„Indien“ – eine tragikomische Dienstreise

„Indien“ – eine tragikomische Dienstreise

In der gemütlichen Sonderbar im Schauspielhaus Salzburg hat Robert Pienz das von Josef Hader und Alfred Dorfer verfasste Kabarett-Stück „Indien“ in Szene gesetzt. Der gleichnamige Film aus dem Jahre 1993 von Regisseur Paul Harather genießt Kultstatus und ist als einziger österreichischer Film in die Sammlung Cinemathek der Süddeutschen Zeitung aufgenommen worden. Die kammerspielartige Groteske geht wirklich unter die Haut.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Ein ungleiches Paar ist da in Niederösterreich unterwegs und prüft für einen Prospekt der niederösterreichischen Landesregierung Wirtshäuser. Während der geschwätzige, pseudointellektuelle Kurtl Fellner ständig etwas zu beanstanden hat, ist der biedere Heinzi Bösl schon zufrieden, wenn er nicht allzu lange auf sein Schnitzel warten muss.

Die Abende sind lang und eintönig, da würde der Kurtl gerne Trivial Pursuit spielen. Doch leider interessiert es den Heinzi überhaupt nicht, wie viele Zähne ein männlicher Buckelwal besitzt. Er will lieber Schnapsen, denn das kann er wirklich gut. Wenn ihn nur nicht sein Kollege ständig mit unnötigem Wissen nerven würde. Da kann es schon vorkommen, dass der Heinzi durchdreht und ihn mit einem Schmalzbrot attackiert.

Als Kurtl dahinterkommt, dass ihn seine Freundin betrügt, versucht er mit ein paar Obstlern über die Enttäuschung hinwegzukommen. Diese lösen auch Heinzis Zunge und er beginnt von seinen eigenen häuslichen Missständen zu erzählen. Er sitzt nämlich mit einer Frau, die er nicht liebt, und einem Sohn, der nicht von ihm ist, in einem selbst gebauten Haus mit Garten. Erdbeeren und Obstbäume sind sein einziger Trost. So kommen sich die beiden einsamen Herren plötzlich näher. Nach der Pause steht ein Krankenhausbett auf der Bühne, denn der Kurtl muss wegen einer Untersuchung ins Spital. Jetzt ist Schluss mit lustig. Da kann der Heinzi noch so oft versichern „Mach dir keine Sorgen!“, es schaut leider gar nicht gut aus.

Theo Helm gibt den munteren Kurtl Fellner, der gerne seine intellektuelle Seite herauskehrt und versucht, für alles eine mehr oder weniger richtige Erklärung zu finden. Auch über seine Krankheit macht er anfangs noch Witze: „So ein Glück dass es nicht Tetanus ist. Da ist Krebs schon viel gscheiter!“ Antony Connor gibt den kleinbürgerlichen Heinzi Brösl, der alle Wirte für Trottel hält und für den ein Fanta ein frisch gepresster Orangensaft ist. Bei seinen Krankenhausbesuchen zeigt er aber wahre Größe, denn er versucht, seinem Freund letzte Wünsche zu erfüllen.

Als Bühne reichen zwei Tische und ein paar Sessel, Bilder von altmodischen Wirtshausstuben werden eingeblendet. Die Vorstellung am 15. Oktober 2024 war bestens besucht. Erfreulicherweise waren zwei Schulklassen im Publikum und auch die Jugendlichen waren sichtlich ergriffen von dieser gekonnten Mischung aus Theater und Kabarett.

Dorfgockel

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