„Carcaça” – Eröffnung der Sommerszene 2024

Sommerszene

Der portugiesische Choreograph Marco da Silva Ferreira eröffnete mit einem mitreißenden Tanzstück die diesjährige Sommerszene. Zehn Tänzer*innen nutzen den Tanz zur Erforschung der Gemeinschaft und der Konstruktion kollektiver Identität. Pulsierende Rhythmen und die schier grenzenlose Energie der Truppe bringen die SZENE zum Brodeln. Als Dank gab es Standing Ovations am 4. Juni 2024 und tosenden Applaus.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Das Wort Kadaver (Carcaça) diente dem Choreographen als Metapher, da es die Form ist, die von einer Sache übrig bleibt, die einmal lebendig war. Carcaça steht also für Ende und Neuanfang. Für Marco da Silva Ferreira ist es die Suche nach dem Erbe, der europäischen Folklore, und stellt die Verbindung von der Vergangenheit zur Gegenwart dar.

Im Zentrum des Abends stehen mit einfachen Turnschuhen ausgeführte, stampfende Schritte, die Folklore mit Clubbing und dem zeitgenössischen Streetdance verbinden. Die anfangs einfache, moderne schwarze Sportkleidung wird im Laufe des Abends immer bunter, wenn sich Tänze aus der Vergangenheit herauskristallisieren. Die Choreographie ist so angelegt, dass das Umkleiden anfangs völlig unbemerkt geschieht. Doch in ruhigen Phasen – ja, die gibt es auch – kann man die Tänzer*innen dabei beobachten, wie sie sich kurz zurückziehen, die Kleidung wechseln und mit einem Schluck Wasser neue Kraft schöpfen.

Die kraftvollen Wellen der Tänzer*innen werden von zwei Musikern angeheizt. Luis Pestana kommt aus dem Bereich der elektronischen Musik. Sein Album „Rosa Panowhich“ dient ihm als Grundlage für diese Arbeit und stützt sich stark auf die digitale Musik, erzeugt aber auch eine traditionelle Atmosphäre. Synthesizer kreuzen sich mit menschlichen Stimmen und Stimmen mit Dudelsäcken und traditionellen portugiesischen Blasinstrumenten.

João Pais Filipe hingegen überzeugt mit perkussiven Qualitäten, die zwischen schnellen Rhythmen und der amerikanischen post-klassischen Musik pendeln. Gemeinsam erzeugen sie einen Soundtrack, der traditionelle Musik mit postmoderner Musik und Clubmusik lautstark miteinander verbindet. Kein Wunder also, dass beim Einlass Ohropax angeboten werden.

Gegen Ende wird es dann noch politisch. Zu dem Song „Ich bin eine Arbeiterfrau“ kommt es zum Kampf für eine echte Volksdemokratie. Schließlich fallen alle Mauern und ein letzter Wirbelsturm rüttelt die Tänzer*innen gewaltig durcheinander. Die Energie ist auf das Publikum übergesprungen und entlädt sich in entsprechendem Applaus. Eine tolle Eröffnungsproduktion, die Lust auf weitere Veranstaltungen macht.

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