaffeehaus gehandelt haben soll? Nun, um den Mönchsberg zu umgehen, benötigt man zu Fuß eine halbe Stunde.

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