„Ja, Panik“ – doch nicht „Alles hin, hin, hin“

Ja, Panik!

Die aus dem Burgenland stammende, mittlerweile in Berlin ansässige österreichische Band wurde 2005 in Wien gegründet. In der ARGEkultur war sie am 12. April 2024 mit ihrem neuen Album „Don’t Play With The Rich Kids“ zu Gast.

Sandra Pichler

Von Sandra Pichler

Die Band hat treue Fans und die feierten die charismatische Truppe um Sänger Andreas Spechtl, die nicht nur den Kapitalismus kritisch hinterfragt. Ein absoluter Triumph für die österreichische Indie-Rockband.

Als Vorband heizt Farce, die facettenreiche Wahlwienerin Veronika König, die als Kind klassische Gitarre gelernt und in ihrer Jugend Black Metal und Noise gehört hat, dem Publikum ordentlich ein. Auch sie mixt, ebenso wie „Ja, Panik“, ernste Themen, wie sexuelle Belästigung in der U-Bahn, mit süßen Klängen. Sie ist im feministischen Untergrund ebenso zu Hause wie in der internationalen Avantgarde und engagiert sich leidenschaftlich in der Nachwuchsförderung der queeren Musikszene.

Wenn anschließend „Ja, Panik“ die Bühne betreten, ist die Stimmung bereits am Kochen und Andreas Spechtl groovt auf der Gitarre so rhythmisch-melodisch und mitreißend, dass sich dies wie selbstverständlich auf das Publikum überträgt. Die Songs des neuen Albums „Don’t Play With The Rich Kids“ sind nur teilweise gemütlich in Tempo und Intensität. Die Band serviert an diesem Abend einen absolut gelungenen Mix aus Alt und Neu. Ein Höhepunkt ist natürlich der an Boogie erinnernde, von einem hämmernden Klavier bestimmte Hit „Alles hin, hin, hin“. Das sanft beginnende „Ushuaia“ hingegen wird allmählich zu einer mächtigen Rock-Hymne, bei der Andreas Spechtl wirklich alles gibt. Schließlich wälzt er sich am Boden und spielt mit ungebrochener Lautstärke weiter. Diese Musik geht durch Mark und Bein. Eine Bekannte meinte, sie habe es bis in die Zähne gespürt. Mein Tipp: Bei einem Pop-Konzert vorsichtshalber immer Ohropax einstecken.

Nach etwas düsteren Alben hat die Band nach einer längeren Kreativ-Pause nun zum unbekümmerten Rock-Sound der Anfangsjahre zurückgefunden und das tut, in Zeiten wie diesen, absolut gut. Ein Lied gegen den Faschismus „Fascism, Is Invisible (Why not You?)“ darf natürlich nicht fehlen. Den Traum von einer neuen Welt sollte aber niemand so schnell aufgeben, denn „Die andere Welt, die möglich ist / Sie beginnt, in unserem Hinterzimmer“.

Bei der Zugabe behauptet Sänger Andreas Spechtl, dass er stimmlich leicht angeschlagen sei. Obwohl er nun deutlich leiser ins Mikro spricht, hat bisher niemand etwas davon bemerkt. Vielleicht will er uns aber auch nur zum Mitsingen motivieren. Das funktionierte auf alle Fälle sehr gut, denn bei „While I Was Sleeping In A Room With My Soul Left Out“ sind alle dabei. Zum Abschluss dieses spektakulären Konzerts darf es auch gerne ein etwas ruhigeres Lied, eine Ballade zum Mitsingen, sein. So fällt uns der Abschied von der vierköpfigen, linkspolitischen Indie-Rockband leichter und lässt uns beschwingt nach Hause gehen.

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