Die Salzburger Festspiele haben sich ihr 100-jähriges Jubiläum sicher etwas anders vorgestellt. Auch das Salzburger Straßentheater wollte mit Carlo Goldonis „Der Diener zweier Herren“ sein 50-jähriges Bestehen ordentlich feiern.
Wegen Corona mussten beide Veranstalter ein reduziertes Ersatzprogramm erstellen. Das Ensemble des Salzburger Straßentheaters machte das Beste draus und unterhielt bei der Premiere am 15. Juli 2020 auf der Festwiese der Stiegl-Brauwelt das Publikum mit einem Best-of der vergangenen Jahre und einer Vorschau auf die kommende Saison.

Von Elisabeth Pichler
Schon der Aufbau des Thespiskarren war jedes Jahr ein besonderes Erlebnis und faszinierend zu beobachten. Doch Corona dürfte auch da einiges durcheinandergebracht haben, denn außer einem Lieferwagen voller Bierkisten, einem weißen Zelt und einer Kleiderstange mit Kostümen ist auf der Wiese nichts zu entdecken. Das Ensemble ist verzweifelt und Alex Linse hängt ständig am Telefon. Von einem Wagen ist jedoch weit und breit nichts zu sehen. Es dauert einige Zeit, bis sich alle einig sind: „Wir können anfangen, denn für die erste Nummer brauchen wir keinen Wagen!“ Perfekt choreographiert werden nun Schirme geschwungen und es geht munter ab nach Italien: „Komm ein bisschen mit nach Italien.“ Auch durch den nun einsetzenden leichten Nieselregen lassen sich weder Ensemble noch Premieren-Publikum die gute Laune verderben.

Mit Dario Fos „Bezahlt wird nicht“ stellte Georg Clementi 2016 seine erste Produktion für das Salzburger Straßentheater vor. „Bella Ciao“ und „Happy“ erinnern daran, ebenso die roten Latzhosen. Clementi erzählt schwungvoll und mit viel Witz von Pleiten, Pech und Pannen, die eine Produktion, die ständig unterwegs ist, so mit sich bringt. Als der Thespiskarren einmal im Stau stecken geblieben war, musste der französische Sänger und Musiker Eric Lebeau das Publikum in Obertrum eine Stunde lang bei Laune halten. Das gelang ihm so vortrefflich, dass die Truppe noch heute davon schwärmt. Larissa Enzi ist nun auch schon das dritte Jahr dabei und da sind Eifersüchteleien ganz natürlich. Angeblich macht sie Georg ständig schöne Augen, um eine größere Rolle zu bekommen, und das gefällt Anja, seiner Ehefrau, gar nicht. Paul Clementi singt zwar brav die von ihm verlangten Lieder, doch sonst ist er nicht mit allem einverstanden, was seine Eltern so von ihm verlangen. Er würde viel lieber im Liegestuhl chillen. An „Der Vorname“ (2017) erinnern „La Vie En Rose“ und „Les Champs-Élysées“, an „König der Herzen“ (2018) „Imagine“ und „Yesterday“ und an „Alles Heilige“ (2019) „Joy to the World“.

Ein kleiner Vorgeschmack auf das nächste Jahr rundet die einstündige Show ab. Truffaldino, der Diener zweier Herren, und die Kammerzofe Smeraldina gestehen sich ganz im Commedia-dell’arte- Stil sehr kompliziert ihre Liebe. Man darf sich also auf die verschobene Jubiläumsproduktion im Jahr 2021 freuen, hoffentlich dann wieder ohne Zählkarten, Bestuhlung im Sicherheitsabstand und Platzzuweisungen.

„Singen wir das Beste draus!“ – Salzburger Straßentheater 15. Juli bis 2. August 2020. Konzept/Idee: Georg Clementi, Alex Linse, Anja Clementi. Musikalische Leitung und Arrangement: Marc Seitz. Choreographie: Anna Knott. Kostüme: Alois Dollhäubl. Ensemble: Larissa Enzi, Paul Clementi, Thomas Pfertner, Eric Lebeau, Anna Knott, Georg Clementi, Alex Linse, Anja Clementi. Fotos: Salzburger Straßentheater/ Wolfgang Lienbacher

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