Deckenfresko mit Spielmann und Hund

Lederhaus Schliesselberger – Österreichs ältestes Lederwarengeschäft (seit 1422)

Einst siedelten sich am rechten Salzachufer jene Gewerbe an, die für die Erzeugung ihrer Waren Wasser benötigten und für ihre außerordentliche Geruchsbelästigung bekannt waren. Das waren vor allem die Lederer und Gerber, die sich auf die Verarbeitung von Tierhäuten spezialisierten.

Christoph Koca

Von Christoph Koca, Kunstspaziergang.com

Spaziert man von der Schwarzstraße kommend die „dunkle“ Lederergasse hinauf, ist der mittelalterliche Charakter der leicht aufsteigenden Gasse noch heute erlebbar. Ihr Verlauf folgt der historischen Stadtmauer von 1278, die weiter in das Königsgässchen führte und aus massigen Dolomitblöcken bestand. Die Zerstörungen durch den Einfall des Bayernherzogs Heinrich machten damals die Neuerrichtung der Stadtmauer unumgänglich.

Im Zuge des Stadtmauerbaus wurden wohl auch die Gebäude entlang des Wehrrings neu errichtet. In den Häusern Lederergasse 1 und 3 ist noch heute ein Rest des historischen Wehrgangs vorhanden. Als ersten Lederer im Eckhaus Lederergasse 5 nennt Zillner einen Gangolf Speckher, der ab 1422 hier den schwunghaften Handel mit Lederwaren begann. Wie in der Darstellung der Schedelschen Chronik erkennbar, überragten die Häuser der Lederergasse um das Jahr 1500 bereits den mit Zinnen bekrönten Mauerring. Etwa in dieser Zeit wurden unter den Erzbischöfen Burkhard von Weißpriach und Bernhard von Rohr die Stadtbefestigungen an der Paris Lodron Straße ausgebaut.

Das Haus Lederergasse 5 erhielt im frühen 16. Jahrhundert eine Pfeilerhalle im Erd- und im Obergeschoss. Der Ledererbetrieb war vermutlich im Erdgeschoss, die Wohnbereiche im Obergeschoss untergebracht. Noch heute wird in dem Gebäude Lederergasse 5 die Tradition des Ledererhauses weitergelebt. In siebenter Generation führt Moritz Schliesselberger den Betrieb mit Lederwaren. Wobei ungewiss ist, ob die Familie Schliesselberger wie in der Hauschronik angegeben, ab 1820 oder erst ab 1858 hier ansässig wurde.

Während der Geschäftszeiten ist die Attraktion des Hauses, die Deckenmalerei in der Pfeilerhalle des ersten Obergeschosses zu besichtigen. Sie dürfte zwischen 1520 und 1550 entstanden sein. Darauf zu sehen ist eine großflächige, einst wohl das ganze Deckengewölbe umspannende, spätgotische Rankenmalerei. An Figuren finden sich ein Spielmann, eine Bäuerin und ein Christuskind. Lässt man die Blicke schweifen, entdeckt man Früchte, einen Hasen, einen Hund und Vögel. Experten erkennen in den Trachtendarstellungen und dem das Jesuskind umspannenden Lorbeerkranz Formen der nordalpinen Renaissance. Der Stil der Figuren erinnert wiederum an die Donauschule.    

Dorfzeitung.com

Die Dorfzeitung abonnieren

Die Dorfzeitung braucht eine Community, die sie unterstützt. Auf diese Weise ist es möglich, unabhängig zu bleiben. Freunde helfen durch ein Zeitungsabo (Steady-Mitgliedschaft). Herzlichen Dank für Deine/ Ihre Mithilfe!

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Diesen Artikel empfehlen. Teilen mit:

Views: 210

Dorfladen

1 Kommentar zu "Deckenfresko mit Spielmann und Hund"

  1. Vielen herzlichen Dank Herrn Christoph Koca für seinen toll recherchierten Beitrag über unser Gerberhaus im Rahmen seines Kunstspazierganges!
    Die Deckenfresken können übrigens während der Geschäftszeiten von 9.30 – 18.00 jederzeit ohne Voranmeldung besichtigt werden.
    Liebe Grüße aus der Lederergasse von Schliesselberger Moritz

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*