Der blonde Engel kommt aus Linz, heißt Felix Schobesberger und unterhält mit enormer Musikalität und viel Schmäh, gemeinsam mit einer 4-köpfigen Band, das Publikum. Das Gastspiel am 14. Juli 2021 im Kleinen Theater bot Kleinkunst vom Feinsten.

Laut Folder und meinen Recherchen im Internet erwartete ich einen blonden, langhaarigen jungen Mann mit nacktem Oberkörper und riesigen weißen Engelsflügeln. Der blonde Engel sprang jedoch in einem eleganten, dunklen, glänzenden Anzug mit goldenem Gilet auf die Bühne, schnappte sich seine goldene Gitarre und grinste schelmisch und bestens gelaunt ins Publikum. Die Enttäuschung legt sich also schnell und, dass die „kongeniale“ Begleitband plötzlich nicht wie versprochen drei, sondern gleich vier heilige Könige zu bieten hat, ist ja auch kein Nachteil. ___STEADY_PAYWALL___
Der Engel hat gute Manieren und so stellt er uns seine Musiker vor und verrät dabei auch intime Details. Dass der Oberneukirchner Schlagzeuger Klaus Wagner eine Hausgeburt war, kommt im Laufe des Abends noch öfters zur Sprache. Am Kontrabass sitzt Herwig Krainz, ein Oldie, der sogar schon in der Carnegie Hall gespielt hat. Andreas Wiesinger, der Mann am „Plastikklavier“, stammt aus dem Mühlviertel und Wolfgang Brüdlinger an der Gitarre ist eigentlich nur der Neue.

Die Lieder des blonden Engels überraschen mit raffinierten Texten. „Hasd dei Klaumpfn eh dabei?“ erzählt von einer Party, auf der die Gäste hemmungslos ausgenützt werden, bis der Gastgeber sich alleine langweilt, weil ja alle für ihn arbeiten. In „Urban Birding“ nimmt er ein neues Phänomen, die städtische Vogelbeobachtung, unter die Lupe. Eine Buchbesprechung auf seinem Lieblingsradiosender Ö1, dem „einzigen Sender, der nach der Zuhörerzahl benannt ist“, hat ihn auf diese Idee gebracht.
Zwischen den einzelnen Liedern beginnt der blonde Engel zu philosophieren und schwadronieren, wobei er oft selbst nicht weiß, wohin die Reise gehen wird. Blühende Fantasie und enormes Improvisationstalent helfen ihm, aus beliebigen, ihm zugerufenen Begriffen (Hausgeburt, Taschenbillard, Leberkäse, Schuhbandl und Punschkrapferl) einen Song mit passenden Reimen zu verfassen. Nach der Pause erscheint der blonde Engel als „Lederjacken-Jonnie“ und präsentiert härtesten Rock’n’Roll. Doch als allerletzte Zugabe gibt er ein Solo und zwar endlich im Original Engel Outfit.
Man merkte der Truppe an, wie sehr sie den Abend und das Publikum, das beim „Ismus-Boogie“ so schön den Refrain mitsang, genossen hat. Dieser „musikalisch-satirische Abend“ begeistert mit scharfzüngigen Texten, Schmäh und viel Selbstironie. Die Mischung aus Kabarett, Musik und Band-Konzert, charmant serviert mit einer Prise Nonsens, garantiert beste Laune.
„Blonder Engel & die Hedwig Haselrieder Kombo“ – Ein musikalisch-satirischer Abend. Fotos: Kleines Theater – Marco Prenninger
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