Elfriede Jelinek, Spezialistin für Katastrophen aller Art, hat sich in diesem Stück mit den NSU-Prozessen, dem größten Strafverfahren gegen rechtsextreme Gewalt seit dem Zweiten Weltkrieg, beschäftigt.
Die Uraufführung fand 2014 in den Münchner Kammerspielen statt, wobei Regisseur Johan Simons eher auf die Bremse trat. Das kann man Simon Werdelis bei der Österreichischen Erstaufführung im KunstQuartier mit Studierenden des 4. Jahrgangs Schauspiel am Mozarteum Salzburg wirklich nicht vorwerfen. Die Bühne und das neunköpfige Ensemble waren nach der Premiere am 18. April 2024 kaum wiederzuerkennen. Frenetischer Beifall des Publikums ist hier obligat.
Die rechtsextreme Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) verübte zwischen 2000 und 2006 in deutschen Großstädten neun rassistisch motivierte Morde an Unternehmern mit türkischem und griechischem Migrationshintergrund. In den Leitmedien wurden diese Verbrechen gerne als Dönermorde bezeichnet, da sich die Ermittlungen auf die Opfer fokussierten und schließlich von türkischer Drogenmafia die Rede war. In Richtung einer rechtsextremen Motivation wurde hingegen kaum ermittelt.
Die Haupttäter, die Neonazis Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, begingen am 4. November 2011 Selbstmord. Ihre Komplizin Beate Zschäpe verschickte Bekennervideos und stellte sich am 8. November 2011 der Polizei. 2013 begann der Prozess gegen sie und vier weitere Gehilfen. Nach 430 Verhandlungstagen wurden 2018 alle fünf zu Freiheitsstrafen verurteilt. Zschäpe bekam lebenslänglich.
„Ich habe nichts gehört!“ behauptet ein Mann, der ein Internetcafé verlässt, kurz nachdem dessen türkischstämmiger Besitzer kaltblütig erschossen wurde. Von dem Verbrechen zeugt eine riesige Blutlache mitten auf der Bühne. „Da liegt einer und will sich nicht an den Schmerz gewöhnen!“ So beginnt Jelineks Stück, in dem es um Wahrheitsfindung geht, denn der Staat wünscht Aufklärung.
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