„Absolution“ – Der Sarg bleibt zu

Das „klagenfurter ensemble“ ist im Rahmen der TheaterAllianz mit Alois Hotschnigs beklemmendem Kammerspiel über das Phänomen der Verdrängung im Schauspielhaus Salzburg zu Gast. Das schonungslose Psychogramm einer kaputten Familie, deren Oberhaupt den Schein zu wahren sucht, feierte am 4. November 2014 Premiere.

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Von Elisabeth Pichler

Blütenweiß strahlen in diesem Wohnzimmer Türen, Fenster und Vorhänge, doch die Möbel versinken im Morast, in feuchter Erde. Rita Weisheim sucht einen geeigneten Platz für den Sarg ihres Sohnes. Ludwig, ihr Erstgeborener, hat Selbstmord begangen und soll hierher überführt werden. Ernst Weisheim flüchtet sich, sehr zum Verdruss seiner Gattin, in das Korrigieren von Heften: „Immer die Hefte, immer die Fehler der Anderen.“

Als Georg, der zweite Sohn des Ehepaares, auftaucht, wird der Familienvater mit der Vergangenheit konfrontiert. Die Vorwürfe sind massiv, doch versucht er, die Sache herunterzuspielen. Er ist überzeugt, dass nach 20 Jahren endlich Schluss sein sollte. Verunsicherung entsteht durch ein Telegramm des Toten: „Für euch bin ich tot, nicht für die Anderen.“

Sollte der Sarg nur ein übler Scherz sein, um den Vater aus der Reserve zu locken und endlich zum Sprechen zu bewegen? Die Fronten sind verhärtet, die geforderte Absolution wird wohl nicht gewährt.

Dorfladen

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