Christoph Schlingensief: So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein

Christoph Schlingensief

Christoph Schlingensief | Foto: Ausschnitt aus dem Buchcover von "Kein falsches Wort jetzt" erschienen im KiWi Verlag.

Autor: Christoph Schlingensief
Titel: So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein – Tagebuch einer Krebserkrankung
ISBN: 978-3-462-04111-8
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erschienen: 20.04.2009

Klappentext:

Wie weiterleben, wenn man von einem Moment auf den anderen aus der Lebensbahn geworfen wird, wenn der Tod plötzlich nahe rückt?

Christoph Schlingensiefs bewegendes Protokoll einer Selbstbefragung ist ein Geschenk an uns alle, an Kranke wie Gesunde, denen allzu oft die Worte fehlen, wenn Krankheit und Tod in das Leben einbrechen.

Eine Kur der Worte gegen das Verstummen – und nicht zuletzt eine Liebeserklärung an die Welt.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Christoph Schlingensief, genialer Künstler, aber auch mahnender Provokateur, ist am 21. August 2010 im Alter von nur 49 Jahren seiner Krebserkrankung erlegen.

Im Januar 2008 erfuhr er von der Diagnose „Adenokarzinom der Lunge“. Fast ein Jahr lang hat er in seinem Tagebuch die Zustände zwischen Hoffnung und Depression, zwischen Wut und Selbstmordgedanken und dem Versuch zu „verhandeln“ festgehalten. Er unterzog sich einer großen Operation, Bestrahlung und Chemotherapie und schmiedete bereits Pläne für die Zukunft, als der Krebs zurückkehrte. Er musste sich damit abfinden, dass seine Lebenszeit begrenzt war. Mit einem letzten Versuch und einem neuen Medikament endet der Tagebucheintrag – es war ohnehin nur noch eine kurze Zeit, die man dem Schicksal abtrotzen konnte.

Das Buch ist fast genau vor 15 Jahren erschienen, an der Aktualität hat sich nichts geändert. Schlingensief war ein sehr umtriebiger Mensch, wenn auch nicht immer unumstritten mit seinen Kunstaktionen. Die Diagnose Krebs war ein Sturz aus dem Galopp des Lebens, der ihn zunehmend in Bedrängnis brachte.

Seine (diktierten) Aufzeichnungen zeigen einmal mehr, wie schnell sich die Dinge im Leben relativieren und wie sehr sich der menschliche Horizont verengt, wenn eine unheilbare und tödliche Krankheit ins Leben einbricht. In diesem Moment spielt es keine Rolle, wie bekannt jemand ist, wie reich jemand ist, wie begabt jemand ist. In diesem Moment sind wir alle gleich, mit unseren Ängsten, unseren Hoffnungen und einem einzigen Wunsch: gesund zu werden.

Schlingensief selbst hat der Krankheit seine ganze Energie entgegengesetzt, aber es hat nicht gereicht, sie zu besiegen – und er war Nichtraucher!

Was habe ich aus diesem Buch gelernt?

Es ist keine Selbstverständlichkeit, gesund zu bleiben, und deshalb ist jeder erfolgreiche und gesunde Tag ein Geschenk. Ich hoffe daher, dass ich den Rest meines Lebens mit anderen Augen sehen kann.

Wenn ich den leider schon verstorbenen Autor richtig verstanden habe, wollte er mit seinem Tagebuch keineswegs erschüttern, sondern Hoffnung machen: „Lebe jeden Tag so, als wäre es dein letzter“ und du wirst deinem Leben Qualität geben, egal, wie viel Zeit dir noch bleibt, denn niemand kennt den Tag seines Todes!

Ein Buch, das sich mit den Ängsten, Hoffnungen, Wut und der Verzweiflung von Menschen auseinandersetzt, die durch eine tödliche Krankheit ihr ganzes Leben umkrempeln müssen, aber auch ein Buch, das die Qualität und den Sinn des Lebens beleuchtet. Das Tabuthema Sterben und Tod wird enttabuisiert und als Teil des Lebens ins Bewusstsein gestellt.

Ein Buch für alle, die bereit sind, sich mit der Unausweichlichkeit des Sterbens zu befassen, mit dem Ziel einer Wertschätzung des Lebens.


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