Elisabeth Pfister: Wenn Frauen Verbrecher lieben

Elisabeth Pfister

Elisabeth Pfister | Foto: Aufbau Verlage © Rami Cohen

Elisabeth Pfister: Wenn Frauen Verbrecher lieben

Autorin: Elisabeth Pfister
Titel: Wenn Frauen Verbrecher lieben
ISBN: 978-3-86284-272-8
Verlag: Ch. Links Verlag
Erschienen: Dezember 2013

Klappentext:

Verurteilte Mörder, Totschläger oder Sexualverbrecher werden im Gefängnis körbeweise mit Liebesbriefen überschüttet. Und nicht selten läuten dann in der Gefängniskapelle die Hochzeitsglocken.

Wer sind die Frauen, die sich in solche Männer verlieben? Was treibt sie dazu? Und wie leben sie die Beziehung mit dem Traummann hinter Gittern?

Anhand von authentischen, hochdramatischen und tragischen Schicksalen geht Elisabeth Pfister diesem weithin unerforschten Phänomen nach.

Einfühlsam erzählt sie von den dunklen Seiten dieser Frauen, von bewussten und unbewussten Motiven und der späteren Realität außerhalb der Gefängnismauern.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Was fasziniert Frauen an den Abgründen von schweren Straftätern?

Obwohl das vorgestellte Buch schon 10 Jahre alt ist, ist das Thema aktueller, denn je: Denn gerade jetzt spaltet der „Fall Josef Fritzl“ in den Österreichischen Medien wieder die Menschen des Landes und auch zum 30. Todesjahres des mutmaßlichen Prostituiertenmörders Jack Unterweger sind einige Bücher neu erschienen.

Ich machte mich auf die Suche nach Literatur, das dem Grund dieser Faszination nachgeht und stieß dabei auf das Buch der Journalistin Elisabeth Pfister.

Seit längerem versuche ich, die, als Hybristophilie bezeichnete, Liebe von Frauen zu männlichen Schwerverbrechern zu ergründen. Was bringt biedere, gesellschaftlich gut situierte, oftmals sogar verheiratete Frauen dazu, in Briefkontakt mit inhaftierten Vergewaltigern, (pädophilen) Mördern, Serientätern,…. zu treten, ihre Taten völlig auszublenden und sich in sie zu verlieben? Sie stellen oftmals alles andere hinten an und nehmen sogar den Verlust von Familie und Freundeskreis in Kauf.

Die Recherchen der Autorin fördern Erstaunliches zutage: Oftmals sind es gerade misshandelte Frauen, die schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht haben und/oder  einstmals misshandelte Kinder. Denn hier sind sie mächtiger als die Männer, sie haben es in der Hand, wie oft sie auf Besuch kommen, sie bestimmen hier, sie haben Geld und Macht gegenüber dem unter ständiger Kontrolle stehenden, meist noch voraussichtlich jahrelang inhaftierten Mannes.

Aber auch ein Helfersyndrom könnte eine wichtige Rolle spielen. Sie fühlen sich als Retterinnen, als Therapeutinnen, die als einzige in der Lage sind, dem tief gefallenen, straffällig gewordenen Serientäter zu helfen, sie fühlen sich als die „Übermutter“ des Inhaftierten. Viele dieser Motive laufen auf der unterbewussten Ebene ab.

Es gibt aber noch weitere Motive, wie der renommierte Gerichtspsychiater Dr. Reinhard Haller im Gespräch mit der Autorin ausführt, denn selbst Häftlinge in den amerikanischen Todeszellen sind von diesem Phänomen nicht ausgenommen, was manchmal zu fast absurden und aufwändigen Aktionen solch´ verliebter Frauen führt.

Anhand von vielen Fallbeispielen, aber auch von Gesprächen mit Psychiatern, Therapeuten  und Gutachtern, Interviews mit betroffenen Frauen und Literaturrecherche hat die Autorin ein spannendes und informatives Buch gestaltet.

Pfister führt den Leser in eine fremde Welt, deren Motive gleichzeitig aber auch wieder sehr vertraut anmuten.

Klar und empathisch nähert sich die Autorin dem Thema, ohne die Taten zu beschönigen. Eine Frage, aber blieb (mir) unbeantwortet: Wie geht es den Opfern dieser Täter, wenn sie hören, wie viel Zuwendung ihre Peiniger, die Mörder ihrer Kinder oder die brutalen Vergewaltiger (…) bekommen? Denn sehr oft glauben die verliebten Frauen, dass ihr Geliebter entweder unschuldig ist oder sie wollen von den Taten nichts wissen, obwohl sie selber eigentlich Teil der „Opferschemata“ dieser Verbrecher in Freiheit wären.


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