„Das Produkt“ – Theaterverein Janus

In der Panoramabar der Stadtbibliothek Salzburg fand am 2. Dezember 2016 die Vorpremiere von Mark Ravenhills bitterböser Satire auf die Profitgier der modernen Medienwelt statt. Das Publikum lauschte fasziniert dem haarsträubenden Plot eines Sex-, Action- und Terrorfilms, für den ein Produzent (Bálint Walter) eine junge, aufstrebende Schauspielerin (Melanie Arnezeder) als Hauptdarstellerin gewinnen möchte.

Elisabeth PichlerVon Elisabeth Pichler

Der Produzent hat alles für eine gelungene Präsentation seines Projekts vorbereitet. Flip – Charts, Fotos, Videos, diverse elektronische Hilfsmittel und die passende Musik stehen bereit. Um seine Nervosität zu überspielen, gönnt er sich eine Line Kokain. Völlig überdreht und aufgekratzt empfängt er daher die Schauspielerin, die in seinem Film die Rolle der Amy übernehmen soll, einer jungen Britin, deren Geliebter am 11.9.2001 im World Trade Center ums Leben kam, übernehmen soll. Die global erfolgreiche Geschäftsfrau lernt auf einem Flug einen „großen, dunkelhäutigen, bärtigen Kerl“ mit Gebetsteppich kennen und bald schon lieben. Die Mischung aus Angst und Erregung beschert ihr explosive Liebesnächte. Die Geschichte wird immer krasser, denn Amys Wohnung, ein modernes Loft, wird zu einer fundamentalistischen Zelle, in der sogar Bin Laden auftaucht. Ihre Liebe zu Mohammed ist so grenzenlos, dass sie darum bettelt, mit ihm gemeinsam bei einem Selbstmordattentat sterben zu dürfen. „Du wirst Amy mögen!“ versichert der Produzent ständig, ohne zu merken, dass die Schauspielerin zunehmend skeptisch und verunsichert wirkt.

„Das Produkt“ ist zwar ein Zwei-Personen-Stück, doch rein verbal ein 80-minütiger, intensiver Monolog. Bálint Walter verkörpert eindrucksvoll den skrupellosen Filmproduzenten, der keine Tabus kennt und virtuos mit den Ängsten der westlichen Welt spielt, um einen gewinnbringenden Blockbuster herauszubringen. Perfekt setzt er die abgebrochenen Sätze, Wiederholungen und Auslassungen, die der Autor verlangt, um. Bewundernswert, wie es Melanie Arnezeder gelingt, in der Rolle der schweigenden Schauspielerin ihre Abscheu vor all den Peinlichkeiten, sexuellen Anspielungen und Grausamkeiten mit intensiver Körpersprache, oft nur mit einem Augenaufschlag, auszudrücken. Bei der Schilderung der völlig überzogenen Gewaltdarstellungen ergreift sie zwar öfters die Flucht, doch die Neugierde, welch wirre und irre Überraschungen das Drehbuch noch zu bieten hat, siegt stets. Den Showdown will sie nicht verpassen. Vielleicht hat der Produzent ja doch recht, der ihr ständig versichert: „Es wird Preise regnen.“

Mark Ravenhill, einer der populärsten Dramatiker des modernen britischen Theaters, wünscht sich: „Der Zuschauer soll irgendwann merken, dass er diesen schrecklichen Film, von dem da geredet wird, wirklich sehen will.“ Regisseur Hans-Jürgen Bertram zeigte sich überaus glücklich, dass die Vorpremiere in der Panoramabar stattfinden konnte, da die lockere Bar-Atmosphäre dem modernen Stück sehr entgegenkomme. Ab Jänner 2017 wird das brisante Gegenwartsstück in den neuen Räumlichkeiten der Theater(Off)ensive in der Eichstrasse 5 in Salzburg-Schallmoos zu sehen sein.

„Das Produkt“ von Mark Ravenhill. Theaterverein Janus. Regie: Hans-Jürgen Bertram. Bühnenbild und Ausstattung: Otto Beck. Mit: Melanie Arnezeder und Bálint Walter. Fotos: Theaterverein Janus

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