Alexandra Liedtke inszeniert am Salzburger Landestheater Friedrich Schillers dramatisches Gedicht mit dem jungen Gregor Schulz in der Titelrolle. Als hinreißend temperamentvoller spanischer Infant überzeugt er ebenso wie Gregor Schleuning als Marquis von Posa, dabei haben die beiden jungen Herren erst in diesem Jahr an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin ihr Diplom erhalten. Das Premierenpublikum am 1. Oktober 2016 zeigte sich begeistert.
Verborgen hinter malerischem Schildgras träumt Don Carlos von seiner großen, wenn auch hoffnungslosen Liebe, denn Elisabeth, seine einstige Braut, ist durch die Hochzeit mit seinem Vater nun seine Mutter geworden. Als die Herzogin von Olivarez mahnt, dass die schönen Tage von Aranjuez nun zu Ende seien und es zurück nach Madrid gehe, rastet der Prinz völlig aus. Die Ankunft seines alten Freundes Marquis von Posa bringt ihn jedoch auf andere Gedanken. Nun will er nach Flandern, um dort dem geknechteten Volk beizustehen. Doch sein Vater, der mächtige Herrscher Philipp II., entsendet den grausamen Herzog von Alba in die Niederlande, für seinen Sohn hat er nur Verachtung übrig. Prinzessin Eboli hat ein Auge auf den jungen Prinzen geworfen. Als dieser sie jedoch zurückweist und ihr klar wird, dass er Elisabeth noch immer liebt, ist sie enttäuscht und gekränkt. Ihre Rache hat dramatische Folgen, weckt sie doch die Eifersucht des Herrschers. Da kann auch Marquis von Posa, der durch seine Offenheit und seine Forderung nach Gedankenfreiheit das Vertrauen von König Philipp gewonnen hat, nichts mehr ausrichten. Als sich die allmächtige Inquisition einmischt, ist das Ende abzusehen.
Der Kontrast könnte nicht größer sein. Während in Aranjuez transparente Vorhänge einen Blick auf die romantische Sommerresidenz gewähren und noch ein Hauch von französischem Flair die junge Königin umgibt, herrscht im Schloss in Madrid eisige Kälte. Wie in einem Gefängnis lauern hinter den Türen Spitzel und Spione, die unterwürfigen Granden des Königs. Das grandiose Bühnenbild stammt von Raimund Orfeo Voigt, die stilvollen, überwiegend in Schwarz-Weiß gehaltenen Kostüme hat Johanna Lakner entworfen. Marcus Blum überzeugt als herzloser König von Spanien, der es liebt, wenn seine Dienerschaft vor ihm im Staub liegt. Julienne Pfeil fühlt sich in der Rolle seiner Gattin nicht nur durch eine enge Halskrause eingeschränkt. Marco Dott schleicht als brutaler, grausamer Herzog Alba durch das Schloss, ihm entgeht nichts. Hanno Waldner als serviler Diener darf auch Herz und Mitleid zeigen. Nikola Rudle legt als Prinzessin Eboli über einem gefährlichen Abgrund baumelnd eine großartige Schaukelszene hin. Britta Bayer führt als Oberhofmeisterin ein strenges Regiment. Walter Sachers hat als heuchlerischer Großinquisitor einen spektakulären Auftritt.
Alexandra Liedtke arbeitet in ihrer Inszenierung mit starken, einprägsamen Bildern. Auch die aufputschende Musik von Karsten Riedl verfehlt ihre Wirkung nicht. Die Mischung aus Politthriller und rührseliger Familientragödie, in der der ungeliebte Sohn gegen den Vater aufbegehrt, macht aus Schillers „Don Carlos“ in dieser flotten Version einen äußerst sehenswerten Klassiker.
„Don Carlo“ – Infant von Spanien. Ein dramatisches Gedicht von Friedrich Schiller. Inszenierung: Alexandra Liedtke. Bühne: Raimund Orfeo Voigt. Kostüme: Johanna Lakner. Musik: Karsten Riedl. Mit: Marcus Blum, Julienne Pfeil, Gregor Schulz, Ella Wirthenstätter/Pina Wiesner, Britta Bayer, Janina Raspe, Nikola Rudle, Gregor Schleuning, Marco Dott, Hanno Waldner, Walter Sachers. Fotos: © Anna-Maria Löffelberger
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Klassiker können immer wieder begeistern, diese Inszenierung tut das ihre dazu! Pauschallob an das Ensemble, die Vorstellung am Mittwochabend war beeindruckend gut.