Bereits das vierte Jahr in Folge wurde rund um die Weihnachtszeit Peter Breuers zauberhafte Interpretation von Tschaikowskys märchenhaftem Ballett auf der Bühne des Salzburger Landestheaters aufgeführt. Hoffentlich gibt es nach der „Stille Nacht 2018“-Pause ein Wiedersehen, denn diese Produktion besitzt Klassikerqualitäten.

Von Elisabeth Pichler
In der Einführung gesteht Peter Breuer, der selbst schon in vielen Versionen des Nussknackers auf der Bühne gestanden ist, dass ihm immer etwas gefehlt habe. Um die Frage „Woher kommt der Nussknacker eigentlich?“ beantworten zu können, habe er sich eine Vorgeschichte ausgedacht. So quält in einem Prolog zur Musik von Philip Glass der Neffe des großen Zauberers Drosselmeier eine kleine Maus und wird zur Strafe vom Mäusekönig, einem ebenfalls mächtigen Zauberer, in einen Nussknacker verwandelt.

Dann erst hebt sich der Vorhang und wir befinden uns in einem modernen Penthouse in New York. Während der Vater etwas angesäuselt aus einem Pub heimkehrt, ist die Mutter schon voll im Stress, denn die Vorbereitungen für eine große Weihnachtsparty laufen auf Hochtouren. Nach und nach erscheinen die festlich gestimmten Gäste. Während drei muntere Tanten den einzigen Junggesellen belagern, fadisieren sich die Kinder und hecken allerlei Unsinn aus.
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Höhepunkt des Festes ist die große Zaubershow von Onkel Drosselmeier, der mit seinen Tricks nicht nur den Weihnachtsbaum zum Strahlen bringt. Der kleinen Klara überreicht er einen entzückenden Nussknacker, der sie so begeistert, dass sie nachts von ihm träumt. Anfangs schwebt ihr hölzernes Spielzeug in größter Gefahr, sind doch kleine Mäuse hinter ihm her.

Drosselmeier gelingt es aber, die Macht des Mäusekönigs zu brechen und den Nussknacker wieder in ein menschliches Wesen zu verwandeln. Klara wird mit diesem wunderschönen jungen Mann in eine bezaubernde Winterlandschaft entführt, in der die Schneeflocken nur so wirbeln.
In einem Zuckerschloss dürfen sie spanische, arabische, russische und chinesische Tänze bestaunen, bevor sie selbst mit einem Pas de deux die Gäste verzaubern. In Klaras Weihnachtsfest-Traum läuft alles nach ihren Wünschen ab, da darf natürlich ein Happy End mit dem hübschen jungen Mann, dessen weißes T-Shirt eine Krone ziert, nicht fehlen.

Mit der brasilianischen Tänzerin Márcia Jaqueline (Klara) und dem Kammertänzer Flavio Salamanka (Nussknacker) stehen zwei absolute Spitzenstars, die bereit in „Medea“ im Rahmen der „Dionysien“ das Publikum begeisterten, auf der Bühne und glänzen mit einem hinreißenden Pas de deux. Alexander Korobko ist als magischer Onkel Drosselmeier ständig im Einsatz, muss er doch in Klaras Traum all ihre Verwandten auf die Bühne zaubern. Cristina Uta steht ihm als Assistentin bei den diversen magischen Showeinlagen hilfreich zur Seite.
Federico Berardi zeigt als gebrechlicher Großvater enorme Sprungkraft, bevor er im chinesischen Tanz als Zen-Meister über die Bühne fegt. Grandios auch José Flaviano de Mesquita Junior, der als Klaras fieser Bruder für Unruhe sorgt und im russischen Tanz brilliert. Für Heiterkeit sorgt stets der Auftritt der drei liebestollen Kaffeetanten (Gabrielly Juvêncio, Mikino Karube, Chigusa Fujiyoshi), die um den Junggesellen (Pedro Pires) buhlen. Schüler der SIBA-Ballettschule entzücken als Mäuse, kleine Schneeflocken, Bonbons und Kung-Fu-Kämpfer in phantasievollen Kostümen von Katja Schindowski.
Perfekt verbindet Peter Breuers Choreografie moderne Elemente und klassischen Tanz, wobei die Musik von Philip Glass diesen Effekt noch verstärkt. Bleibt nur zu hoffen, dass das Bühnenbild von Court Watson mit dem stimmungsvollen, überdimensionalen Weihnachtsbaum, in zwei Jahren wieder im Salzburger Landestheater aufgestellt wird.
„Der Nussknacker“ – Ballett in zwei Akten von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky mit zusätzlicher Musik von Philip Glass. Choreographie: Peter Breuer. Bühne: Court Watson. Kostüme: Katja Schindowski. Mit: Flavio Salamanka, Iure de Castro, Márcia Jaqueline, Alexander Korobko, Cristina Uta, Mutter Larissa Mota, Felix Mayrhofer, Marian Meszaros, Federico Berardi, Anna Yanchuk, Lucas Leonardo, José Flaviano de Mesquita Junior, Chigusa Fujiyoshi, Mikino Karube, Gabrielly Juvêncio, Pedro Pires, Naila Fiol, Schülerinnen und Schüler der SIBA-Ballettschule. Fotos: © Anna-Maria Löffelberger
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